Jeannine Kunz liegt die Arbeit mit Kindern am Herzen. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Mit dem evangelisch-lutherischen Missionswerk fliegt Jeannine Kunz für ein Jahr nach Chile

Jeannine Kunz reist, ermöglicht durch Spenden, im Rahmen ihres Freiwilliges Sozialen Jahrs nach Chile. Dort will sie mit Kindern und Jugendlichen arbeiten – und sich Klarheit über ihren weiteren Lebensweg verschaffen.

St. Georgen-Langenschiltach . "Seitenwechsel" – Unter diesem Leitmotiv verbringt Jeannine Kunz ein volles Jahr im südamerikanischen Chile, das sich lang und schmal über rund 4200 Kilometer von der Mitte bis zur Südspitze des Subkontinents hinzieht. Nicht als Urlauberin oder Rucksack-Touristin besucht sie den Andenstaat, sondern um im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs zu helfen.

Der Auslandsaufenthalt wird ein sehr prägendes Erlebnis in ihrem jungen Leben werden. Geld bekommt sie für ihre Tätigkeit nicht – ganz im Gegenteil. Sie musste sich Sponsoren und Unterstützer suchen, die ihren Aufenthalt zum Teil mitfinanzieren. Bevor es losging, mussten die Spenden gesammelt sein, hinzu kam Unterricht. Zwar hatte sie Spanisch bereits als Fremdsprache an der Schule gelernt, doch im wahren Leben hört sich vieles anders an, denn die unterschiedlichen Dialekte und vor allem das Sprechtempo sind eine Herausforderung.

Von Stuttgart geht es nach Amsterdam und schließlich nach Santiago de Chile

In wenigen Tagen, am 25. August, geht die Reise los: zunächst von Stuttgart nach Amsterdam und von dort gemeinsam mit drei weiteren jungen Abiturienten direkt zur Hauptstadt des Landes, Santiago de Chile.

Den "Seitenwechsel" organisiert das evangelisch-lutherische Missionswerk (ELM), das als private Stiftung in Niedersachsen jährlich etwa 40 junge Menschen in den internationalen Freiwilligendienst zu Projekten in Afrika, Asien und Lateinamerika entsendet. Im Gegenzug werden bis zu 15 Jugendliche aus den Gastländern nach Deutschland in den Freiwilligendienst eingeladen. Das Programm will Sichtweisen verändern: Nicht nur über Solidarität nachdenken, sondern solidarisch leben, nicht über Fremdheit reden, sondern Fremdsein selbst erfahren. Und nicht nur über den Glauben an Gott philosophieren, sondern ihn mit anderen Menschen teilen.

Beim Gottesdienst in Langenschiltach wird sie offiziell gesegnet und entsandt

Ein großer Teil der Kosten wird über das "Weltwärts"-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung getragen, den Rest trägt das ELM. Daher sei man auf Spenden angewiesen und bittet die jungen Freiwilligen, sich Menschen zu suchen, die den Einsatz begleiten und mit Spenden unterstützen – durchaus auch mit kleineren monatlichen Beträgen, für die es am Jahresende jeweils eine Zuwendungsbestätigung gibt. Spender erhalten innerhalb des Auslandsjahres drei Rundbriefe mit Berichten über den Einsatz.

Bei einem Gottesdienst in Langenschiltach wurde sie offiziell gesegnet und entsandt, bei einem weiteren Gottesdienst stellte sie sich zudem noch einmal mit ihrem Projekt vor und startete im Anschluss mit ihren Angehörigen einen Kuchenverkauf zur Unterstützung.

Nach der Ankunft und einer kurzen Zeit der Eingewöhnung geht es für Jeannine und zwei ihrer jungen Mitbewohner in die Wohngemeinschaft im sozialdiakonischen Zentrum "Los Sobrinitos" in Concepción, einer Stadt mit rund 220 000 Einwohnern. Dieses Zentrum entstand vor rund 60 Jahren und umfasst derzeit rund 50 Kinder im Kindergartenalter, etwa 100 Jugendliche und deren Familien.

"Zudem kann ich gleichzeitig meine Spanischkenntnisse vertiefen"

"Ich habe in den letzten Jahren im Kindergottesdienst mitgearbeitet und hier in Langenschiltach Jungschararbeit gemacht. Dabei habe ich festgestellt, dass ich Arbeit mit Kindern sehr gerne mache. In Concepción habe ich die Möglichkeit, mir darüber klar zu werden, ob diese Liebe zur Arbeit mit Kindern Grundlage meines späteren Studiums sein kann. Mir schwebt etwas vor wie Sozialpädagogik, Soziale Arbeit oder Sonderpädagogik. Im Zentrum habe ich Kinder zwischen null und 14 Jahren zu betreuen. Das ist genau das Umfeld, das ich brauche, um mir Klarheit zu verschaffen. Zudem kann ich gleichzeitig meine Spanischkenntnisse vertiefen", erzählt sie schmunzelnd.

Nach den Vorbereitungsseminaren und Kontakten mit Freiwilligen aus Vorjahren war klar, dass es sie in die weite Welt hinausziehen wird. Sie will neben den Rundbriefen mit ihren Sponsoren intensiven Kontakt pflegen und deshalb einen Blog ins Leben rufen. Aktuell seien ihre Erlebnisse ab Ende August auf Instagram unter "hola_its.jeannine" mitzuverfolgen.

Weitere Informationen: www.elm-mission.net