Gabriele König lädt erfolgreiche Nachwuchspianisten aus der ganzen Welt zu ihren Klavierwettbewerben nach St. Georgen ein. Für dieses Engagement wird sie mit der Staufermedaille ausgezeichnet. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Gabriele König wird mit der Staufermedaille ausgezeichnet / Seit Jahren in der Jugendförderung aktiv

Mit der Staufermedaille werden herausragende Persönlichkeiten für besondere Verdienste um das Land Baden-Württemberg geehrt. Die Auszeichnung bekommt nun die St. Georgenerin Gabriele König für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement.

St. Georgen. Musik ist ihr Leben: Gabriele König bildet nicht nur erfolgreiche Klavierspieler aus, sondern ist auch selbst als Kammermusikerin und Solistin aktiv und arrangiert Werke für mehrhändiges Klavierspiel. Beeindruckend ist ihr ehrenamtliches Engagement: Drei Wettbewerbe hat die St. Georgenerin ins Leben gerufen – und macht damit Jahr für Jahr in der ganzen Welt Werbung für die Bergstadt und die Jugendmusikschule.

Für dieses Engagement wird König beim Neujahrsempfang der Stadt am Freitag mit der Staufermedaille des Landes ausgezeichnet. Für sie ist es eine besondere Ehre und auch ein Anlass, zurückzublicken. Ihr Weg war alles andere als einfach, macht die 63-Jährige klar. König kommt aus Usbekistan. Dort hat sie mit fünf Jahren angefangen, Klavier zu spielen, mit sechs hat sie bereits die ersten Prüfungen gemeistert – mit Erfolg. Wichtige Stationen waren die Rimski-Korsakoff-Musikschule für hochbegabte Kinder und das staatliche Konservatorium in St. Petersburg.

1989 ist König mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert. "Der Anfang war sehr schwer", erinnert sie sich und spricht von der Armut und vom Leben im Aufnahmelager. Das Schlimmste für sie: "Mein Diplom wurde nicht anerkannt." Trotzdem gab König ihren Traum vom Musizieren nie auf – und dank ihres großen Talentes und der Unterstützung einer befreundeten Familie hat es 1991 geklappt: König bekam ihre ersten drei Schüler an der Jugendmusikschule in St. Georgen.

"Ich habe angefangen, mit voller Kraft zu arbeiten", sagt sie. Und damit meint sie nicht nur das Üben mit ihren Schülern. "Ich habe vor den Vorspielen die Bühne in der Stadthalle geputzt, ich habe den Saal dekoriert und Ausstellungen gemacht", erinnert sie sich. Denn das gehört zu Königs Lebensphilosophie: nicht meckern, sondern Dinge anpacken.

Das gilt auch für die Musik, die sie spielt. Anspruchsvollen Stoff sieht König als Herausforderung: "Natürlich gibt es schwere Stücke, aber für mich ist es Ehrensache, sie zu knacken." Aufregung und Lampenfieber? "Das gehört zu meinem Leben", meint sie mit einem Lächeln. Denn König fiebert auch bei jedem Vorspiel und bei jedem Wettbewerb mit ihren Schülern mit.

"Ich sehe in jeder Person Potenzial und Kapazitäten", betont sie. Um allen Nachwuchsmusikern die Möglichkeit zu geben, vor Publikum aufzutreten und Preise zu gewinnen, hat König 1999 ihren ersten Wettbewerb in St. Georgen gegründet – den Badener Klavieretüden-Wettbewerb. Es folgten der internationale Reinhold-Glière-Wettbewerb und der internationale Johann-Baptist-Cramer-Wettbewerb. Das Besondere an ihrem Konzept: Kein Teilnehmer geht ohne Preis nach Hause. "Bei mir gibt es keine Verlierer", erklärt König. Der positive Effekt sei enorm: "Die Kinder sind motiviert, weiter zu spielen, zu üben und kommen im nächsten Jahr wieder."

Vor einem Publikum auf der Bühne zu stehen und trotz Herzklopfen das Beste zu geben – das sei eine prägende Erfahrung, findet König. Sie beobachtet, wie ihre Schüler Jahr für Jahr selbstbewusster werden, wie viel sie bei jedem Auftritt lernen. "Das ist eine Art Therapie", findet sie.

Die drei Klavierwettbewerbe sind mit den Jahren gewachsen, über 35 hat König bereits durchgeführt – mit beeindruckenden 16 000 Nachwuchspianisten aus 32 Ländern. "Wettbewerbe zu organisieren ist viel mehr, als nur in der Jury zu sitzen und Punkte zu vergeben. Ich muss Einladungen schreiben, Formalitäten mit den Botschaften klären, alle Paragrafen kennen. Es ist unendlich viel Arbeit", macht König deutlich. Warum sie das trotzdem macht? "Ich kann gar nicht anders", sagt König. Unterstützt wird sie von Volkhard Krause, der die Homepage pflegt, und Jochen Fetzner, der die Ausschreibungen und die Urkunden vorbereitet.

"Um Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern, muss man langsam die Liebe zum Instrument entwickeln, Kinderkonzerte besuchen, CDs mit klassischer Musik hören. ›Hauptsache Spaß‹ funktioniert nicht beim Klavierunterricht. Es ist harte Arbeit", sagt König.

Auf ihre Schüler kann sie stolz sein. Seit 1991 hat sie mehr als 500 Klavierspieler ausgebildet – darunter sind über 200 Preisträger beim Wettbewerb "Jugend musiziert" und 35 internationale Preisträger. "Wenn meine 18-, 19-jährigen Jungs, riesige Kerle, sagen, sie möchten lieber keine Pause machen, sondern weiterspielen – das ist für mich die beste Belohnung. Das ist viel mehr als Geld", sagt König und strahlt.

Sie sitzt auch selbst nach wie vor gern am Flügel. "Viele nennen mich Notenfresserin", gibt sie zu. Ihre besondere Leidenschaft ist die mehrhändige Klaviermusik – oft spielt sie mit ihren beiden Töchtern sechshändig. König macht auch Arrangements. "Dabei muss man so viele Sachen beachten. Es ist wie ein Schachspiel, bis zu Kopfschmerzen", sagt sie. Inzwischen hat sie über 30 Werke für mehrere Klaviere arrangiert, unter anderem für acht Flügel und 16 Hände.

"Wenn ich an so einem Stück arbeite, dann brauche ich starke Konzentration. Alles klingt im Kopf", beschreibt König. Denn meistens kann sie während des Arrangierens nicht überprüfen, wie das Stück tatsächlich klingt. "Acht Flügel bekommt man kaum zusammen", erklärt sie. Dann sind es immer Gänsehaut-Momente, wenn sie die Stücke in Konzerten hört.

Es sind aber auch viele andere Erinnerungen und Gefühle, die beim Zurückblicken auf 28 Jahre an der Jugendmusikschule hochkommen. König sagt: "Ich liebe diesen Beruf, denn er ist so vielseitig. Ich arbeite mit unterschieldichen Menschen zusammen und erlebe so die ganze Vielfalt."