Sie setzen auf das neue System, für das an der Bundesstraße geworben wird: (von links) Nadja Seibert, Phillipp Hormel, Christoph Erdmenger, Michael Rieger, Hansjörg Weisser, Martin Friedrich und Wolfgang Beyer. Foto: Hübner

Vorreiterrolle: "flinc" will nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum umsetzen. Direkter Klima- und Lärmschutz wichtig.

St. Georgen - Innovative Wege geht die Bergstadt in Sachen Mobilität. Zusammen mit dem Technologiezentrum, ebm-papst und J.G. Weisser ist St. Georgen ab sofort Teil der Internet-Mitfahrzentrale "flinc".

Neue Wege fahren werde die Stadt und damit einen Beitrag leisten, Verkehr, Parkplatznot und Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren, so Bürgermeister Michael Rieger. St. Georgen sei die einzige bisher teilnehmende Stadt im süddeutschen Raum und nehme damit wieder einmal eine Vorreiterrolle ein. Der ländliche Raum müsse sich überlegen, wie er mithalten könne.

Für Christoph Erdmenger vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur geht es darum, Abhängigkeiten von billigem Öl zu verringern und um Klima- und Lärmschutz Zudem spare das Projekt Kosten für alle Beteiligten. Im besten Fall kämen neue soziale Kontakte hinzu. "Nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum ist machbar."

Man sehe, dass es weitere Mobilitätsbedürfnisse gibt, so Landrat Sven Hinterseh, der den weiteren Verlauf des Projekts beobachten möchte. Mobilität im ländlichen Raum sei allein schon wegen der Größe und Topografie des Schwarzwald-Baar-Kreises mit über 1000 Quadratkilometern spannend. Interessant sei die Beteiligung von Unternehmen.

Mitfahrzentralen seien bisher eher ein Langstreckenthema, so Phillipp Hormel, von "flinc". 80 Prozent der zurückgelegten Wege seien aber Kurzstrecken. "flinc" bestehe seit vier Jahren und habe derzeit etwa 200.000 Nutzer. Neben Bürgern seien größere Firmen dabei, die die Plattform teilweise als geschlossenes System nutzen. In St. Georgen stehe es allen offen. Anfragen könnten per Handy erledigt werden und seien adressgenau. "flinc" mache zur Kostenbeteiligung der Mitfah rer Vorschläge. Die können auch zwischen den Beteiligten ausgehandelt werden. Es dürfe aber keine Gewinnabsicht geben, so Hormel. Es gehe darum, eigene Kosten zu teilen.

Für Sucher und Bieter ist die Registrierung kostenlos. Firmen zahlen einen monatlichen Beitrag. Dafür gibt es für deren Mitarbeiter aber die Möglichkeit, verbindlich anzeigen zu lassen, dass sie für dieses Unternehmen arbeiten. Dies ist Teil eines "Vertrauensnetzwerks". Fahrer können dabei auch ihr eigenes Profil anlegen und von Mitfahrern bewertet werden. Gemeinsame Kontakte werden angezeigt. Für teilnehmende Firmen wird eine Wohnortkarte erstellt. Es muss sich nicht unbedingt eine feste Fahrgemeinschaft bilden. Auf der Plattform geht es zunächst immer um eine Fahrt. Dennoch ist es möglich, regelmäßige Fahrten, zum Beispiel zum Arbeitsplatz, einzugeben. Auch sind Teilstrecken vermittelbar. Denkbar ist auch eine Verknüpfung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zum Beispiel als Zubringer zu einem Bahnhof.

Passt sehr gut zu den Unternehmen

Laut Wolfgang Beyer von ebm-papst unterstützt das Projekt die Grundphilosophie seines Unternehmens, das sich mit GreenTech einen Namen machte. Als positiven Nebeneffekt sah er, dass sich auch Möglichkeiten für Shoppingtouren ergeben, wie in einer Testgruppe geschehen. Zweiter Nebeneffekt sei, dass regelmäßige Besuche von Unternehmensstandorten gemeinsam erledigt werden können. Das Firmenmanagement sei über "flinc" abwickelbar.

Auch Hansjörg Weisser von J. G. Weisser ist sehr zuversichtlich. Das Projekt passt seiner Meinung nach sehr gut zu seinem Unternehmen. Ein Punkt sind für ihn zur Verfügung stehende Parkplätze.

Das Technologiezentrum habe sich gern beteiligt, weil es Heimat für viele Starterfirmen sei, so Martin Friedrich. Alle diese können künftig von der Mitfahrzentrale profitieren. St. Georgen sei mit mehr als zweieinhalbtausend Einpendlern prädestiniert und böte unglaubliches Potenzial. Das Projekt sei sicher ein Mosaikstein zur Förderung der Attraktivität der Bergstadt.

Friedrich selbst möchte mit gutem Beispiel vorangehen und die Erlöse aus Mitfahrten im Firmenwagen zur Finanzierung eines Kaffeautomaten für Mitarbeiter nutzen. Er gab zu bedenken, dass es künftig wohl weniger junge Menschen gibt, die sich ein Auto anschaffen. Das Kraftfahrzeug spiele nicht mehr die entscheidende Rolle. Gerade in Hinsicht auf sinkende Schulabgängerzahlen und den "Krieg um Köpfe" müssten sich Firmen attraktiv aufstellen.

Laut Michael Rieger beteiligt sich auch die Stadt mit "nur" 130 Mitarbeitern. An Kosten fallen für St. Georgen monatlich knapp 300 Euro an. Dies sei kein Marketinggag. Er sei überzeugt davon und werde sich selbst auch registrieren. "Mal sehen, was ich für Bewertungen kriege", so Rieger schmunzelnd. Auch sieht er das miteinander Reden während der Fahrt als ganz tollen Nebeneffekt. Man müsse vielleicht auch mal ausrechnen, was es koste, wenn man nichts mache, so Rieger.

Weitere Informationen: Registrieren können sich Interessierte ab sofort unter "flinc-st-geogen"