Sie sind die Vorderwälder-Züchter mit den besten Kühen, die von Zuchtleiter Franz Maus (links) und seinem Kollegen Johannes Hohloch (rechts) ausgezeichnet werden. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Versammlung: Vorderwälder-Züchter ziehen Bilanz und zeichnen aus / Impfung gegen Blauzungen-Krankheit

Das Wäldervieh, im vorliegenden Fall die etwas größere und schwerere Vorderwälder-Rasse, stand einmal mehr im Mittelpunkt, denn erneut hatte der Züchterverein Brigach-Bregtal zur Generalversammlung ins Gasthaus Waldeck in Oberkirnach eingeladen.

St.Georgen-Oberkirnach. Etwa 40 Züchter der Vorderwälder Rinder hatten sich die Zeit genommen, die Versammlung zu besuchen. Die immer weniger gehörnten Rinder sind keine absoluten Hochleistungs-Milchkühe, doch ihre hochwertige Milch mit hohen Fett- und Eiweißanteilen sowie das feinfaserige, zart-saftige Fleisch machen die Vorderwälder zu einer echten Zweinutzungsrasse. Daneben sind sie bis ins "hohe Alter" nutzbar, anders als viele andere Rassen, die nach zwei bis drei Laktationen am Ende sind.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Kuh "Elena", die bei Walter Fichter aus Peterzell im Stall steht. Sie hat seit ihrer Geburt im Jahr 2002 13 Kälber auf die Welt gebracht und insgesamt 120 101 Kilogramm Milch geliefert, was einem Durchschnitt von 8676 Kilo entspricht. "Turtle", die auf dem Untermühlbachhof in Peterzell lebt, hat zwar deutlich weniger Milchleistung, dafür aber bereits 16 Kälber geboren – sie wird nach Demeter-Grundsätzen gehalten, was dem strengsten Bio-Siegel entspricht.

Eine Ehrung erhielten Walter und Roland Fichter aus St. Georgen. Die wohl höchste Milchleistung aller Kühe im Züchterverein hat "Elisa 12" von Roland Fichter (Oberkirnach) abgeliefert. 10 044 Kilogramm Milch hat diese im vergangenen Jahr gegeben, allerdings rangiert sie dennoch nur auf Rang vier der Bestleistungen. In die Wertung fließen vor allem die Inhaltsstoffe Fett und Eiweiß mit ein. Und da konnten "Fina" und "Beauty" von Klaus Riesle (Gütenbach, Breiteckhof GbR) mit 9770 und 9055 Kilo wesentlich mehr punkten, da deren Milch wesentlich inhaltsschwerer wogen, ebenso Walter Fichters "Olga", die 9457 Kilogramm abgegeben hatte. Dafür konnte sich der Lokalmatador bei den 16 besten Kühen zehnmal behaupten. Im Durchschnitt aller Betriebe hat Fichter die Nase knapp vor dem Breiteckhof von Klaus und Pirmin Riesle, was die Inhaltsstoffe anbelangt.

Erfreulich sei, so Zuchtleiter Franz Maus, dass auch Bio-Betriebe auf vorderen Plätzen zu finden seien, was auf ein sehr ausgewogenes Grundfutter spreche.

Neben Ortsvorsteher Franz Günter konnte der Vorsitzende Klaus Riesle auch Vertreter der Molkereien Omira und Schwarzwaldmilch sowie der Rinderunion begrüßen. Kassier Eberhard Beha rechnete ein kleines Plus in der Kasse vor. Benedikt Pfister von der Schwarzwaldmilch sieht die Zukunft in Marken wie Weide- oder Biomilch – der Verbraucher honoriere dies.

Tendenziell weiter relativ gut bezahlt werde die Biomilch. Er sieht Schwarzwaldmilch generell gut aufgestellt, bei allerdings leicht gesunkenen Preisen für Biomilch. Hier habe sich der Futtermangel bisher noch nicht ausgewirkt, was eigentlich zu einer Verknappung führen sollte. Über 300 Millionen Kilogramm Milch habe man im vergangenen Jahr weiter verarbeitet, derzeit sei man in Verhandlungen wegen des Aufbaues einer Käserei.

Chefveterinär Michael Langer hatte nach tierärztlich guten Jahren eher schlechte Nachrichten. Die Blauzungen-Krankheit sei nun wieder in Baden-Württemberg angekommen, vorwiegend Typ 8. Im Kommen sei aus Richtung Schweiz auch Typ 4 – daher rate er sicherheitshalber zur Impfung gegen beide Stämme. Ab Ende Februar hoffe er darauf, dass es einen Impfstoff gegen beide Typen gebe. BHV 1, das Bovine Herpes-Virus, galt in Baden-Württemberg als ausgerottet, dennoch gab es aktuell mehrere Fälle.

Franz Maus sprach der Rasse hohe Leistungen zu. Immer wieder erstaunlich für Züchter vieler anderer Rassen seien die vielen "alten Damen" in den Vorderwälder-Ställen, die zehn und mehr Abkalbungen erlebt hätten – so alt würden Tiere anderer Rassen nicht sehr häufig. Sorge bereiteten die Erbfehler fehlende Haut- und Haarbildung sowie der Lippenspalt, Kälber mit diesen Gendefekten seien unbedingt anzuzeigen. Leider habe der Bestand der Höfe weiter abgenommen, derzeit züchten noch 280 Betriebe Vorderwälder Kühe, 15 weniger als im Vorjahr.