Soziales: DRK organisiert Transport für Ungarn / Depot in den Räumen der ehemaligen Uhrenfabrik Staiger

Die Freundschaft zwischen den Rot-Kreuz-Vereinen in Fischbach und Ungarn wächst seit mehr als 30 Jahren. Sie wird über den Kreisverband abgewickelt und soll weitergehen. Seit etlichen Jahren liegt das Depot für die Ungarn-Hilfe in den Räumen der ehemaligen Uhrenfabrik Staiger in der Industriestraße.

St. Georgen. "Wir sind sehr glücklich darüber, dass uns Jörg Wisser, der Vorsitzende des ›Forum am Bahnhof‹ und sein Verein diese Räume nach wie vor kostenlos zur Verfügung stellen", äußerte sich der Leiter der Ungarnhilfe-Transporte, Dietmar Wiebel.

Von einst vielen DRK-Organisationen bundesweit, die in dieser Hinsicht tätig waren, seien in Baden-Württemberg nur noch zwei Kreisverbände aktiv. Einer davon ist der Kreisverband Schwarzwald-Baar. 30 Jahre lang waren die treibenden Kräfte Ursula und Jürgen Lippold. Im Jahr 2018 holten die beiden, nach intensiver Suche, Dietmar Wiebel vom Ortsverein Triberg-Schonach mit ins Boot. Nach einer Einarbeitung hat dieser nun, ausgerechnet im Corona-Krisenjahr 2020, seinen ersten Hilfstransport allein zusammengestellt. Es ist der 67. Transport insgesamt. "Bis 2018 waren es zumeist zwei Transporte. Da das Rote Kreuz Budapest gerne auch spezielle Güter und Waren für den eigenen Bedarf anfordert, fährt nur mehr ein Transport. Die Ausstattung unserer ungarischen Kollegen wird aus dem Hilfsbudget des Kreisverbands in Höhe von 5000 Euro direkt von Ungarn selbst eingekauft – solche Sachen sind in Budapest wesentlich billiger", erklärte Wiebel im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Freundschaften entstanden

In den vergangenen Jahren sind zwischen den Mitgliedern des DRK Fischbach und des Roten Kreuzes in Budapest auch Freundschaften entstanden, was schon mehrfach deutlich wurde. Ohne die andauernde Unterstützung durch den DRK-Kreisverband Villingen und den DRK-Ortsverein Fischbach könnte das ungarische Rote Kreuz in Budapest nicht so segensreich wirken und vielen Bedürftigen helfen. Diese Unterstützung werde auch weiterhin gebraucht. "Wir werden bei unseren Materialsammlungen natürlich auch aus Vöhrenbach und Triberg-Schonach unterstützt, im Depot in Schonach lagern wir auch einiges", so der Koordinator. Etliche Positionen sind für den Zoll auf der Ladeliste. Von der gebrauchten Kleidung mit rund zehn Tonnen über Pflege- oder Behandlungsbetten bis hin zum Air-Hockey-Tisch sind wieder unzählige Dinge im Lastwagen.

Im Sommer war Wiebel vor Ort – und er weiß deshalb aus erster Hand, dass Hilfe dort nach wie vor bitter nötig ist und dass die Hilfe eins zu eins bei den Bedürftigen ankommt – egal, ob es sich um Sach- oder Geldspenden handelt.

Schweißtreibende Beladung

Am Samstag ging wieder einmal der Ungarn-Transport los. Mit nur sieben Helfern, alle ausgestattet mit FFP2-Masken, stellte sich die Beladung des riesigen 30-Tonners als ganz schön schweißtreibend dar. In Budapest werde nun in der Vorweihnachtszeit ein riesiges Zelt aufgebaut und die Waren dort sortiert für ein minimales Entgelt angeboten, besonders Bedürftige müssten nichts bezahlen.

Große Not in Budapest

Für viele Menschen in Deutschland ist es nur schwer verständlich, dass in einer Hauptstadt der Europäischen Union (EU) eine solch große Not herrschen kann, die solche Hilfslieferungen notwendig macht. Tatsächlich sei es aber so, dass die leichte Besserung nach der Öffnung des Ostens für die Armenschicht in der Bevölkerung sehr schnell verpuffe. Besonders seien es Langzeitarbeitslose, Kranke sowie kinderreiche Familien oder auch alleinstehende Frauen mit zum Teil vielen Kindern, die zur Hauptproblemgruppe gehören.

Dazu kommt eine große Anzahl von Rentnern, für die nach Bezahlung der Wohnungsmiete kaum etwas für den Lebensunterhalt übrig bleibt. Die Versprechungen von Regierungschef Viktor Orbán, Arbeit für alle zu schaffen und für bessere Verhältnisse zu sorgen, sind bisher bei Weitem nicht erfüllt worden.

Besonders nötig wären solche Hilfstransporte auch in der Ukraine. Dort sorgt normalerweise die Organisation "Brücke der Hoffnung" dafür, dass Hilfsgüter an der richtigen Stelle ankommen. Da aber die Ukraine kein Mitglied der EU ist, war es in diesem Jahr noch nicht möglich, einen Transport dorthin zu unternehmen. "Wir platzen aus allen Nähten und bitten darum, uns zunächst keine Hilfsgüter mehr zu bringen – das Lager ist voll bis unters Dach, weil der Frühjahrstransport nicht durchgeführt werden konnte", schildert Gisela Götz die Lage in ihrer Schlosserei.

Auch der beliebte Auftritt der Gruppe Soruschka musste in diesem Jahr Corona-bedingt entfallen. Man werde sich aber wieder melden, sobald sich die Lage entspannt, versprach Gisela Götz.