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Das Unternehmen Günther Bestattungen besteht seit einem halben Jahrhundert / Kultur befindet sich im Wandel

Auf das 50-jährige Bestehen blickt dieser Tage "Günther Bestattungen" zurück. Zum Jubiläum erinnern bisherige und ehemalige Besitzer an Unternehmensgeschichte und Veränderungen.

St. Georgen. Ihr Mann Hans habe 1969 mit der Arbeit begonnen, erinnert sich Helga Günther. Damals gab es kein offizielles Bestattungsinstitut in St. Georgen, nur "einen älteren Herrn", Andreas Jäckle, der zusammen mit Hans Günther die Tätigkeit übernahm. Bestattungen gingen übers DRK, Särge entstanden bei der Schreinerei Finkbeiner. Selbst ein Büro gab es damals nicht.

Helga Günther "wollte eigentlich gar nichts wissen" von Bestattungen. Als 2002 aber ihr Mann starb, blieb ihr nichts anderes übrig, als das Geschäft zu übernehmen. Sie wuchs nach und nach in die Tätigkeit hinein, die sie für 15 Jahre erledigte. "Das war ein Fulltime-Job", erinnert sie sich. Manchmal zog sie auch an Heiligabend los.

Ihren Nachfolger, Norbert Hirt, wählte Günther sorgfältig aus. Der übernahm im November 2017 das Geschäft. Er hat langjährige Erfahrungen im Bestattungswesen, ist seit 20 Jahren in Villingen-Schwenningen am Hauptsitz von "Preidel, Hirt und Butz" tätig. Er war vorher in Brigachtal beschäftigt.

Sorgen und Nöten werden angehört

Bei Bestattungen habe sich in den vergangenen Jahrzehnten extrem viel geändert, erzählen Hirt und seine Mitarbeiterin Jeanette Ank. Anfangs gab es fast nur traditionelle Erd-, aber kaum Feuerbestattungen. Auch bedingt durch "geänderte Familienstrukturen" sind traditionelle Gräber rückläufig, Feuerbestattungen liegen heute "sicher bei 60 Prozent".

Insgesamt sind Bestattungen laut Hirt heute sehr viel individueller. Möglich sind Urnenwand oder -stele, das Pressen der Asche zu einem Diamanten, Erdgräber, Baum-, Friedwald- oder Wildbach- und Almbestattungen in der Schweiz. Außerdem werden Bestattungen oft "bis ins Detail auf den Verstorbenen abgestimmt". Das fängt mit der Musik zur Trauerfeier an und hört bei der Dekoration mit Fotos oder Kerzen auf.

Ein großes Thema sei heute Vorsorge. Man mache sich zu Lebzeiten Gedanken darüber, wie die Bestattung ablaufen oder wie alles finanziell geregelt werden solle. Das Bestattungsinstitut ist Mitglied im Fachverband auf Landes- und Bundesebene.

Hirt betont, dass man auch "nach Rechnungsstellung Ansprechpartner ist". Man begleite die Trauernden, höre sich deren Sorgen und Nöte an. Selbstverständlich unterliege man der Schweigepflicht.

Alternative zu kirchlichem Begräbnis

Mit Sorge beobachtet Hirt, dass es, vor allem aus finanziellen Gründen, immer mehr "sehr schlechte Bestattungen" gibt, bis hin zur "schieren Entsorgung". Er erinnert an einen Fall, in dem ein Fahrer aus Dresden Tote reihenweise einlud. "Selbst das Krematorium war entsetzt." Dieser "Totentourismus" sei keine Seltenheit mehr.

Dabei gebe es in der Regel immer eine Lösung. Eine Bestattung müsse nicht extrem aufwendig sein, um in einem würdigen Rahmen stattzufinden. Man behandle jeden Kunden mit Würde und Respekt, betont Hirt.

Das gelte auch für unterschiedliche Weltanschauungen. Oft sei die Verbindung zur Kirche nicht mehr vorhanden. Die Konfession werde immer angesprochen, erst auf ausdrücklichen Wunsch gebe es die Freie Rede.

Im Unternehmen gebe es zwei freie Redner mit spezieller Ausbildung, denn die Ausarbeitung einer auf Verstorbene zugeschnittenen Rede sei aufwendig. "Das heißt nicht, dass wir die Kirche ersetzen", so der Geschäftsführer abschließend.