Willi Meder erläutert den Besuchern die Besonderheiten des Mühlrads, das freilich nicht mehr das Original ist, sondern von einer Mühle aus Brigach stammt. Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimat- und Geschichtsverein öffnet die Kobisenmühle für Besucher / Kleinod birgt auch Mystisches

Von Hans-Jürgen Kommert

St. Georgen-Oberkirnach. Ringsum ist die Kobisenmühle von Unterkirnach umgeben, dennoch ist das Kleinod des Heimat- und Geschichtsvereins St. Georgen Teil der Bergstadt. Geschichte zum Anfassen bot sich Besuchern der Mühle am Pfingstmontag: Zum deutschen Mühlentag hatte der Verein das Denkmal geöffnet.

Rund 400 Jahre soll das Bauwerk alt sein, das die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins in mühevoller Arbeit rekonstruiert haben.

Willi Meder, Horst Irion, Walter Kuss und Wolfgang Winkler verrieten den Gästen bei Führungen Details zum vermutlich etwa 400 Jahre alten Bauwerk. So viele Jahre haben wohl zumindest einige der Gebäudeteile auf dem Buckel.

Beeindruckt zeigten sich die Gäste vom Mühlrad, dessen Schaufeln je rund 35 Liter Wasser fassen und auf diesem Wege mehr als ein Kilowatt Leistung erzeugen. Rund 150 Liter Wasser werden pro Sekunde durch die 24 Schaufeln aus dem Mühlenweiher geschöpft.

Bauwerk kommt ohne Leim, Schrauben und Nägel aus

Da der aber nur ein Fassungsvermögen von knapp 260 Kubikmetern hat, kann die Mühle immer nur kurz zu Demonstrationszwecken in Betrieb genommen werden. "Obwohl das Wasser für acht Stunden ausreichen würde", betonte Willi Meder.

Er gehe davon aus, dass der Weiher vermutlich größer gewesen sei, erklärte Rosenfelder. Tatsächlich habe die Mühle bis 1912 auch etwas weiter oberhalb gestanden. Das Bauwerk kommt wegen der besonderen handwerklichen Verarbeitung durch Verzapfen und Verzinken ohne Leim, Schrauben oder Nägel aus. Im Inneren dominieren die beiden großen Mahlwerke den Gesamteindruck.

Einige bemerkenswerte Details offenbart die Mühle. Der "Kleiekotzer", eine Holzmaske, die sich am Auswurf eines der beiden Mahlwerke befindet, hat mystische Hintergründe. Durch das schreckliche Aussehen sollten unter anderem Vergiftungen, beispielsweise durch das im Getreide häufig enthaltene Mutterkorn, abgewendet werden. Dazu besitzt die Mühle ein zweites Mahlwerk. Damit könne auch heute noch Mehl gemahlen werden, das fürs Backen feinster Kuchen Verwendung findet. Die Führer erläuterten auch die Gründe, weshalb es heißt, "es klappert die Mühle am rauschenden Bach".

Eine Art Galgen, mit der die oberen Laufsteine der Mahlwerke angehoben werden können, gehört zu den besonderen Ausstattungsmerkmalen der Kobisenmühle. Dies war zum Schärfen und Reinigen der Steine nötig. Die Einsätze der Zahnräder in der Mühle, die für diverse Übersetzungsverhältnisse sorgen, sind wegen der hohen Belastung aus Hartholz (Hainbuche) gefertigt, das in Jauche eingelegt wurde, um sie zu härten und die Gleitfähigkeit zu verbessern. Ein weiteres Gimmick war eine Art Alarmeinrichtung, bei der durch eine Glocke signalisiert wurde, wenn der Getreidebehälter beinahe leer war.

Neben den vielen Informationen nutzten viele Wanderer das Mühlenfest auch dazu, bei den Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins zu vespern, denn wie in den Vorjahren hatten sie für deftige Speisen und Getränke sowie für Kaffee und Kuchen gesorgt. Allerdings hatte das Fest etwas unter der großen Hitze zu leiden, die viele Wanderer auch ins Schwimmbad lockte.