Gemeinderat: Baugebiet Glashöfe geht in die Offenlage / Anwohner äußert in der Sitzung Bedenken

Lange wurde an der Konzeption für das neue Baugebiet Glashöfe getüftelt. Nun geht das Projekt in die Offenlage. Das durchaus noch Klärungsbedarf besteht, zeigte sich in der Gemeinderatssitzung.

St. Georgen. In vielen Sitzungen ist es nur eine Formsache: die Fragestunde für Bürger. Denn oft gibt es niemanden, der die Möglichkeit in Anspruch nimmt, seine Sorgen direkt dem gewählten Gremium vorzutragen. Am Mittwochabend erhob sich allerdings ein Anwohner der Robert-Koch-Straße, um zum geplanten Baugebiet Glashöfe seine Bedenken zu äußern.

"Vorneweg: Ich habe nichts gegen ein neues Baugebiet", stellte Michael Bitzer klar. Doch er habe das Gefühl, die eigentlichen Planungen für das Gebiet hätten sich in jüngster Zeit in vielen Punkten verändert. Dabei nannte er unter anderem die Straßenführung und die Verdichtung.

Dass sich die Einwohner einmischen, nachfragen – das ist vonseiten der Stadt gewünscht, wie Bürgermeister Michael Rieger betonte. Rein rechtlich sei man erst zum jetzigen Zeitpunkt dazu verpflichtet, die Bürger ins Boot zu holen. Man habe einen anderen Weg gewählt. "Wir haben vom ersten Tag an auf größtmögliche Transparenz gesetzt", betont er.

Stadtplaner: Grundstruktur erhalten

Doch stimmen Bitzers Anmerkungen? Bernd Fahle von der FSP Stadtplanung betonte: "Stadtplanung ist ein Prozess, in dem viel passiert". Er sei der Meinung, dass der erste Entwurf zwar verändert, in seinen Grundstrukturen aber erhalten geblieben ist.

Um zu verdeutlichen, welche Veränderungen warum getroffen wurde, ging Fahle erneut auf einzelne Stellungnahmen der Behörden ein, die bereits in der Vergangenheit im Detail erläutert wurden. Darunter findet sich eine Anmerkungen des Regierungspräsidiums, das in Zeiten von Wohnraummangel eine dichte Bebauung fordert. Das sei sinnvoll, so Fahle. Dennoch habe man auf ein ausgewogenes Wohnangebot geachtet.

Die Feuerwehr St. Georgen merkte im Hinblick auf den Brandschutz an, dass eine Verbindung der Stichstraßen bevorzugt würde – einer der Kritikpunkte Bitzers, der dadurch eine höhere Verkehrsbelastung befürchtet. Man habe die Straßen entsprechend verwinkelt, um dem vorzubeugen, so Fahle. Auch die Reduzierung der Geschwindigkeit durch Poller, wie es Karola Erchinger (FW) vorschlug, oder eine von Constantin Papst (CDU) angesprochene Spielstraße sei möglich.

Im Hinblick auf die Straßenführung interessierte Hans-Peter Rieckmann (FW), von wo aus das Baugebiet erschlossen werden soll. Laut Fahle plane man dies sowohl von der Straße "Am Silberbrünnele" als auch von der Robert-Koch-Straße. Über einen Teil des Geländes, von dem man aufgrund der schwierigen Topografie Abstand genommen hätte, könnten möglicherweise Baustellenfahrzeuge gelenkt werden.

Ein Umstand, den Georg Wentz (FDP) begrüßte. "Bei vier, fünf Jahren Bauzeit wäre das sonst eine extreme Belastung", sagte er im Hinblick auf Baustellenverkehr im Wohngebiet.

Sechs Wochen kann man sich äußern

Hansjörg Staiger (SPD) störte sich an der Idee, erst den unteren und dann den oberen Teil des Baugebiets zu erschließen. Er sei jetzt "lange genug dabei", um zu wissen, das dieses Vorgehen Gefahren berge. Er plädierte dafür, im ersten Bauabschnitt Entwässerung und Infrastruktur anzugehen und erst im zweiten Abschnitt die Bebauung.

Dabei streifte Staiger einen Punkt, der den Planern lange Zeit Sorgen bereitete, wie Fahle zugab: die Ableitung des Regenwassers. Denn im westlichen Teil findet sich ein Trockengrasbiotop, im nördlichen Teil wiederum hätte man mehrere Kaskaden benötigt, um über diesen Bereich das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen. Schlussendlich entschied man sich daher für unterirdische Zisternen.

Im Anschluss an Fahles Ausführungen ging Andrea Meiler von Faktor Grün auf die Untersuchungen im Hinblick auf Arten- und Umweltschutz ein. Das Ergebnis: Zwar gibt es diverse Tier- und Pflanzenarten, die es zu schützen gilt, das Projekt ist aber nicht in Gefahr.

Nach zahlreichen Wortmeldungen stand fest: Es gibt noch Klärungsbedarf. Nicht zuletzt ein möglicher Fußgängerweg, der vonseiten der Planer als zu steil eingeschätzt wurde, sowie die Räumsituation führten zu Diskussionen. Rieger unterstrich, dass der Bauhofleiter diesbezüglich in die Planung eingebunden sei.

Am Klärungsprozess sollen sich nun auch die Bürger beteiligen. Trotz dreier Gegenstimmen der Grünen Liste wurde die Offenlage beschlossen. Vom 26. Juli bis 8. September haben die St. Georgener nun Zeit, ihre Bedenken und Anregungen einzubringen – und damit dem Beispiel von Michael Bitzer zu folgen.