Warm war es Elena (links) und Fernanda in Brasillien. Unser Bild zeigt sie in Rio de Janeiro mit dem berühmten Zuckerhut. Foto: Schwarzwälder-Bote

Austauschschülerinnen Fernanda Toledo und Elena Wisser räumen mit so manchem Klischee über ihre Länder auf

Von Nicolas Kienzler

St. Georgen. Vier Wochen unbekannte Leute und ungewohntes Essen, Weihnachten und Silvester fernab der Heimat feiern und vor allem vier Wochen Kälte statt Sonne – das heißt es derzeit für Fernanda Toledo aus Brasilien. Sie ist Austauschpartnerin von Elena Wisser.

Eine andere Kultur und ein anderes Land hautnah kennenzulernen waren die Hauptmotive für die Teilnahme der beiden 15-jährigen Schülerinnen. Gerade die Gegensätzlichkeit der beiden Länder wurde hierbei deutlich: Während man in Brasilien eher aufgeschlossen gegenüber anderen Leuten ist und sich mit einer Umarmung begrüßt, sind die Deutschen vergleichsweise verschlossen und begrüßen sich eher distanziert per Handschlag. In Brasilien sind sich die Leute sofort vertraut. Die Deutschen hingegen reden mehr oberflächlich, wie die Mädchen berichten.

Das Wetter ist ein weiterer großer Unterschied: 20 Grad Celsius sind im brasilianischen Winter die Tiefstwerte. "Nachdem ich bei für uns sommerlichen Temperaturen schwimmen gegangen bin, wurde ich von der in Pullover gehüllten Austauschfamilie dann nur noch ›die Verrückte‹ genannt", berichtet Elena nicht ohne ein Schmunzeln.

Auch mit vielen weit verbreiteten Klischees wurde aufgeräumt. Brasilien hat weit mehr zu bieten als nur Samba, Karneval und Fußball. Und die Deutschen sind nicht alle Nazis.

Weihnachten und Silvester in Deutschland seien im Großen und Ganzen gleich wie in Brasilien. Einzige Unterschiede seien, dass in Brasilien der Weihnachtsmann statt des Christkinds kommt, und die ganze Familie nicht nur über die Feiertage, sondern gleich eine ganze Woche zusammen ist. Überhaupt hat die Familie in Brasilien einen sehr hohen Stellenwert: Praktisch jeder Sonntag wird gemeinsam mit Großeltern, Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins verbracht.

Rotary Club organisiert Rahmenprogramm

An diesem Austauschprojekt des Rotary Clubs nehmen je 40 junge Leute der beiden Länder teil. Einige Unternehmungen fanden gemeinsam mit den anderen Austauschschülern statt. Die restliche Zeit wird mit der Gastfamilie verbracht.

Für beide gab es ein vielfältiges Programm: Elena, die eine zehnte Klasse des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums besucht, war während der Sommerferien in der 240 000 Einwohner zählenden Stadt Presidente Prudente im Bezirk São Paulo (in der Mitte Brasiliens) bei der Familie Toledo untergebracht. Neben dem vier Tage langen Besuch der Wasserfälle der Stadt Foz do Iguaçu war der einwöchige Aufenthalt in Rio de Janeiro der Höhepunkt.

Fernanda ist seit dem 11. Dezember bei der Familie Wisser zu Gast. Der Europa-Park und die Weihnachtsmärkte in der Region waren Teil ihres Programms. Auch Winteraktivitäten wie Ski- oder Schlittschuhfahren sowie Rodeln stehen auf dem Plan. Der in Brasilien nicht vorhandene Schnee nimmt eine Schlüsselrolle ein, wobei für Fernanda "Schnee mit Sonne statt Kälte" die bessere Alternative wäre. Für beide standen auch Schulbesuche an.

Ein bisschen Heimweh sei schon da, aber beide wurden von der Austauschfamilie gut versorgt und offen aufgenommen, so dass sie sich wohl und willkommen fühlen konnten. Davon zeugt auch die einstimmige Antwort auf die Frage, nach einer erneuten Teilnahme an einem Austausch: "Auf jeden Fall".