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Der geplante Projektchor des Peterzeller Vereins nimmt Formen an / Der erste Auftritt soll noch in diesem Jahr erfolgen / Proben sind nach den Sommerferien geplant

Nachdem der Gesangverein Liederkranz Peterzell kurz vor der Auflösung stand, möchte man den fast 100 Jahre alten Verein mit einem Projektchor retten. Soweit bekannt. Doch nun werden weitere Details publik und Mitstreiter gesucht.

St. Georgen-Peterzell. Von der Dusche auf die große Bühne – so in etwa könnte es für die Teilnehmer des Projektchors des Liederkranz Peterzell laufen. Denn wer bislang eher im heimischen Badezimmer gesungen hat, kann nun den großen Schritt wagen.

Möglichkeit für den Auftritt ist noch offen

Um die Liquidierung des Vereines zu verhindern, hat sich der Gesangverein Liederkranz Peterzell dazu entschieden, einen Projektchor ins Leben zu rufen (wir berichteten). Dadurch reduziert sich zum einen die Bezahlung eines Chorleiters auf einen überschaubaren Rahmen, zum anderen muss nicht wöchentlich das gesamte Jahr geprobt werden.

Wie Christiane Otte, erste Kassiererin, im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, suche man derzeit nach Mitstreitern für den Projektchor. Denn die Zeit drängt, der Gesangverein ist in Zugzwang, wie Otte erklärt. "Aus der Tatsache heraus, dass wir gemeinnützig sind und auftreten müssen, muss dieses Jahr noch etwas laufen".

Zuerst habe man überlegt, beim Stadtfest aufzutreten, da dessen Ausrichtung allerdings ins Wasser fiel, suche man nun nach einer anderen Möglichkeit. "Vielleicht bei einer langen Einkaufsnacht oder einem Naturparkmarkt – mal sehen."

All das seien Überlegungen, die man sowieso erst anstellen könne, wenn das Team steht – und klar ist, wie es mit der Corona-Pandemie weitergeht.

Derzeit plant der Verein mit einem Probenbeginn im September. Doch was genau erwartet die Sänger? Laut Otte steht der Spaß im Vordergrund. "Wir sind ja schließlich ein Laien-Chor." Deshalb habe man auch nicht den Anspruch, mit professionellen Ensembles mithalten zu können.

Mehrere Genres sollen abgedeckt werden

Doch sie betont gleichzeitig: ohne Fleiß, keinen Preis. "Dass man auch privat, also außerhalb der Proben übt, ist eine Voraussetzung", sagt sie. Hierfür gebe es eine Übungs-CD, auf der die Stücke in der jeweiligen Tonlage – Sopran, Alt, Bass oder Tenor – eingesungen werden. "Viele ziehen die Lieder auch auf einen USB-Stick und hören es beim Autofahren oder beim Sport machen."

Die geplanten Musikstücke, so Otte, sollen mehrere Genres abdecken. "Wir wollen natürlich auch gern diejenigen aus unserem Verein, die noch singen, mit ins Boot holen." Sie sollen angesichts der Treue zum Liederkranz nicht verprellt werden. "Wenn wir nur Englisch singen oder Gospel, gehen uns die aktiven Mitglieder verloren, die uns jahrelang unterstützt haben", sagt Otte. Musik zwischen Moderne und Tradition soll es also sein, die beim Konzert erklingt.

Neue Wege sind ein Wagnis

Dass die neuen Wege auch ein Wagnis sind, ist dem Verein bewusst. Doch schlussendlich hatte man keine andere Wahl, wie die Rekapitulation der Ereignisse zeigt. Laut Otte haben die aktiven Mitglieder des Liederkranz Peterzell ein Durchschnittsalter von 78 Jahren. "Es war der bisherigen Formation nicht mehr möglich, weiter singfähig zu bleiben." Darüber hinaus traf den Verein ein weiterer Schlag: Thomas Schmidt, der den Chor nahezu 50 Jahre geleitet hatte, starb im Oktober vergangenen Jahres. "Wir haben uns mit sehr viel Mühe einen neuen Chorleiter gesucht, der den weihnachtlichen Abend gut über die Bühne gebracht hat." Allerdings war die Lösung nicht von Dauer, entsprechend stand die Auflösung des Vereins im Raum.

Nun also soll der Projektchor, eine Herzensangelegenheit von Otte, den Liederkranz retten. "Der Verein ist immerhin 96 Jahre alt, man will sowas ja nicht in die Tonne stampfen." Insgeheim hofft der Verein natürlich auch auf ein paar mehr Mitglieder. Die Anmeldung im Verein sei für die Teilnahme am Projektchor zwar keine Pflicht – aber wer weiß, meint Otte mit einem Augenzwinkern: "Es ist natürlich schon auch ein Stück weit die Hoffnung, dass man vielleicht im Idealfall wieder eine normale Chorarbeit aufnehmen kann."

Am Projektchor kann jeder Interessierte ab 18 Jahren teilnehmen. Eine musikalische Vorausbildung ist nicht nötig. "Jeder der zur ersten Probe kommt, darf auch mitsingen", erklärt Otte. Geplant sind derzeit acht Probentermine, die in der Vorbereitungsphase jeweils freitags von 20 bis 21.30 Uhr in der Mehrzweckhalle in Peterzell stattfinden. Ideal für die Umsetzung wären 30 Personen.

Die Leitung übernimmt Ottes Tochter Melissa, die seit mehreren Jahren Klavier und Geige spielt. Interessierte können sich per E-Mail, otte.jane@web.de, bei der Familie Otte für den Projektchor anmelden.