Nach Verhandlungen mit Betriebsrat und IG Metall verzichtet J.G. Weisser auf den geplanten Stellenabbau, zumindest in diesem Jahr. Zum Jahresende hin sollen die Verhandlungspartner erneut an den runden Tisch kommen, um über dann etwaig notwendige Stellenanpassungen zu sprechen. Foto: Käfer

Gute Nachricht für Beschäftigte. Ergebnis von Verhandlungen zwischen Arbeitgebern, Betriebsrat und IG Metall.

St. Georgen - Positive Nachrichten für die Beschäftigten von J.G. Weisser: Der von der Firmenleitung geplante Abbau von 130 Stellen ist für dieses Jahr erst mal vom Tisch – so das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Arbeitgebern, Betriebsrat und IG Metall.

Sowohl die Geschäftsleitung von J.G. Weisser als auch die Gewerkschaftsseite informierten am Mittwoch über die seit Mai laufenden Verhandlungen wegen des geplanten Personalabbaus. Ende Mai hatte das Unternehmen erklärt, "voraussichtlich 130 Arbeitsplätze" streichen zu müssen. Aktuell hat Weisser knapp 500 Mitarbeiter, davon 32 Azubis.

Beschäftigungssicherung im Jahr 2020

Wie die Geschäftsleitung von J.G. Weisser nun mitteilt, hätten die Verhandlungen eine geordnete Restrukturierung des Unternehmens zum Ziel gehabt. Hintergrund sei der aktuelle konjunkturelle Einbruch durch die Corona-Pandemie, insbesondere im Maschinen- und Automobilsektor gewesen. "Dieser Umstand kam verschärfend zur bereits letztjährigen, wirtschaftlichen Abkühlung durch den Transformationsprozess in der Automobilindustrie und dem Handelsstreit zwischen den USA und China hinzu", heißt es seitens der Geschäftsleitung. "Am Montag dieser Woche haben sich die Betriebsparteien und die Tarifpartner auf den Verzicht des zusätzlichen Urlaubsgeldes sowie des tariflichen Zusatzbetrages und einen 50-prozentigen Verzicht des Weihnachtsgeldes, verbunden mit einer Beschäftigungssicherung im Jahr 2020, geeinigt", zeigt die Geschäftsführung das Verhandlungsergebnis auf.

Die Tarifpartner seien sich einig, gegen Jahresende erneut in Verhandlungen über etwaig dann notwendige Stellenanpassungen zu treten.

Und weiter heißt es von J.G. Weisser: "Die Verhandlungspartner sind sich bewusst, in diesen schwierigen Zeiten alles für die Stabilisierung des Unternehmens zu tun. Anstelle eines Stellenabbaus wird zunächst weiterhin auf Kurzarbeit gesetzt. Darüber hinaus werden bereits gestartete Veränderungen in der Organisation und im Produktportfolio verstärkt vorangetrieben, da das Marktumfeld auch weiterhin angespannt bleiben wird."

Abschluss steht für IG Metall unter dem Motto: "Solidarität gewinnt"

Als Erfolg wertet IG Metall das Ergebnis. "Wir sind sehr zufrieden, dass es uns gelungen ist, die Arbeitgeberseite doch noch davon zu überzeugen, dieses Jahr auf den Personalabbau zu verzichten", so Thomas Bleile, Verhandlungsführer und Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen. "Solidarität gewinnt", so könnte man den Abschluss prägnant zusammenfassen. J.G. Weisser werde weiterhin "das gute Mittel der Kurzarbeit" nutzen, und die Beschäftigten brächten ihren Teil der Kostenentlastung durch den Verzicht auf das diesjährige Urlaubsgeld und Teile des Weihnachtsgeldes ein, so Bleile weiter.

Weiterhin habe man vereinbart, die nächsten Monate zu nutzen, mit Beteiligung der Beschäftigten "alles auf den Prüfstand" zu stellen. Ziel sei es, einen längerfristigen Tarifvertrag zu verhandeln, um J.G. Weisser zukunftsfest zu machen.

Bleile geht davon aus, dass sich die Beschäftigen mit Vorschlägen zu einer Verbesserung von Abläufen einbringen werden, um so zu Kosteneinsparungen beizutragen. Außerdem hofft er, dass sich die wirtschaftliche Lage im Maschinenbau zumindest bis Ende des Jahres verbessert und das auch bei J.G. Weisser positiv spürbar wird.

"Das ist schwierig einzuschätzen", meint Robert Rettich von der Geschäftsführung von J.G. Weisser zur Entwicklung der allgemeinen konjunkturellen Lage. "Man kann von allem ausgehen, es kann besser oder schlechter werden."

Um so wichtiger ist in diesen unsicheren Zeiten das Instrument der Kurzarbeit, betont der Prokurist. Etwa zehn bis 15 Prozent der Belegschaft bei J.G. Weisser werde ab September in 100 Prozent Kurzarbeit nach Hause geschickt. Bei den anderen Mitarbeitern sei es je nach Abteilung und Auslastung unterschiedlich und bewege sich die Kurzarbeit zwischen 20 und 50 Prozent.

Die politische Diskussion um die Kurzarbeit werde sehr genau verfolgt, und die nun von Regierungsseite beschlossene Verlängerung dieses Arbeitsmarktinstrumentes sei erfreut zur Kenntnis genommen worden.