Lothar Baur freut sich, dass Petra Säger künftig die "Großbauer Linde" betreibt. Foto: Klossek

Petra Säger hat Lokal im Stockwald wiedereröffnet. Konzept: schnörkellos, bodenständig, regional.

St. Georgen - Mehrere Jahre waren die Türen der "Großbauer Linde" geschlossen. Seit Mai kann das Ausflugslokal an Feiertagen und am Wochenende wieder angesteuert werden. Die neue Pächterin hat bewusst anfangs kein großes Aufheben um die Eröffnung gemacht.

Petra Säger sitzt zurückgelehnt auf einem dunkelblauen Plastikstuhl. Zufrieden blickt sie in die Sonne. Um sie herum schwirren Junikäfer. Außer den summenden Flügelschlägen ist nicht viel zu hören. Keine Autos, kein Verkehr, Natur pur – fernab der hektischen Stadt.

Wenn Säger rund sechs Wochen zurückblickt, ist Ruhe wohl nicht das erste Wort, das ihr einfällt. Am Maifeiertag stand für sie und ihr Team die Feuertaufe an. Mehr oder weniger still und heimlich wurden an diesem Tag die "Großbauer Linde" erstmals geöffnet. "Wir haben bewusst auf Mund-zu-Mund-Propaganda gesetzt", erzählt sie. Das Team wollte erste Erfahrungen sammeln, sich einfinden, Abläufe optimieren – und nicht von der breiten Masse überrannt werden.

Freunde und Familie helfen

Die Werbetrommel blieb also nahezu unberührt. Doch der Ruf der "Großbauer Linde" als schönes Ausflugslokal sowie die Bekanntheit der Familie Säger in Villingen und dem Umland sowie St. Georgen reichten bereits aus. "Am 1. Mai war es hier knallevoll", sagt Säger und lacht. Müde, geschafft und doch stolz und glücklich seien die Helfer am Ende des Tages gewesen. Bereits da war klar: Das mit der "Großbauer Linde" kann was werden.

Doch die 57-Jährige betont: Ohne Hilfe geht es nicht. "Ich war und bin begeistert, wie viele tolle Menschen mir helfen, wie groß die Unterstützung ist." Viele Freunde und die Familie, darunter auch viele junge Menschen, packen mit an, um die Gäste zu verköstigen. Denn das Gasthaus betreibt die Physiotherapeutin eigentlich nur nebenbei. Hauptberuflich kümmert sie sich weiterhin um ihre eigene Praxis.

Idealismus statt Profit

Wochenends und an Feiertagen schlüpft sie derweil in die Rolle der Gastgeberin – und fühlt sich darin sichtlich wohl. Dabei gibt sich die neue Pächterin so bodenständig und schnörkellos wie die "Großbauer Linde" selbst. Warum es eine Vesperstube sein sollte? "Weil ich eben Vesper mag", fällt die einfache Antwort aus.

Doch fragt man weiter nach, zeigt sich: Hier sitzt eine Frau, die voller Idealismus steckt. Spricht sie von der Umgebung, gerät sie ins Schwärmen. Von der "Forelle" über den "Breitbrunnen" bis zum "Auerhahn": Mit den Wirtshäusern verbindet Säger Kindheitserinnerungen und die Wehmut darüber, dass vieles geschlossen wurde. Der Profit ist für Säger daher nebensächlich, vielmehr geht es darum, die Umgebung wieder gastronomisch ein Stück attraktiver zu machen.

Regionales steht im Fokus

Die Region rückt derweil auch bei der Produktauswahl in den Vordergrund: Vom Brot über die Wurst bis hin zum Kuchen – alles wird von lokalen Anbietern bezogen oder selbst gemacht. "Wenn meine Schwiegermutter backt, würden wir den Kuchen am liebsten immer selbst essen – das ist ein absolutes Highlight", plaudert Säger aus dem Nähkästchen und lacht. Selbst nach Feierabend geht es familiär zu: Übriggebliebenes wird kurzerhand für die jungen Helfer zusammengepackt. Schließlich soll nichts verkommen. "Wir achten stark auf den Verbrauch", betont Säger. Auch eine kleine, überschaubare Karte soll dazu beitragen, dass wenig im Müll landet.

Regionale, frische Produkte, ein Team aus Familie und Freunden, Idealismus statt Profit – die neue Ära, die auf der "Großbauer Linde" eingeläutet wurde, klingt stimmig. Wie zum Beweis fährt in dem Moment Hofbesitzer Lothar Baur mit dem Traktor vor. "Ich bin froh, dass wir hier so super Leute gefunden haben, die motiviert sind", sagt er.

Denn so ganz nebenbei können nicht nur die Kinder der Ausflugsgäste auf Baurs Hof ein bisschen in die Landwirtschaft hereinschnuppern – auch von weit her lernt man dadurch den Schwarzwald besser kennen. Schon Besuch aus Hongkong und Belgien war zu Gast in der "Großbauer Linde".

Dass der Landwirt Säger im März einfach angesprochen hatte, als sie mit ihren Hunden vorbeispazierte und sich die "Großbauer Linde" anschaute, entpuppte sich damit als echter Glücksfall. "Er hat mir sofort alles gezeigt und der Plan ist gewachsen", meint die 57-Jährige. Was im März schnell zur fixen Idee wurde und im Mai bereits den Probelauf überstand, ist schon nach wenigen Wochen fast Routine. "Jetzt wird es so langsam normal", sagt Säger. Das nächste Wochenende kann also kommen.

Info: Öffnungszeiten

Die "Großbauer Linde", Großbauernweg 2, im Stockwald hat künftig freitags von 16 bis 21 Uhr geöffnet sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 21 Uhr. Die Karte orientiert sich an einer Vesperstube, bietet unter anderem neben Vesperplatten Wurstsalat, Schnitzel oder Salatteller. Darüber hinaus gibt es selbst gebackenen Kuchen.