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Unter Einhaltung der Vorschriften kommt der Spielbetrieb nicht zum Erliegen

Komik trotz Corona, das gelang am Wochenende ohne Probleme im Theater im Deutschen Haus. Friedemann Weise sorgt mit skurrilen, teils sarkastischen Einlagen für Unterhaltung – aber auch für Stoff zum Nachdenken.

St.Georgen. Die Verantwortlichen der Puppen- und Theaterbühne werden am späteren Abend vermutlich tief durchgeatmet haben: Denn trotz der sprunghaft ansteigenden Corona-Fallzahlen und den damit einhergehenden weiteren behördlichen Einschränkungen, ist es ihnen gelungen, die Veranstaltung mit dem Komiker Friedemann Weise erfolgreich durchzuziehen. Mit seinem neuen Programm "Bingo" begeisterte er die Zuschauer.

Mit "Bingo", also Volltreffer, muss man daher auch insgesamt die Bemühungen des Teams der Theaterbühne bezeichnen, dem treuen Bergstadt-Publikum auch in diesen Pandemie-Zeiten wenigstens etwas Kultur anzubieten.

Der Gig des mehrfach mit Kleinkunstpreisen ausgezeichneten Künstlers war ausverkauft.

Um das Theater häufiger durchlüften zu können, war vereinbart worden, das Programm des Liedermachers und Comedian in drei Teile zu splitten. Es gab also, etwas ungewohnt, zwei Pausen anstatt wie üblicherweise nur eine.

Diese Gags gehen unter die Haut

Friedemann Weise startete mit einem ungewöhnlichen Kompliment an St.Georgen in den Abend. So habe ihn, als er nach fünfstündiger Zugfahrt am Bahnhof der Bergstadt ausstieg, die frische Schwarzwaldluft sofort daran erinnert, als er zum allerersten Mal bekifft war.

Man muss sie schon mögen, diese doch etwas spezielle Art von Komik, die Friedemann Weise ausmacht: Schräger, oft absurder und scheinbar zusammenhangloser Klamauk wechselte sich ab mit tiefem, hintersinnigem Witz, deren Pointen die Besucher ein ums andere Mal überraschten und teilweise auch irritierten.

So etwa im Lied über die Depressionen seiner Freundin, oder als er den Unterschied zwischen einer öffentlichen Toilette und der Kirche erklärte: "Eine öffentliche Toilette ist der Ort, an dem der Sex einvernehmlich stattfindet." Das klang zwar bitterböse, ist aber leider gesellschaftliche Realität.

Dann wieder hatten Weises Texte oft keinen Reim oder der wurde eben gnadenlos zurechtgebogen. Lieder wurden spontan abgebrochen und seine Gitarrenakkorde klangen hin und wieder doch recht dissonant.

Irgendwie wurde der Zuhörer manchmal verdächtig an die skurrilen Auftritte von Helge Schneider erinnert. Aber vielleicht wollte der Künstler mit diesem Stilmittel ja nur die unstimmigen Sachverhalte aufzeigen, deren er sich dann in seinen Liedern annahm.

Im Song über die 68er-Bewegung ging es darum, dass viele der heute älteren und ergrauten Herren inzwischen komplett ihre einstige politische Einstellung gewechselt haben – ein tiefsinniger, nachdenklich machender Titel.

Friedemann Weise wechselte hin und wieder auch ans Klavier. Er erzählte von seiner Tochter, die hochbegabt sei, allerdings völlig symptomfrei. Mit Twitter wurde ebenso gnadenlos abgerechnet, wie mit einer übertrieben zur Schau gestellten Männlichkeit. Mit dem anschließend vorgetragenen Lied vom "schüchternen Mike" stellte er seinem Gegenentwurf auch gleich vor.

In "Apocalypso Number One" befasste sich der Comedian mit dem Thema Umwelt- und Klimaschutz, das dann in seiner Ballade "Wir gehen an die Ampel und lachen SUV-Fahrer aus" aber wieder mal ironisch und skurril weiter ausgeführt wurde.

Immer wieder bezog er das dankbare Publikum in sein Programm mit ein und kam natürlich nicht ohne Zugabe von der Bühne.