Weitgereiste Besucher nehmen an der Eröffnung der neuen Ausstellung teil. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Exponate aus der Sammlung Wiesenauer zu sehen / Zuwachs an Besuchern im Kunstraum

Im Kunstraum Grässlin wurde die mittlerweile neunte Ausstellung mit dem Titel "Gastspiel – Werke aus den Sammlungen Grässlin und Wiesenauer eröffnet".

St. Georgen. Erstmals besteht eine Ausstellung nicht nur aus Exponaten der Sammlung Grässlin. Auch Werke der Stuttgarter Familie Wiesenauer sind zu sehen.

Carola Kraus, Direktorin des Museums für Neue Kunst in Wien und Schwester von Bärbel und Sabine Grässlin, begrüßte die Gäste. Seit über 20 Jahren profitiere man von leer stehenden Räumlichkeiten, um Teile der Sammlung zu präsentieren. Das Konzept werde von Bürgern sehr wohlwollend angenommen.

Es gebe einen stetigen Zuwachs an Besuchern. Die Räumlichkeiten hätten sich im Kunstbetrieb zu einer festen Größe etabliert.

Man habe die Sammlung um Stücke von Ursula und Hanns Wiesenauer aus Stuttgart erweitert. Wie ihre eigenen Eltern hätten diese in den 1970er-Jahren begonnen, süddeutschen Konstruktivismus und deutsches Informell zusammenzutragen.

Von der Sammelleidenschaft gepackt, kaufte das Ehepaar Wiesenauer in den 1990er-Jahren Werke junger Künstler. So hätten sie 40 Jahre lang Kunst zusammengetragen, immer nach vorne geschaut und neue Positionen aufgenommen. Dadurch bleibe die Sammlung frisch, dynamisch und jung.

Es sei nicht einfach gewesen, Werke auszusuchen. So entschied man sich fast ausschließlich für Künstler, die in beiden Sammlungen vorkommen, mit Ausnahme von Martin Kippenberger und André Butzer. Weitere Künstler sind Herbert Brandl, Werner Büttner, Helmut Dorner, Günther Förg, Georg Herold, Imi Knoebel, Meuser, Rachel von Morgenstern, Albert Oehlen, Markus Oehlen, Tobias Rehberger, Andreas Slominski, Alicia Viebrock und Heimo Zobernig. Es sei ein wunderbarer und spannender Dialog zweier Sammlungen entstanden, urteilte Kraus.

Hans Wiesenauer dankte für "stets interessante Besuche" und "jahrzehntelange Freundschaft", gab Einblicke in die Entstehung der Sammlung sowie Begegnungen mit Künstlern und Galeristen.

Die Ausstellungen seien jedes Mal etwas Wunderbares und ganz Besonderes, so Claudia Rose, Leiterin der Abteilung für Kultur- und Kunstförderung im Landesministerium. Familie Grässlin habe sich von streitbaren Künstlerpositionen nie abschrecken lassen. Die Sammelleidenschaft zeige, wie sehr die Familie vom Gedankenfreiraum der Kunst angezogen werde.

In St. Georgen sei ein Stadtspaziergang stets eine Einladung, sich von der Kunst berühren zu lassen – ein Markenzeichen. Private Sammlungen seien eine unverzichtbare Ergänzung öffentlicher Museen.

Sammlungsleiterin Hannah Eckstein sprach über Meuser, dessen Werke im Kunstraum zu sehen sind. Er habe seine abstrakt-konstruktive Formensprache Mitte der 1970er-Jahre entwickelt. Seither sei sein Materiallager der Schrottplatz.

Stahlbleche, Lüftungsschächte und Heizkörper würden zu skulpturalen Ensembles. Trotz räumlicher Präsenz und Schwere des Materials besäßen die Werke auch Sinnlichkeit und poetische Strahlkraft. Meuser lote die medialen Grenzen zwischen Skulptur und Malerei aus. Titel der Werke schwingen zwischen der Banalität eines Kneipenwitzes und bildgebender Poesie.