Beim Weitsprung aus dem Anlauf zählt nicht nur die Kraft, sondern auch die Koordination.Fotos: Käfer Foto: Schwarzwälder Bote

Fitness: Leistungswillige trainieren für das Sportabzeichen / Für manche ist der Nachweis berufsweisend

Jeden Dienstag drehen hiesige Sportler ihre Runden im St. Georgener Roßbergstadion. Sie alle eint eine Gemeinsamkeit: Sie trainieren für ihr Sportabzeichen. Möglichst golden sollte es sein. Für manchen Teilnehmer ist dies sogar ein Muss.

St. Georgen. Bronze, Silber oder Gold: Wer sein Sportabzeichen macht, strebt nach einer dieser drei Auszeichnungen. Viele Leser dürften das Abzeichen noch aus Schultagen kennen. Es bestätigt die sportliche Leitungsfähigkeit und Fitness. Für jungen Leute eine gute Gelegenheit, sich aneinander zu messen. Dass Fitness und sportliches Leistungsstreben aber auch noch bei älteren Jahrgängen sehr beliebt sein können, das zeigt die hiesige Trainingsgruppe am Roßbergstadion. Wer dreht dort seine Runden, versucht es mit Kugelstoßen oder legt beim Hochsprung die Messlatte stetig etwas höher?

Dustin König, 18 Jahre alt, steht an der Kurve der roten Leichtathletik-Anlage. Genauer genommen befindet er sich auf einer runden, betonierten Fläche. Gleich gilt es für ihn, die metallene Kugel, die noch in seinen Handflächen ruht, von dieser Position aus möglichst weit zu stoßen.

Dem jungen Sportler zur Seite steht der erfahrene Trainer Frank Laabs. Laabs gibt König letzte Tipps. Der 18-Jährige versucht, die Kugel mit einer Drehbewegung möglichst weit zu befördern. Für den Trainer die richtige Technik, denn "mit mehr Anlauf geht oft die Explosivität verloren", erklärt Laabs. Immerhin, der junge Sportler schafft es dicht an die geforderten 8,75 Meter. Die Marke, um in seiner Altersklasse ein goldenes Abzeichen anzuvisieren.

König steht vor der Berufswahl und möchte gerne zur Polizei. Ein guter FitnessZustand wird dort gefordert. Er ist sogar Grundvoraussetzung, um überhaupt eingestellt zu werden.

Wie Trainer Laabs erklärt, führt es auf diesem Weg auch andere Berufe in das Roßbergstadion, um für das Sportabzeichen zu trainieren. Auch beim Lehrberuf gebe es oft einen entsprechenden Test, um den gesundheitlichen Status der Pädagogen abzufragen.

Doch nicht nur für die Arbeit oder den Berufswunsch wird trainiert. Was ebenenfalls eine breite Masse an Menschen dazu bewegt, an der eigenen Fitness zu arbeiten, sind die finanziellen Vorteile. So hätten viele Krankenkassen ein spezielles Programm, bei dem sich durchs Sportabzeichen Punkte sammeln ließen. Zum Teil bestehe auch die Möglichkeit, sich den Nachweis direkt in Geld auszahlen zu lassen.

Dass sich das ganze  "auszahlt", garantiert die Gebührenfreiheit des Angebotes. Für alle Teilnehmer entstehen keinerlei Kosten. Dies liegt zum einen daran, dass das Team der Trainingsgruppe, Frank Laabs, Hans Neef und Klaus Lehmann, ehrenamtlich ihren Aufgaben nachgehen. Zum anderen trägt die Stadt die Gebühren, die bei der Abnahme der Disziplinen und der Verleihung der Urkunde entstehen. Einzige Voraussetzung ist: Die Teilnehmer kommen aus der Bergstadt.

Eben weil viele Gründe für das Sportabzeichen sprechen, sind es an jenem Dienstag einige Menschen, die es in das Roßbergstadion zieht. So ist auch Silke König gekommen, Dustins Mutter, die es "heute einfach mal probieren will". Und auch ein älterer Herr stößt bald zur Trainingsgruppe von Mutter und Sohn dazu, um sich bei der Kraftdisziplin Kugelstoßen zu beweisen. Seine Erfahrung: "Je mehr Versuche ich mache, desto kürzer wird es", so der in die Jahre gekommene Sportler humorvoll zu seiner Herangehensweise.

Die Trainingsgruppe besteht an diesem Tag nur aus einer Handvoll Leuten. Laabs Auskunft zufolge sei dies jedoch die übliche Größe beim Training. Ein geringerer Andrang auf das Sportabzeichen, speziell aufgrund von Corona, ist an diesem Tag laut Laabs nicht feststellbar.

Über die ganze Sport-Saison kommen so trotz kleiner Trainingsgruppen etwa 130 Teilnehmer zusammen, die das Sportabzeichen ablegen möchten – wie etwa im vergangenen Jahr. Für die Auszeichnung vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) müssen fünf Disziplinen absolviert werden, wovon eine das Schwimmen ist. Somit muss aus den Kategorien Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination jeweils eine Sportart gewählt werden. In der Kategorie Kraft wäre dies zum Beispiel das Kugelstoßen oder der Standweitsprung. Je nach persönlicher Präferenz und den Leistungswerten des Sportlers entscheidet sich dieser für die Disziplin aus einer Kategorie, die ihm am besten liegt. Herauszufinden, wo die eigenen Stärken liegen und an der ein oder anderen Disziplin zu feilen, dabei hilft das St. Georgener Trainingsteam.