Das Insolvenzverfahren von Grässlin ist offiziell eröffnet worden. Foto: Kienzler

Insolvenzverfahren ist nun offiziell eröffnet. Derzeitige wirtschaftliche Lage kommt erschwerend hinzu.

St. Georgen - Im Juni stellte Grässlin einen Insolvenzantrag, nun ist das Verfahren offiziell eröffnet worden. Der Insolvenzverwalter ist zwar "vorsichtig optimistisch", dass eine zeitnahe Lösung gefunden wird, doch die derzeitige wirtschaftliche Lage erschwert das Unterfangen.

Das Werk in Peterzell ist längst verschwunden, macht dem Neubau eines anderen Unternehmens Platz. An die florierenden Zeiten erinnern nur noch die zwei sechseckigen Gebäude, auf dessen Dach der Schriftzug Grässlin prangt. Doch auch der ist mehr Schein als Sein – denn bereits im Oktober 2019 hat der Spezialist für Zeitschalttechnik die dortigen Räumlichkeiten aufgegeben.

Gab man sich damals noch optimistisch – "wir sind auf einem guten Weg" – ist die Zukunft von Grässlin knapp ein Jahr später ungewiss. Nachdem im Juni der entsprechende Antrag gestellt wurde, ist mittlerweile das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Das Unternehmen ist zahlungsunfähig und überschuldet. Nur ein neuer Investor kann Grässlin noch retten.

Entlassungen sind zumindest derzeit kein Thema

Dass es davon immerhin mehrere gebe, erklärt Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der in Achern ansässigen Anwaltskanzlei Schultze und Braun. Rechtsanwalt Stefano Buck, der zum Insolvenzverwalter bestellt wurde, führe derzeit entsprechende Verhandlungen. Diese fänden in enger Absprache mit der amerikanischen Muttergesellschaft Intermatic statt.

Für den Moment, so Schorlemmer, ändere sich für die 50 Mitarbeiter, die Grässlin noch in der Industriestraße in St. Georgen beschäftigt, nichts. "Herr Buck führt weiter den Geschäftsbetrieb fort, es gibt also diesbezüglich keine Änderungen", erklärt er. Entlassungen "oder ähnliches", wie der Sprecher es ausdrückt, seien momentan kein Thema.

Auch in puncto Lohn gibt es vorerst gute Nachrichten. Hatte in den vergangenen drei Monaten nach Stellung des Antrags die Bundesagentur für Arbeit die Zahlung der Gehälter übernommen, trägt diese nun wieder das Unternehmen.

Im Hinblick auf die möglichen Finanzinvestoren betont Schorlemmer, dass er eine Übernahme und darauffolgende Zerschlagung für eher unwahrscheinlich hält. Das Geschäftsmodell solcher Interessenten sehe vor, dass man das Unternehmen neu aufstelle und wieder profitabel mache.

Bereits seit Mai 2017 befindet sich die Firma in der Krise

Doch was hat Grässlin überhaupt erst in diese Lage gebracht? Fakt ist: Bereits seit Mai 2017 befindet sich das Unternehmen in der Krise. Das Werk in Peterzell wurde damals verkauft, seither zwei Drittel der 150 Mitarbeiter nach und nach entlassen. Schon zu diesen Zeiten sprach das Unternehmen von Umsatzrückgängen und einer finanziellen Herausforderung, die Produktion wurde nach Mexiko verlegt.

Das seit Monaten wütende Corona-Virus, das die Wirtschaft zeitweise komplett lahmgelegt hat, dürfte sein Übriges getan haben. Schon bei der Stellung des Insolvenzantrags sprach die Anwaltskanzlei angesichts der Pandemie von einem "unausweichlichen Schritt" für die Geschäftsführung.

"Es gibt glaube ich im Moment kein Verfahren, wo Corona nicht in irgendeiner Form eine Rolle spielt", kommentiert Schorlemmer. "Natürlich sind die Auswirkungen der Pandemie generell in der Wirtschaft sehr stark zu spüren, das merkt man in allen Bereichen." Das schlage sich auch bei der Fortführung eines Unternehmens oder der Investoren-Suche nieder.

Sowohl der Ausgang des Verfahrens als auch die Dauer sind nur schwer zu prognostizieren. "Wir hoffen, dass wir innerhalb der nächsten Wochen zu einem Abschluss kommen", meint Schorlemmer. Insolvenzverwalter Buck sei zumindest "vorsichtig optimistisch".