Einen der wenigen Besuche in Deutschland nutzt Andreas Börngen, CEO der Firma M&M, um eine Bilanz zu ziehen, wie es läuft, das Unternehmen von China aus zu leiten Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: CEO Andreas Börngen sitzt in China / M&M Software will Umsatz um 15 Prozent steigern

Vor gut einem Jahr verließ Firmengründer Erwin Müller das Unternehmen M&M Software und ging in den Ruhestand. Seither leitet CEO (Chief Executive Officer) Andreas Börngen das Unternehmen – von China aus.

St. Georgen. "2010 habe ich meinen Lebensmittelpunkt nach Suzhou verlegt", so der CEO. In der Bergstadt stellte er das Haus in seiner jetzigen Ausrichtung vor. "Wir haben uns auch in der Bezeichnung der Schlüsselpositionen nun der neuen Gesellschafterin angepasst, der Firma Wago aus Minden", erläuterte der frühere Geschäftsführer. Auch der einstige technische Leiter Klaus Hübschle sei nun als "CTO" (Chief Technology Officer) mit einer neuen Bezeichnung unterwegs.

Die Verbindung zu Wago sei zur richtigen Zeit entstanden, betonte Börngen, auch wenn es einige Zeit gedauert habe, bis das Vertrauen der Mitarbeiter in diese Lösung vorhanden gewesen sei. Mittlerweile seien die Mitarbeiter auf den neuen Gesellschafter eingeschworen. Dabei habe Wago als familiengeführtes Unternehmen eine ähnliche Struktur, trotz der weltweit 8000 Mitarbeiter.

Er selbst leitet M&M nun von der chinesischen Dependance Suzhou aus. Das funktioniere recht gut, stellte er fest. "Unsere Mitarbeiter in St. Georgen können das alles praktisch allein; die meisten von ihnen arbeiten schon Jahre für uns und wissen, wie wir ticken. Das sieht in China etwas anders aus. Den dortigen Mitarbeitern muss man beibringen, dass eine annähernd passende Lösung nicht ausreicht, auch wenn sie den Chinesen reichen würde", weiß der CEO. Da er eine hohe Affinität zu China habe, habe er sich entschlossen, dort vor Ort zu sein, lediglich rund achtmal pro Jahr komme er in die Bergstadt. "Das meiste lässt sich einfach per Video-Konferenz erledigen", betonte er am Montag.

Die Konjunktur sei exzellent, wer es jetzt nicht schaffe, ordentliche Umsätze zu erzielen, werde das nie erreichen. Daher plane man mit einem Umsatzplus von 15 Prozent auf dann 15 Millionen Euro. Der Umsatz wird erzielt von weltweit 185 Mitarbeitern, 90 davon in der Bergstadt, 13 in Hannover und 81 in Suzhou.

Leichte Sorge bereite ihm der Arbeitsmarkt in Deutschland. Obwohl M&M beispielsweise sehr aktiv an der Hochschule Furtwangen tätig sei, müsse das Unternehmen mittlerweile sogar auf Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen zurück greifen. Von denen wurde mittlerweile der eine oder andere übernommen, wobei dann immer eine kräftige Ablösesumme fällig werde. Im ersten Quartal des Jahres habe M&M zwar schon zehn neue Mitarbeiter eingestellt, es dürften dennoch gerne mehr sein, so Börngen.

"Wir nehmen auch gute Fachinformatiker"

Doch die großen Firmen wie Daimler, Porsche oder ähnliche Riesen, die ihre Zahlen auf anderen Sektoren schrieben, hätten genau aus diesem Grund die Möglichkeit, deutlich andere Gehälter bieten zu können. Hier spiele die "Industrie 4.0" oder das Arbeiten mit der Cloud eine entscheidende Rolle, das benötige viele neue Stellen. "Wir nehmen mittlerweile auch gute Fachinformatiker", verdeutlichte er die Not. Das Unternehmen selbst biete die Duale Ausbildung gemeinsam mit der Dualen Hochschule Horb an. Auch denken die Verantwortlichen über Ausbildungen in Sachen kaufmännischen Plätzen nach.

Viele ihrer Kunden griffen zwar auf Lösungen aus dem Hause M&M zurück, um Lösungen für ihre neue industrielle Revolution zu schaffen, doch sehe er die Lösung für das Softwarehaus ehr darin, Industrie 4.0 und Cloud-Lösungen nunmehr direkt anzubieten. "Das ist unser Weg zum Wachstum", unterstricht Börngen. Schließlich kenne man sich mit dem aus, was die Kunden bräuchten. Gemeinsam mit Hübschle sowie Martin Zähringer, der das Qualitätsmanagement leite, führe ein Team das Unternehmen in bewährter Weise weiter. Durch die Flexibilität, die der Vermieter PE biete, habe man am Standort St. Georgen auch die Möglichkeit, weiter zu wachsen.

"Was ich in China tatsächlich vermisse, sind Schwarzwälder Schinken und Speck, die Vielfalt an frischen Salaten und das gute deutsche Brot", stellt Andreas Börngen abschließend mit einem Schmunzeln fest – wobei er inzwischen zumindest Brot schon selbst backe.