Foto: Klossek

Algenblüte hat zur Sperrung geführt. Sichtweite unter 30 Zentimeter. "Sicherheit nicht mehr gewährleistet."

St. Georgen - Die Stimmung im Rathaus ist am Freitagmittag, gelinde gesagt, etwas gedrückt. "Wir sind ziemlich am Boden, das geht uns schon nach", sagt Bürgermeister Michael Rieger. Nur wenige Minuten zuvor hatte das Rathaus über eine Pressemitteilung informiert, dass der Klosterweiher bis auf Weiteres geschlossen werden muss.

Algenblüte ist zurück

Der Grund ist derselbe, der bereits im Juli 2019 für eine längere Schließung sorgte: Die Algenblüte ist zurück. Bereits am Donnerstag wurde das Gesundheitsamt aufgrund beträchtlicher Veränderungen kontaktiert, entsprechende Wasserproben wurden entnommen. Das Ergebnis: Zwar ist der Messwert der Cyanobakterien noch in einem ungefährlichen Bereich, doch die Algenblüte hat zu einer Trübung des Wassers geführt. Die Sichtweite liegt mittlerweile unter 30 Zentimer. "Wenn ein Badegast untergeht, dann ist der sofort weg", erklärt Markus Esterle, Leiter der Bürgerdienste. "Den Ertrinkenden kann man nicht mehr retten, es wäre, als würde man im Nebel stochern." Für das Rathaus war daher klar, dass man handeln muss. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt wurde der Klosterweiher für den Badebetrieb geschlossen. "Bei der Sicherheit lasse ich nicht mit mir reden", unterstreicht Rieger.

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Doch wie kam es überhaupt zur erneuten Algenblüte? Der Bürgermeister betont, dass man nun zwei Jahre hintereinander mit einem Problem konfrontiert werde, das zuvor so gut wie kein Thema war. "Ich bin jetzt seit 2008 im Amt und wir hatten ein einziges Mal ein kleines Problem. Nach einem Starkregenereignis gab es eine Verschmutzung, die behoben wurde." Dennoch sei ihm klar gewesen, dass nach wie vor ein gewisses Risiko bestehe. Denn nach derzeitigen Erkenntnissen ist einer der Knackpunkte die fehlende Wasserspeisung durch die Brigach. Schon vergangenes Jahr floss weniger Wasser in den Klosterweiher, auch 2020 fielen die Niederschläge gering aus. Der Bürgermeister vergleicht die Situation am Badesee mit einer Wanne voller Wasser, die man bei schönem Wetter in den Garten stellt. "Da knallt die Sonne drauf, das Wasser erhitzt sich und es fließt kein frisches nach."

See ausbaggern?

Der immer wieder angeführte Vorschlag, man müsse den See ausbaggern, um mehr Tiefe zu gewinnen, stößt bei Rieger derzeit nicht auf Gegenliebe. "Der Klosterweiher ist noch drei Meter tief", betont er. Ausbaggern sei daher für ihn das letzte Mittel. "Die einen sagen, es ist zu viel Schlamm, die anderen sprechen von Einträgen, wieder andere sehen den Biber als Problem", erzählt der Bürgermeister. Er wolle lieber abwarten, keine voreiligen Maßnahmen ergreifen und den Experten seine Arbeit machen lassen. Gemeint ist damit der Gewässerspezialist, den die Stadt nach den Problemen im Sommer vergangenen Jahres mit einer limnologischen Untersuchung beauftragt hat. "Wir haben sofort reagiert, aber so eine Untersuchung kann man nur in der Vegetationsphase machen, wenn es draußen warm ist", meint Rieger.

Von April bis September führt der Wissenschaftler Wasseruntersuchungen durch, um der Verwaltung Empfehlungen für mögliche Maßnahmen an die Hand zu geben. "Es wäre also der falsche Weg, jetzt etwas zu tun, was der Sache nicht entspricht", so Rieger.

Bis es somit verlässliche Ergebnisse gibt, müssen sich wohl oder übel alle Wasserratten in Geduld üben. "Wenn Bürger und Gäste wütend sind, habe ich vollstes Verständnis dafür", meint das Stadtoberhaupt. Man wisse um die Bedeutung des Klosterweihers für die Bergstädter – nicht zuletzt in einem Jahr, in dem aufgrund von Corona viele zu Hause bleiben. Nichtsdestotrotz gehe für ihn die Sicherheit vor. An diesem Wochenende wird laut dem Bürgermeister definitiv kein Badebetrieb stattfinden, kommenden Dienstag sind weitere Proben veranlasst. "Und dann wird man sehen, wo die Reise hinführt."