Noch recht jung, aber schon künstlerisch reif geben sich die Vokalsolisten Lea Decker (Sopran, von links), Klemens Mölkner (Tenor) und Simon Hegele (Bass). Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: "Die Jahreszeiten" von Joseph Haydn erfolgreich aufgeführt / Musiker der Hochschule brillieren

Großen Anklang fand jüngst die Aufführung von "Die Jahreszeiten" in der Lorenzkirche. Die Musikhochschule Trossingen bot ein niveauvolles Konzert.

St. Georgen. Ein großes Werk eines alten Meisters wurde durch junge Interpreten in der Lorenzkirche erfolgreich aufgeführt: Joseph Haydns Oratorium "Die Jahreszeiten".

Künstlerischer Leiter Michael Alber reiht sich in den Chor

Hinter allem stand als künstlerischer Gesamtleiter Michael Alber von der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen, der sich in den Chor einreihte. Er ließ angehenden Kollegen den Vorrang am Dirigentenpult. Alle drei Aspiranten gaben eine gute Figur ab. Nikolai Ott, der "Frühling" und "Sommer" dirigierte, setzte den ganzen Körper wippend ein, um Schwung zu verleihen. Mit gewisser Nonchalance und den Taktstock elegant gleiten lassend führte Sebastian Walser beim "Herbst". Mit weit ausholenden Armen nahm Kelvin Tsui die Akteure beim "Winter" mit und achtete besonders auf den Kontakt zu den Solisten.

Die Jahreszeiten werden häufig mit der "Schöpfung" verglichen. Der Komponist gab selbst doppelt Antwort. "Die Jahreszeiten haben mir den Rest gegeben. Ich hätte sie nicht schreiben sollen." Dabei wurde auch in der Aufführung der einfallsreiche Geist des fast 70-Jährigen deutlich: "In dem einen (Schöpfung) sind die Personen Engel, in dem anderen (Jahreszeiten) sind sie Bauern".

Ein Puzzle aus Chorgesang, Kavatinen, Arien und Rezitativen

Die vier Oratorium-Segmente sind eine riesige Idylle mit Naturereignissen und bäuerlichem Leben, zusammengesetzt aus teils kleinen Puzzleteilen von Chorgesang, Rezitativen, Arien und Kavatinen. Erfreulich war das Vokaltrio zu hören. Lea Decker überzeugte mit lieblichem Timbre ihres Soprans, freundlicher Ausstrahlung und Beherrschung von Koloraturen überzeugte. Aus Kantaten und Messen bringt Klemens Mölkner eine große Portion Erfahrung mit und begeisterte hier als ausdrucksstarker Oratoriensänger. Er setzte seinen Tenor mit klarer Aussprache und Ornamentik ein, kokettierte mit den Texten und mit der Sopranistin, die beide innige Liebesszenen boten. Der Bassist Simon Hegele verfügte über eine angenehme, ausdrucksstarke Stimme, die besonders in der Tiefe gefiel, aber etwas mehr Kraft vertragen hätte, Geltung jedoch durch feine Rezitative erzielte.

Wie die Solisten sorgten Chor und Orchester für eine pittoreske Gestaltung des ländlichen Lebens. Effektvoll war der Einsatz eines Fernchores auf der Kirchenempore, und überzeugen konnten viele Soloeinsätze: von Oboe über Hörner bis Konzertmeisterin. Expressive Bilder von Aussaat und Hoffnung auf Regen wurden gezeichnet, der Sommer wurde in schillernden Farben von Gluthitze, Unwetter und Erschütterung der Erde in Szene gesetzt, und der Herbst wurde mit "behagender, munterer Jagd", Blitz (Geigen) und Knall (Peitsche) und fröhlicher Weinernte eingefangen. Mystisches transportierte das Orchester mit der Einleitung zum "Winter", der durchaus Sonnenstrahlen zuließ und schließlich ein Credo des Komponisten ablegte: "Mit Jubelsang dann gehen wir ein in deines Reiches Herrlichkeit. Amen."