Ausgezeichnet agierten die Instrumentalisten des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen. Gerade die solistischen Auftritte waren bewundernswert und sein Bestes gab der Chor der Kantorei. Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Kantorei bietet barocken Glanz und Glaubensvermittlung / Franke beweist guten Griff bei Solisten und Orchester

Von Siegfried Kouba

St. Georgen. "Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie", wusste Ludwig van Beethoven. Die Besucher der beiden Konzerte am Wochenende in der Lorenzkirche durften dies sprichwörtlich erfahren.

Spezifiziert wurde christlich-jüdische Glaubenshaltung vermittelt; dies auf der Achse Dresden – Venedig, die bis nach Neapel und Thüringen erweitert werden konnte. In der Samstag-Aufführung stand "Glanz des Barock im musikalischen Dialog" auf dem Programm. Die Zwiegespräche wurden zwischen Solisten, Chor und Orchester geführt.

Auf liturgische Dramaturgie aufgebaut

Mit einem gewissen roten Faden waren die Komponisten Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Jan Dismas Zelenka und Antonio Lotti verbunden, entweder durch historisch-räumliche Verknüpfung, Geisteshaltung oder musikalische Fernwirkung.

Geschickt hatte Dirigent Helmut Franke das Programm mit einer gewissen liturgischen Dramaturgie aufgebaut. In der Auswahl von Solisten und Orchester hatte er einen guten Griff getan. Ihre Feuertaufe bestand Pfarrerstochter Sophie Fritsch, die kurzfristig für die erkrankte Konstanze Ruttloff einspringen musste. Die Studentin überzeugte mit vollem Einsatz, gerundetem Alt und textlicher Ausstrahlung.

Markéta Mátlová etwasfür Augen und Ohren

Eine Augen- und Ohrenweide war die hier längst bekannte Markéta Mátlová. Sie musste sämtliche Arien übernehmen und hatte daher auch einige Altpartien zu singen. Darin war sie besonders zu bewundern, denn tiefe Stellen meisterte sie bravourös. Im Übrigen hat sie einen hohen Reifegrad des Soprans erreicht und unleugbar ist die jugendlich bewahrte Frische ihres Gesangs. Beim "Gloria patri" (Zelenka) jubilierte sie mit glockenklarem Einsatz.

Mit warmem Schmelz in den Stimmbändern gefiel der Tenor Stephan Frieß. Leuchtende Momente vermittelte er vor allem beim "De torrente in via bibet", wobei Konzertmeister Georg Riedmann die hervorragenden, virtuosen geigerischen Accessoires lieferte – Barock pur!

Einen alten Bekannten traf man mit Daniel Blumenschein, der vor allem in Basstiefen zu bewundern war. Die Kantate "Ich habe genug" wird unvergessen bleiben und beide Männer leisteten grandiose Stimmgewalt beim "implebit ruinas". Die Soli-Damen beeindruckten mit angeglichenen Stimmen beim "laudamus te" im "Gloria" und das Quartett war in sich gerundet beim "dominus a dextris tuis" (Lotti) zu hören.

Recht gut präpariert war der Chor, der präzise beim Gloria (Vivaldi) einsetzte, bestens das "et in terra pax" dynamisch gestaltete und hier tief empfundene, geheimnisvolle Stimmung transportierte. Eine Glanzleistung vermittelte der Chor beim "donec ponam..." (Lotti) – einfühlsam, ausgewogen, abgerundet und in nötiger dynamischer Zurückhaltung.

Viel Konzentration fordert Zelenka

Nicht immer konnte der Chor Spannungsfeld und Präsenz durchhalten, was dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tat. Viel Konzentration forderte Zelenka beim "Amplius lava me" ab und nötige Dramatik wurde in den doppelten Erbarmungsruf "Miserere mei" hinein gelegt.

Gerade diese Stimulans vermittelte das Orchester, das über herausragende Solisten verfügt wie Alfons Schwab (Oboe), der Konzertmeister, oder die Continuo-Gruppe, wobei der Kontrabassist ein solides Fundament bot.

Eine Wiederholung des Konzerts gab es am gestrigen Sonntagnachmittag ebenfalls in der Lorenzkirche.