Bürgermeister Michael Rieger ist sichtlich glücklich darüber, dass er wieder an seinem Schreibtisch im Rathaus sitzt. Foto: Klossek

Bürgermeister Michael Rieger nimmt nach sieben Monaten wieder auf dem Chefsessel Platz.

St. Georgen - Bürgermeister Michael Rieger ist zurück im Rathaus. Seit Dienstag ist der seit Oktober verwaiste Chefsessel wieder besetzt. Rieger muss es vorerst langsam angehen lassen - kann seiner Erkrankung im Rückblick aber auch etwas Gutes abgewinnen.

Bürgermeister Michael Rieger schreitet durch sein Büro, als wäre er nie weg gewesen. Alte Tatkraft, neue Frisur. Er nimmt es locker. "Ich habe mit meiner neuen Platte am ersten Tag schon mal einen Rundgang durch’s Haus gemacht", sagt er und lacht. Er will wieder richtig mit anpacken – das merkt man sofort. "Ich bin froh, wieder hier zu sein. Ein super Gefühl."

Sieben Monate zuvor hatten sich an derselben Stelle seine Stellvertreter und sein Arzt eingefunden. Die damals schockierende Nachricht: Der Bürgermeister leidet unter einer Blutkrankheit, muss sich einer Chemotherapie unterziehen und fällt mehrere Monate aus.

Was folgte, war eine Welle der Unterstützung. Der Rückhalt, den er aus der Bevölkerung erfuhr, so Rieger rückblickend, habe viel geholfen. "Ich erhielt so viel Post, ich konnte mich gar nicht bei allen bedanken, weil ich zu der Zeit auch im Krankenhaus lag", erzählt das Stadtoberhaupt. Selbst Kinder und Jugendliche hätten ihren Zuspruch ausgedrückt. Für ihn sei das alles nicht selbstverständlich gewesen, oft kam in ihm die Frage auf, wie lang die Bürger akzeptieren, dass ihr Bürgermeister nicht im Rathaus sitzt.

"Es war ein recht langer und steiniger Weg"

Während dort die Geschäfte ihren alltäglichen Lauf nahmen, kämpfte sich Rieger zurück ins Leben. "Es war ein recht langer und steiniger Weg, aber ich bin ihn voller Zuversicht gegangen", sagt er. Täglich drehte er im Freien seine Runden, wollte durch Fitnessaufbau seinen Körper so gut wie möglich unterstützen. "In der Reha habe ich meinen millionsten Schritt gemacht", erzählt er nicht ohne Stolz. Tausend Kilometer habe er zurückgelegt.

Dass das bis vor der Behandlung schier ein Ding der Unmöglichkeit war, lag nicht nur an den langen Arbeitstagen und dem straffen Zeitplan des Bürgermeisters. Wie er jetzt preisgibt, kämpfte er bereits seit zwei Jahren mit Durchblutungsstörungen. "Ich habe versucht, das so lange wie möglich durchzuziehen", erzählt er. Doch die immer stärker werdende Kälteempfindlichkeit – irgendwann bereits bei 15 Grad plus – ließ allen voran Außentermine irgendwann zur Qual werden.

Angesichts der damaligen Probleme, die sich durch die Behandlung besserten, könne er seiner Krankheit auch etwas Gutes abgewinnen. "Man fühlt sich fast wie neugeboren", meint Rieger. "Und man lernt Dinge auch wieder ganz anders zu schätzen." Dinge – das sind in seinem Fall an erster Stelle die Familie, die Natur "und ein Stück weit auch der Job". Seine Gesundheit und die Familie sollen künftig jedenfalls nicht mehr zu kurz kommen.

Im Job gibt es für Rieger allerdings erst einmal Einschränkungen. Um seine Gesundheit nicht zu gefährden, muss er vorerst noch auf öffentliche Termine mit großen Menschenansammlungen verzichten. Die Arbeit beschränkt sich für die erste Zeit auf das Büro. "Ich kann vieles von hier aus steuern", sagt er. Wichtig sei, wieder in einen Arbeitsrhythmus zu kommen.

"Bei meinen Stellvertretern muss ich mich echt bedanken"

Im Juni oder Juli will er zudem bereits wieder Gemeinderatssitzungen leiten. "Zumindest noch eine letzte Sitzung mit dem alten Gemeinderat – da liegt mir noch sehr viel dran", meint er. Denn die Kollegen in der Verwaltung, seine Stellvertreter, der Gemeinderat – sie alle hätten während seiner Abwesenheit "super Arbeit" geleistet. "Bei meinen Stellvertretern muss ich mich echt bedanken", meint er. Es habe keinen Tag gegeben, an dem er sich um die Rathausgeschäfte Sorgen gemacht hätte. Mit den Amtsleitern stand er dauerhaft in Kontakt, das restliche Stadtgeschehen verfolgte er über die regionalen Tageszeitungen.

Obwohl während seiner Abwesenheit laut Rieger alles reibungslos lief, packte ihn an seinem ersten Arbeitstag nach dem langen Ausfall dennoch die Nervosität. "Ich war schon aufgeregt, es war das gleiche Gefühl wie an meinem allerersten Tag nach der Wahl."

Einen Tag später scheint die Nervosität bereits verflogen. Von Aufregung keine Spur. Am Tisch sitzt der "alte Rieger", vielleicht etwas nachdenklicher, doch mit der selben Energie, die er noch bis Oktober an den Tag legte. "Ich werde mich weiter einbringen, meinen Job so machen, dass es läuft", betont er. Wie zur Bestätigung wartet bereits der nächste Termin auf ihn. Rieger steht auf, weiter geht’s. Der Bürgermeister ist zurück.