Abou Zeid (links) und Ali Shikhi in ihrem neu eröffneten Barbershop. Foto: Ginter Foto: Schwarzwälder Bote

Barbershop: Orientalisch verwurzelter Trend erreicht Bergstadt

St. Georgen. Exakte Linien, akkurate Schnitte und sauber gestutzte Barthaare – bei einem Barbier (von lateinisch barba = Bart) dreht sich alles um das Gesichtshaar des Mannes, aber auch um dessen Haupthaar. Lange Zeit galt das Berufsbild des Herrenfriseurs hierzulande als ausgestorben. Doch seit einigen Jahren scheint es wieder neu aufzuleben – vielerorts eröffnen sogenannte Barbershops.

Was seither eher ein hippes Phänomen in Großstädten war, ist nun auch in St. Georgen angekommen: Mitte Dezember hat in der Hauptstraße ein solcher Barbershop eröffnet.

Die Inhaber Ali Shikhi und Abou Zeid kommen beide aus Syrien. Dort gibt es Barbiere wie Sand am Meer. Im Schwarzwald-Baar-Kreis ist der Trend mit orientalischen Wurzeln noch nicht allzu verbreitet. Schnell war den beiden klar: "St. Georgen braucht einen Barbershop", wie Ali Shikhi lachend erzählt.

Der 24-Jährige, der seit vier Jahren in Deutschland ist, hat in Syrien seine Friseurlehre absolviert. In Deutschland arbeitete er schließlich in Salons in Villingen und Schwenningen. Abou Zeid (41) kam bereits vor 20 Jahren nach Deutschland, stieg nach einer längeren Pause wieder ins Friseurgeschäft ein und erlangte im vergangenen Jahr seinen Meistertitel. Der Meistertitel im Friseurhandwerk – er ist um Übrigen die Bedingung dafür, dass man überhaupt einen Barbershop eröffnen darf. Wer nur Bärte scheren kann, erfüllt nicht die nötigen Voraussetzungen. Denn eine gesonderte Ausbildung zum Barbier gibt es in Deutschland nicht.

"Wir sind sehr zufrieden"

Ali Shikhi und Abou Zeid haben den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und bisher nicht bereut. "Wir hätten nicht gedacht, dass es so gut läuft", meint Shikhi. Gerade über Weihnachten und Silvester sei sehr viel Kundschaft gekommen. Auch viele ältere Semester seien darunter gewesen, etwa um sich mit Heißwachs Nasen- und Ohrenhaare entfernen zu lassen. "Wir sind sehr zufrieden", pflichtet ihm sein Kollege Zeid bei.

Wenn es nach den beiden Syrern ginge, sollte jeder Mann einen Barbier aufsuchen. Bärte ließen sich mit einem Messer viel besser stutzen, Konturen exakter herausarbeiten, erklärt Shikhi. Und dann ist da auch noch die Fadentechnik, mit der ein Barbier effektiv Gesichtshaare entfernen sowie Augenbrauen in Form bringen kann.

Prinzipiell könnte auch das weibliche Geschlecht zur Entfernung von Gesichtsbehaarung kommen, erläutert Zeid. So wie das Geschäft angelaufen ist, kann es nach Ansicht von Shikhi und Zeid weitergehen. "In Syrien gibt es fast zu viele Barbiere", sagt Shikhi.

So hoffen die beiden nun, vom Alleinstellungsmerkmal in St. Georgen profitieren zu können. "Wir sind froh, dass wir in Deutschland diese Chance bekommen", sagen die beiden Barbiere.

Und Abou Zeid möchte noch einen Dank an die Handwerkskammern in Konstanz und Villingen richten: "Ich bin so dankbar, dass sie mich dabei unterstützt haben, den Meistertitel zu erlangen."