Benjamin Pütter berichtet über erschütternde Schicksale bei Kinderarbeit. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kinderarbeit: Benjamin Pütter berichtet über Zustände in Indien

Von Stephan Hübner

St. Georgen (hü). Über bedrückende Zustände, Morddrohungen und tote Kinder in indischen Steinbrüchen sowie das Gütesiegel "XertifiX" sprach Benjamin Pütter auf Einladung der Steuerungsgruppe "Fair Trade-Town".

Benjamin Pütter setzt sich seit 20 Jahren für Kinder ein und war Mitgründer von "XertifiX". Der evangelische Theologe arbeitete für Misereor und befreite muslimische Kinder aus der Sklaverei. Derzeit arbeitet er für die Sternsänger, die politischer werden und mehr gegen Kinderarbeit tun wollen. Laut Benjamin Pütter findet sich ein Drittel aller weltweit arbeitenden Kinder in Indien. Er berichtete von lebenslanger Schuldknechtschaft, Folterungen oder Totprügeln und zeigte Fotos von Kindern die bei der Herstellung von Zigaretten, Flipflops oder Metallpinzetten ihre Gesundheit ruinieren. Auch der Handel mit Kinderorganen sei in Indien häufig. 99 Prozent der in Deutschland neu verlegten Pflastersteine stammen aus Indien oder China, 40 bis 70 Prozent der Grabsteine aus Indien. Dazu kommen Grabsteine oder Garten- und Küchenplatten. Die Familien in Steinbrüchen arbeiten ohne Mund-, Augen- und Ohrenschutz.

Die Kinder leben von Geburt an nahebei und beginnen in jungen Jahren zu arbeiten. Wegen der Steinstaublunge beträgt die Lebenserwartung 30 Jahre. "Das ist schleichender Mord." Es gibt Verletzungen und Todesfälle, wenn Sprengstoff beim Verdichten von Hand explodiert. Ganz neu ist die von der indischen Regierung anerkannte Information von in Steinbrüchen gefundenen Kinderleichen. Grund ist der Aberglaube, dass es zu mehr Geld führt, wenn man Kinder dort umbringt und vergräbt. Die Arbeit ist auch für Kontrolleure gefährlich. Laut Benjamin Pütter gab es immer wieder Morddrohungen und Morde an Beobachtern. "Verbot ohne Hilfe ist zynisch."

Benjamin Pütter berichtete von der Arbeit von "XertifiX" und Misereor, Frühlernzentren, Kindergärten, Schulen und Übergangszentren für befreite Kinder. "XertifiX" zertifiziert Steinbrüche und kontrolliert sie immer wieder unangekündigt um Kinderarbeit zu verhindern. Beteiligt an "XertifiX" sind Hilfswerke, Nichtregierungsorganisationen und die IG Bau. Benjamin Pütter sprach von der Bedeutung bewussten Einkaufs in Deutschland. Selbstbescheinigungen von Steinmetzen besagten aber gar nichts, "einfach nur Betrug" sei das IGEP-Zertifikat.

Unglaublich erscheint die Entscheidung eines deutschen Gerichts gegen Benjamin Pütter. Demzufolge ist der Verkauf von Gütern aus ausbeuterischer Kinderarbeit in Deutschland erlaubt und muss daher geschützt werden. Ein Hinweis auf ein Verbot von Kinderarbeit wurde laut Gericht den Verkauf stören und wurde Benjamin Pütter verboten.