Thorsten (rechts) und Robert Rettich (links), Geschäftsführer von J. G. Weisser, zeigen Marcel Klinge den Betrieb. Foto: Schuster Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Bundestagsabgeordneter Marcel Klinge sucht das Gespräch mit Unternehmen aus der Bergstadt

Marcel Klinge stattete der Bergstadt einen Besuch ab. Bei J. G. Weisser wollte er mit Unternehmen aus der Region ins Gespräch kommen. Der Bundestagsabgeordnete übte dabei Kritik an Reglementierungen.

St. Georgen. Besonders die Bundespolitik, aber auch der Politikbetrieb im allgemeinen standen mächtig in der Kritik beim Unternehmertreffen, zu dem Marcel Klinge, Bundestagsabgeordneter der FDP, nach St. Georgen eingeladen hatte. Das Gespräch mit Betriebsbesichtigung fand in der Werkzeugmaschinenfabrik von J. G. Weisser statt.

Innovationen und erworbene Kompetenz sind wichtig

Marcel Klinge, der bei den vergangenen Bundestagswahlen erstmals in das Bundesparlament gewählt wurde, möchte laut eigener Aussage die "Bodenhaftung" auch als Abgeordneter nicht verlieren. Er suche das Gespräch mit den Bürgern, Verbänden sowie der heimischen Wirtschaft. Ihm sei die Insider-Perspektive, hier eben beim Treffen mit Unternehmern vor Ort, sehr wichtig.

Geschäftsführer Thorsten Rettich gab einen kurzen Abriss der Geschichte der Firma J.G. Weisser, die bereits im Jahr 1856 von Johann Georg Weisser gegründet wurde. Er stellte auf einer Zeitskala die Meilensteile des fest in St. Georgen verwurzelten Familienunternehmens dar und ging dann auf die strategische Aufstellung des Unternehmens in der heutigen Zeit ein.

Für die Firma gelte der Grundsatz, dass sowohl Innovation als auch die über Generationen erworbene und bewahrte Kompetenz als Industriebetrieb entscheidend für ein in der Zukunft erfolgreiches Wirtschaften sei. J. G. Weisser beschäftige derzeit etwa 500 Mitarbeiter, zehn Prozent davon seien Auszubildende. Mit anderen Betrieben bestünde eine erfolgreiche Kooperation, von der alle Beteiligten ihren Nutzen hätten, so Rettich.

Anschließend führten Thorsten und Robert Rettich die Besucher bei einem Rundgang durch den Betrieb. Sie präsentierten verschiedene Erzeugnisse, erläuterten Betriebsabläufe und beantworteten zahlreiche Fragen.

Im Folgenden stellte sich Klinge, der in seiner Fraktion im Bundestag zuständig für Tourismus ist, den Gästen persönlich vor. Er ging auf die seiner Meinung nach unzureichende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ein, beklagte eine Über-Reglementierung und bürokratische Hemmnisse in Form neuer Gesetze, die den Unternehmern das erfolgreiche Wirtschaften schwer machten, und erwähnte den grassierenden Fachkräftemangel.

"Deutschland muss auch endlich damit aufhören, bei EU-Verordnungen seinerseits nochmals 20 Prozent Verschärfung draufzusatteln", sagte Klinge. Der Abgeordnete möchte mehr investieren, statt "Geschenke" zu verteilen. Er bezog sich hier auf die jüngst gefassten Beschlüsse zur Rentenerhöhung. Eine qualifizierte Zuwanderung, die in einem entsprechenden Einwanderungsgesetz zu regeln sei, müsse endlich vom Bundestag beschlossen werden.

Auch im Bereich Bildung, die ja Ländersache sei, liege viel im Argen. Ein einheitlicher nationaler Bildungsstandard sei anzustreben. Klinge mahnte entschiedenere Anstrengungen bei der Digitalisierung an und erntete Zustimmung in den Diskussionsbeiträgen der Gäste.

Entscheidungsfindung ist oft ein langwieriger Prozess

Bürgermeister-Stellvertreter Manfred Scherer sprach derweil lokale Themen an, wie etwa die Verlängerung des Ringzuges nach St. Georgen und den fehlenden Lückenschluss der Bundesstraße 523 nördlich von Villingen. In der anschließenden regen Diskussion beklagte Thorsten Rettich ebenfalls die zunehmenden bürokratischen Hürden. Er kritisierte, wie auch einige anwesende Unternehmer, die seiner Meinung nach extreme Langsamkeit bei politischen Entscheidungsfindungen.

Deutschland müsse aufpassen, international nicht ins wirtschaftliche Abseits zu geraten. Der Geschäftsführer mahnte im Rahmen dessen an, auch mal eine Sache, in die man sich verheddert habe, "zu beenden, statt immer weiter daran herumzudoktern" und den Mut aufzubringen, neu zu starten. Sachverstand, Vernunft und Argumente müssten wieder mehr Geltung erhalten als parteipolitisches Lagerdenken.