Foto: Jäckle Foto: Schwarzwälder Bote

Schwarzwaldbauern machen sich ein Bild über den Zustand der Weiden und Wiesen/ Die Kuh fördert die Humusbildung und wirkt damit klimaentlastend

Wie steht es um das Grün in der Region nach den heißen Sommermonaten? Diese Frage stellte sich das Forum Pro Schwarzwaldbauern. In Brigach wurde kürzlich bei einem Treffen Bilanz gezogen.

St. Georgen-Brigach. Um sich ein Bild zu machen, ob und wie sich Weiden und Wiesen nach dem Hitzesommer 2018 erholen, hat sich das Forum Pro Schwarzwaldbauern auf dem hinteren Hirzbauernhof in Brigach zu einem Weidegespräch getroffen. Das Treffen diene auch zu, in der wirren Klimadebatte die Rolle der Landwirtschaft nicht einem idyllischen Wunschdenken zu überlassen, betonte der Vorsitzende Siegfried Jäckle.

Dazu hatte die Tierärztin Anita Idel beim Aschermittwochsgespräch Argumente vorgestellt, die die politischen Thesen von der Offenhaltung der Landschaft als überholt erklären.

Maschinen stören Wirkung

Denn obwohl Grünland unter der Klimaerwärmung und zunehmender Trockenheit auch leide, sei es weltweit neben den Mooren der größte Kohlenstoffspeicher. Diese Rolle zu verstehen und zu aktivieren, sieht das Forum als Herausforderung.

Beim Rundgang offenbarte sich die Regenerationskraft des Grünlandes. Zwar hätten die vielen Nachtfröste in den vergangenen Wochen das Wachstum bisher gebremst, doch die in der Trockenheit abgestorbenen Gräser zeigten sich nicht wie erwartet als Lücken. Denn die Gräser treiben wieder aus. Vor allem auf ganzjährig beweidetem Grünland sind kaum Lücken, so die Bilanz des Vereins.

Das beweist für die Landwirte die Kernthese von Anita Idel, dass der Biss der Weidetiere einen Wachstumsimpuls auslöse, der die Gräser zur Bildung neuer Triebe anrege und die Weidenarbe dicht mache. Das Entscheidende geschehe im Boden unter der grünen Pflanzendecke: Mit jedem Austrieb bilden Gräser neue Wurzeln und aus den absterbenden alten Wurzeln entsteht Humus, der Wasser, Nährstoffe und Kohlenstoff speichert, heißt es vonseiten der Schwarzwaldbauern. Die weidende Kuh fördert die Humusbildung und wirkt damit klimaentlastend. Diese Wirkung werde aber vor allem durch den Bodendruck von schweren Maschinen gestört, wodurch tiefwurzelnde Kräuter gefördert werden.

Bei den zunehmenden und schwer vorhersagbaren Wetterunbilden werde deshalb das Bewusstsein wichtiger, dass die entscheidenden Vorgänge im Lebensraum der Wurzeln ablaufen.

Natur bietet Orientierung

Hierfür gebe es keine technischen Lösungen, wohl aber die Thesen der Biopioniere, die das Forum wieder zu entdecken versucht. Die nachhaltige Weideführung, wie sie Anita Idel fordert, stand im Mittelpunkt des weiteren Gesprächs. Patentrezepte und gar Richtlinien könne es dafür nicht geben, weil der Graswuchs von Höhenlage und Kleinklima abhänge und deshalb auf jedem Hof seine eigene Dynamik habe.

Weideführung ist daher die Kunst des einzelnen Landwirts, Ansprüche von Gras und Weidetieren ständig zu optimieren. Die Orientierung dazu bietet die Natur selbst. So ist der Beginn der Kirschblüte das Signal für den Weideaustrieb. Mit dieser dynamischen Funktion des Grünlandes will sich das Forum im Laufe des Jahres weiter auseinandersetzen.