Ein Krankenwagen von Innen: Liegend-Transporte sind mit großem Aufwand verbunden. Krankentransporte im Sitzen, wie der von Georg Müller, sind dagegen deutlich einfacher. Foto: Pixabay Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheit: Tag der Entlassung wird für 91-Jährigen zur achtstündigen Tortur / Gründe bleiben im Dunkeln

Eine schwere Operation, drei Wochen in der Klinik. Dann endlich der Tag der Entlassung. Der Tag, der für viele, die längere Zeit im Krankenhaus verbringen müssen, einer Erlösung gleicht, wurde für den 91-jährigen Georg Müller zu einer achtstündigen Tortur.

St. Georgen. Dabei hatte der Tag eigentlich gut angefangen. Georg Müller räumte sein Krankenzimmer im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Um 9 Uhr, so hieß es, sollte er von einem Krankentransport abgeholt werden. "Ich habe in einem Rollstuhl auf dem Gang gewartet. Sitzen war für mich sehr anstrengend, weil ich drei Wochen lang nur gelegen bin", sagt Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber bei der relativ kurzen Wartezeit, habe er sich nichts weiter dabei gedacht.

Die Tortur beginnt

Als um kurz nach 9 Uhr der versprochene und angeblich bestellte Transport nicht kam, fragte Müller das Krankenhauspersonal. "Ich wurde auf 10 Uhr vertröstet", erzählt Müller. Gründe für die verspätete Abholung wurden Müller nicht genannt. Der 91-jährige St. Georgener rief seine Lebensgefährtin Jutta Joos an und teilte ihr die Verspätung mit. Das Warten begann.

Um 10 Uhr wieder kein Transport. Auch um 11, 12 und 13 Uhr kein Krankentransport in Sicht. Immer wieder hätte er das Klinikpersonal um Auskunft gebeten, und immer wieder wurde auf später vertröstet. Gründe für die Verspätung? Fehlanzeige.

Auch Müllers Lebensgefährtin machte sich langsam Sorgen. "Ich habe mehrfach im Krankenhaus angerufen. Auch ich wurde immer auf später vertröstet", erzählt Joos. Als das lange Sitzen für den 91-Jährigen zu anstrengend wurde, hätte man ihn zumindest, wieder in ein Bett gelegt, das noch frei war.

Mittlerweile ist es 15 Uhr. Die Situation sei zunehmend belastender für ihn geworden. Mehrfach hätte er mit seiner Lebensgefährtin telefoniert, die ihn kaum mehr beruhigen hätte können.

"Ab einem gewissen Punkt war ich so verzweifelt, dass ich kurz davor war, mir ein Taxi nach St. Georgen zu bestellen. Ich hätte es auch selbst bezahlt. Ich konnte einfach nicht mehr", sagt Müller. Seine Lebensgefährtin hätte es ihm aber ausgeredet. "Im Taxi wäre er gar nicht versichert gewesen. Und wäre unterwegs ein Problem aufgetreten, hätte der Taxifahrer ihm gar nicht helfen können", erklärt Joos.

Kurz vor 17 Uhr dann endlich: Der Krankentransport ist da. Statt jedoch alleine im Transporter zu sitzen hatte Müller Gesellschaft von einem anderen Kranken bekommen. "Den fahren wir noch weiter nach Furtwangen", hieß es. Beinahe 18 Uhr war es, als der 91-Jährige dann endlich von seiner Lebensgefährtin in Empfang genommen werden konnte.

V erantwortung ungeklärt

"Es müssen wohl viele Zufälle zusammengekommen sein, dass solch eine lange Wartezeit zustande kommt", erklärt Ornella Bruno-Goedhuis vom DRK-Ortsverein St. Georgen, der Krankentransporte in der Region durchführt. Aufgrund der angespannten Konkurrenzsituation zwischen den Transport-Anbietern müssten Patienten kaum länger als drei Stunden warten. Und selbst diese Wartezeit komme nur bei Patienten vor, die in Rettungswägen liegend transportiert würden und von geschultem Personal begleitet werden müssten. Bei Sitzend-Transporten betrage die Wartezeit zwischen 30 und 40 Minuten.

Müller gab im Gespräch mit unserer Zeitung an, vom Roten Kreuz transportiert worden zu sein. Bruno-Goedhuis sagt dagegen man habe am betreffenden Tag alle "angemeldeten Krankenfahrten ordnungsgemäß durchgeführt". Das Schwarzwald-Baar-Klinikum verwies bei der Anfrage zum Vorfall auf den Datenschutz. Außerdem sei man ohnehin nicht für den Transport zuständig, man melde diesen lediglich an, teilte eine Klinik-Sprecherin mit.

Wer für die achtstündige Wartezeit Müllers letztendlich verantwortlich ist, lies sich abschließend nicht klären. Müller selbst ist das auch nicht so wichtig. "Ich will einfach nur, dass es anderen nicht genauso ergeht, wie mir", sagt der 91-Jährige.