Die Milchwirtschaft ist Thema beim Treffen des Vereins Forum Pro Schwarzwaldbauern. Foto: © torwaiphoto – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Forum Pro Schwarzwaldbauern trifft sich mit Bergbauer Heinz Gstir zum Austausch

Das Forum Pro Schwarzwaldbauern hat sich vor Kurzem mit dem Tiroler Bergbauer Heinz Gstir im "Schwanen" auf dem Fohrenbühl getroffen.

St. Georgen-Oberkirnach/ Hornberg. "Berglandwirtschaft braucht mehr als Marketing", war das Thema des Treffens, weil im globalen Markt die Landwirtschaft in den Bergen immer mehr an den Rand gespült wird, aber im Marketing als Kulisse herhalten muss.

Diese Entwicklung hat Heinz Gstir vor 30 Jahren verstanden, als seine Dorfkäserei Hatzenstädt politischen Plänen zur Zentralisierung der Milchwerke weichen sollte. Als Obmann gelang ihm das Kunststück, alle 43 Bauern der Sennereigenossenschaft zu Umstellung auf biologischen Landbau zu überzeugen und die Dorfsennerei zur ersten Biosennerei zu machen.

Dabei ist Heinz Gstir kein Bio-Ideologe, sondern ein bodenständiger Bauer, der nicht nur rechnet, sondern gelernt hat, wie der Markt funktioniert. Deshalb hat ihn das Forum eingeladen. Heinz Gstir erklärte den Schwarzwaldbauern, dass der Handel, um konkurrenzfähig zu sein, immer versucht seine Kosten auf die Erzeuger abzuschieben, weshalb die Bauern in den Bergen immer weniger mithalten können.

Darum sieht er im biologischen Wirtschaften in einer Genossenschaft einen ethischen Anker der Berglandwirtschaft in der Marktwirtschaft, um den hohen Wert des Kulturgutes der kleinstrukturierten Landwirtschaft im Alpenraum zu erhalten.

Mit dieser Einsicht hat Heinz Gstir seine Erfahrungen im Ort auf das Land Tirol ausgedehnt und mit elf weiteren Sennereien vor 17 Jahren die Genossenschaft Bio vom Berg gegründet. Der kooperative Ansatz ist aufgegangen. Der Umsatz stieg mit acht Produkten und 700 000 Euro im ersten Jahr auf heute 160 Produkte und mehr als zehn Millionen Euro.

Irrweg erkannt

Die Landwirtschaft in Tirol hatte sich schon früher als im Schwarzwald auf Milchwirtschaft spezialisiert und sich damit von der regionalen Nachfrage entfernt und vom überregionalen Markt abhängig gemacht. Diese Einbahnstraße hat die Genossenschaft Bio vom Berg als Irrweg erkannt und sieht sich als Drehscheibe für eine regionale Versorgungskultur – indem sie nicht selbst verkauft, sondern die Logistik zwischen Bauern, ihren Käsereien und dem Handel in bäuerlicher Hand organisiert.

Als Erfolgsfaktoren sieht Heinz Gstir seine Partner auf beiden Seiten, die Mixtur der regionalen Vielfalt von Erzeugnissen und die Orientierung an der Besonderheit Bio vom Berg.

So sei Milch von Kühen, die kein Kraftfutter fressen, die gesündere und schmackhaftere, während für die Massenproduktion Futter importiert wird. Zu Bio vom Berg gehört aber auch, dass in Tiroler Tälern wieder Getreide für Brot und Bier und Gemüse angebaut wird sowie Eier und Äpfel erzeugt werden.

Das sind Zeichen für die aktive Auseinandersetzung mit dem wirtschaftlichen Umfeld und dem Streben nach bäuerlicher Unabhängigkeit. So ist Heinz Gstir überzeugt, den Trend zum ethischen Konsum lange vor NGOs und Handelsketten erkannt und umgesetzt zu haben. Heute sieht er seine Aufgabe im Absichern des erfolgreichen Weges, um ihn nicht grenzenlosem Wachstum zu opfern. Denn die Größe einer Genossenschaft sei dann erreicht, wenn sie die geistige Sichtweise des einzelnen Mitgliedes übersteige.

"Können es nicht kopieren"

Nach einer Diskussion fasste der Vorsitzende des Forum Pro Schwarzwaldbauern zusammen, was von dem Tiroler Projekt für den Schwarzwald zu lernen sei. "Wir können es nicht kopieren", stellte Siegfried Jäckle fest, weil die Beziehungen in Tirol von einem Tal ausgehen, vom Schwarzwald aber viele Täler weggehen – aber die Erfolgsfaktoren sollten verstanden werden: erstens die kulturelle Identität und soziale Kompetenz, zweitens der Aufbau auf Beziehungen vom Land zur Stadt und drittens die Bündelung der Spezialisten zur regionalen Vielfalt.

Weil diese Erfolgsfaktoren im Widerspruch zur isolierten Politik für ländliche Entwicklung stehen, hat das Forum an die Bundeskanzlerin und die Ministerinnen für Landwirtschaft und Umwelt nach dem Agrargipfel einen Brief geschrieben, in dem sie statt der Förderung einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft, in der Berggebiete nicht mithalten können, ein Leitbild für eine wirklich nachhaltige Landwirtschaft fordern. Das Forum plant daher, das alte ökonomische Leitbild weiter zu hinterfragen und über Alternativen aufzuklären.