Der ehemalige Stadtbaumeister Bodo Graf hat in St. Georgen viele Projekte realisiert. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Ehemaliger Stadtbaumeister Bodo Graf ist gestorben / Leben von Einsatz für Hilfsbedürftige geprägt

St. Georgen. Das Feuerwehrgerätehaus, der Kindergarten Schatzinsel, das Gewerbegebiet Hagenmoos – viele Plätze und Gebäude in der Bergstadt erinnern daran, was Bodo Graf in St. Georgen bewegt hat. 17 Jahre lang leitete er das Stadtbauamt, realisierte in dieser Zeit zahlreiche Projekte, war ein geschätzter Vorgesetzter im Rathaus und ein wichtiger Ratgeber des Bürgermeisters. Bestürzung war die Reaktion im Ratssaal, als zu Beginn der Gemeinderatssitzung bekannt gegeben wurde, dass Graf in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 78 Jahren gestorben ist.

Seine Mitmenschen – ob privat oder beruflich – lagen ihm stets am Herzen. Sprach Graf über seine Arbeit, so vergaß er nie die Bedeutung seiner Mitarbeiter zu erwähnen, lobte Bauamt, Bauhof und Stadtwerke. In seine Amtszeit fielen neben den bereits genannten Gebäuden unter anderem die Umgestaltung der oberen Gerwigstraße, die Ausweisung diverser Baugebiete und die Entwicklung des Flächennutzungsplans 2000. Letzterer besitzt noch heute Gültigkeit. Aus dem Plan ging unter anderem das Gewerbegebiet Hagenmoos-Engele hervor.

Bei seiner Arbeit konnte er auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Der studierte Architekt und Städteplaner hatte unter anderem beim staatlichen Hochbauamt in Offenburg, der Hochbauabteilung der Stadt Kehl und als Verbandsbaumeister in Fridingen gearbeitet, ehe er in die Bergstadt kam.

Das Heinemann-Areal war eines der zentralen Projekte, das ihn seine gesamte Amtszeit beschäftigte. Als er im Jahr 2005 in den Ruhestand ging, äußerte er sein Bedauern, dessen Vollendung nicht mehr aktiv mitzuerleben.

Herz schlug für Afrika

Eine weitere Errungenschaft von Graf war, dass durch sein Engagement die Untere Baurechts- und die Denkmalschutzbehörde nach St. Georgen kamen. Obwohl diese mittlerweile wieder am Landratsamt angesiedelt sind, ersparte er damit für einige Jahre den Bergstädtern den Weg nach Villingen-Schwenningen.

Graf, das steht außer Frage, lag die Bergstadt am Herzen – nur mit dem Wetter hatte er bis zuletzt seine Probleme. Für den gebürtigen Offenburger schien der Schwarzwald immer ein bisschen zu kalt.

Privat ging es daher auch immer wieder in südlichere Gefilde – allerdings nicht zum Vergnügen. Graf engagierte sich mehr als 40 Jahre in Afrika, half unter anderem beim Bau eines Kinderkrankenhauses im Senegal und Arztstationen in Tansania und Kenia. Regelmäßig flog er mit seiner Frau Astrid in ärmere Länder, für ihre Mithilfe war er stets dankbar. "Ohne die Unterstützung der Frau bleibt der Mann zweiter Sieger", betonte er einmal. Gemeinsam übernahmen sie unter anderem Patenschaften für die Ausbildung von Mädchen in Kenia.

Für sein soziales Engagement erhielt Graf im Jahr 2007 die Ehrenbürgerschaft der senegalesischen Stadt Joal und wurde mit der Ehrennadel von Baden-Württemberg ausgezeichnet. Dabei würdigte das Land nicht nur sein Wirken in Afrika, sondern auch in Osteuropa. Dort war er am Bau des "Hauses der Barmherzigkeit" im weißrussischen Minsk beteiligt, das ein Waisenhaus und ein Altenheim beherbergt. Dafür nahm er beachtliche finanzielle Risiken auf sich.

Seine soziale Einstellung spiegelte sich auch in seiner politischen Einstellung wider. Graf war überzeugter Sozialdemokrat, begleitete einst Willy Brandt während des Wahlkampfs und lernte auch dessen private Seite kennen.

Eine weitere Leidenschaft war für ihn der Sport. Neben Tennis und Skifahren schlug Grafs Herz vor allem für den Fußball. Früher spielte er aktiv, neun Jahre lang hatte er außerdem den Vorsitz des St. Georgener Fußballvereins inne. Dabei war er sich auch nie zu schade, selbst mit anzupacken, nahm sich der Sanierung des hoch verschuldeten Vereins an. Die Fusion von FV und DJK, die den Fortbestand sicherte, krönte seine Arbeit.

Auch wenn Bodo Graf die Bergstadt nun für immer verlassen hat – die Spuren seines Wirkens, ob sportlich, sozial oder als Stadtbaumeister, werden nie gänzlich verblassen.