Lagerkoordinator Armin Pies (von links), Sergj Miller und Inhaberin Valentina Miller stehen zwischen den Regalen, in denen allerlei Produkte gelagert sind. Foto: Schwarzwälder Bote

Unternehmen: Hansa Schwarz profitiert von der Krise / Inhaberin träumt von eigenem Logistikzentrum

Eine erfolgreiche Firma hat Valentina Miller innerhalb von drei Jahren auf die Beine gestellt. Ihr Logistikunternehmen hat sich sogar über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Und auch an Zukunftsvisionen mangelt es der Geschäftsführerin nicht.

St. Georgen. Qualität, Kundennähe und Fairness sind Valentina Miller, Geschäftsführerin des Start-Ups Hansa Schwarz, besonders wichtig. Die junge Unternehmerin wagte sich 2017 in die Selbstständigkeit und gründete ein Logistikunternehmen in der Bergstadt.

Das "Schwarz" im Unternehmensnamen, das steht für den Wald, verrät die Inhaberin im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Anfang habe sie sich mit dem Namen nicht anfreunden können, "viele haben gedacht, wir sind eine Anwaltskanzlei", erzählt sie und lacht. Mittlerweile habe sie den Namen jedoch lieb gewonnen, doch ob es dabei bleibt, darauf will sie sich noch nicht festlegen.

Ihre Lehre machte Miller im Online-Geschäft, danach war sie einige Jahre in der Geschäftsleitung eines Versandhauses tätig, heute steht sie auf eigenen Beinen. Ursprünglich wollte Miller in den Online-Handel im Heimbereich einsteigen – "mit Stühlen", verrät sie – doch diese Idee verwarf sie schnell wieder und entschied sich, sich der Logistikdienstleistung zu widmen.

Ein ganzes Jahr verbrachte sie mit der Erstellung ihres Geschäfts-Plans, heute ist sie nach bereits drei Jahren Inhaberin eines erfolgreichen Start-Up mit 13 Angestellten, das sich in der Region und darüber hinaus einen Namen gemacht hat.

Hansa Schwarz übernimmt die Logistikabwicklung für Online-Shops. Gestartet ist das Unternehmen 2017 mit 700 Quadratmetern Büro- und Lagerfläche im Werk 6 der PE-GmbH in der Industriestraße in St. Georgen. Schnell waren diese Flächen zu klein und das Unternehmen zog in das 150 Meter entfernte Werk 5 mit einer Fläche von 4000 Quadratmetern um.

Mittlerweile gehen in etwa 15 000 Pakete im Monat über die Laderampe in der Industriestraße. Ein Drittel der Pakete hat noch einen weiten Weg vor sich und wird über die europäischen Grenzen hinaus geliefert. Gelagert werden bei Hansa Schwarz Produkte aus allen Bereichen: Textilien, Hausaccessoires, Sportartikel und für eine Zeit lang auch mal Klimaanlagen, erzählt Miller.

Doch von Produkten in solcher Größe will die junge Unternehmerin nun abkommen. Grund dafür sei, dass überwiegend Frauen bei ihr arbeiten würden, denen sie 20-Kilo-Pakete nicht zumuten möchte. Seit dem vergangenen Jahr ist auch ein Bio-Lager Teil der Flächen in St. Georgen, in dem bestimmte Lebensmittel gelagert werden können.

In Bezug auf den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit stehen Online-Shops zunehmend in der Kritik und auch Miller sieht sich mit der Thematik konfrontiert. "Viel steuern können wir nicht", erklärt sie. Bei vielen Paketdiensten liege es beim Kunden, der die Versandart wählen kann. Nichtsdestotrotz versucht Miller ihr Geschäft möglichst umweltfreundlich aufzustellen. Die Kartonagen beziehe die Firma beispielsweise von regionalen Hersteller aus Furtwangen und Blumberg, um zu lange Transportwege zu vermeiden.

Darüber hinaus seien sie die vergangenen drei Jahre plastikfrei gefahren, berichtet die Inhaberin. Lediglich einmal hat das Unternehmen Plastikfolie für den Versand verwendet. Den plastikfreien Versand wollen sie auch in Zukunft beibehalten. Wenn ein Kunde auf diese Art von Verpackung besteht, müsse er das Material selbst besorgen, macht Miller klar.

Während zahlreiche Nachbarn der Firma Hansa Schwarz im Technologiezentrum St. Georgen aufgrund der Corona-Krise mit Kurzarbeit und Insolvenz zu kämpfen haben, hat sich die Krise auf das Geschäft des Start-Ups positiv ausgewirkt. "Wir haben 90 Prozent mehr Pakete versendet", erzählt die Unternehmerin. Das ursprüngliche Ziel, um 16 Prozent in diesem Jahr zu wachsen, hätten sie "mehr als schon drin", vermutet sie. Zwar seien die vergangenen Monate "heftig gewesen", doch nun gilt es die Motivation zu halten.

Doch was ist das Geschäftsgeheimnis der Unternehmerin, die im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten stets betont, dass das Geschäftsfeld, in dem sie Fuß gefasst hat, kein leichtes sei? Der Konkurrenzkampf sei hoch, viele Unternehmen würden nicht einmal das erste Jahr überleben. "Die Beziehung und Beziehungstiefe zum Kunden ist wichtig", erklärt Miller. Sie lege viel Wert auf den engen, persönlichen Kontakt zu zahlreichen Kunden. "Es tut gut, wenn man einfach mal fragt, wie es einem geht. Der liebevolle Umgang ist wichtig."

Durch die intensive Betreuung mancher Kunden habe das Team "viel Struktur in unsere Prozesse bringen können", erklärt Miller die Vorteile dieser Zusammenarbeit. "Von den aufwendigeren Kunden haben wir am meisten gelernt." Besonders schätze sie außerdem auch die "tolle Zusammenarbeit" mit der Firma Grässlin, die sowohl Kunde als auch Nachbar des Logistikunternehmens sei.

Unterstützt wird Miller stets von ihrem Mann Sergj. Während sie sich hauptsächlich um die Kundenbetreuung, Systemprozesse und die Infrastruktur kümmert, ist ihr Ehemann für die gesamte Abwicklung der Wareneingänge verantwortlich. Er hält außerdem den direkten Kundenkontakt zu den Lieferanten und Abholern.

Auf die Frage, ob es noch Pläne für die Zukunft gebe lacht die junge Unternehmerin und antwortet: "Oh ja. Ich habe noch Visionen über Visionen über Visionen." Von dem ursprünglichen Konzept, sich in jedem Jahr zu Verfünffachen, sei sie allerdings abgekommen. "Das ist so nicht mehr gedacht."

Auch wenn die Anfragen manch großer Kunden verlockend seien, müsse man trotzdem schauen, ob sie ins Portfolio passen. "Im vergangenen Jahr haben wir 200 000 Sendungen verschickt. Ein Kunde wollte, dass wir für ihn 600 000 Sendungen übernehmen. Das hätten wir als Menschen nicht geschafft", gibt sie ein Beispiel. In Zukunft will Miller das Geschäft langsamer angehen. Dennoch betont sie: "Wir rechnen schon noch mit einem starken Wachstum."

Miller träumt außerdem von einem eigenen Logistikzentrum. "So ein Zentrum, wo erst die Regale und dann die Wände stehen", schwärmt sie. Damit will sie aber zunächst noch abwarten. Vorerst hat die junge Unternehmerin ein Auge auf die angrenzenden und leerstehenden EBM-Papst Flächen geworfen.

Miller schätzt das Technologiezentrum, dessen Flächen sie mit ihrem Unternehmen anmietet und betont: "Es ist echt Luxus, dass wir hier so toll untergekommen sind." Miller wird wohl zunächst in St. Georgen ihre Visionen weiter verwirklichen und sich vielleicht irgendwann auch den Traum von einem eigenen Online-Handel erfüllen.