Stefan Plaaß (links) und Stefan Weis möchten ihre gemachten Erfahrungen weitergeben und Verständnis für die Krankheit Depression ­wecken. Foto: Sprich Foto: Schwarzwälder-Bote

Stefan Plaaß und Stefan Weis holen eine Krankheit aus der Tabuzone und laden zu einem Infoabend ins Rathaus ein

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Über Depressionen offen zu sprechen, ist für viele eine Tabu. Aber genau dies wollen Stefan Plaaß und Stefan Weis. Als Betroffene bieten sie am Donnerstag, 25. April, 19 Uhr, einen Abend nur für Betroffene und Angehörige an. Aus leidvoller eigener Erfahrung wissen sie, wie schwierig es ist, die Krankheit zu erkennen, diese auch zu akzeptieren.Stefan Plaaß (52) erkrankte im Jahr 2007. Mehrfach war er in stationärer Behandlung und ist auf Medikamente angewiesen. Er hat gelernt, offen mit seinen Depressionen umzugehen. Durch diese Offenheit wird er vermehrt auf die Krankheit angesprochen. Deshalb will er sich engagieren und mehr Verständnis wecken,

Unterstützung bekommt er von Stefan Weis. Der 46-jährige benötigte viele Jahre, seine Krankheit zu akzeptieren. Dank der Behandlung habe sich seine sehr starke Depression früherer Jahre sehr abgeschwächt. Er musste erkennen: Depressionen sind eine Krankheit und keine schlechte Laune. Dagegen hilft weder ein Ausflug, noch sich selbst zusammenzureißen.

Beide sind keine Fachleute, die eine Fachveranstaltung anbieten. Sie wollen Betroffene aus ihrer Isolation hervor locken. Es ist nichts Schlimmes, darüber zu reden, sagen sie. Es hilft aber,von der negativen Belastung wegzukommen.

Betroffene müssen bereit sein, sich helfen zu lassen. Bis aber eine Behandlung beginnt, vergehen viele Monate. "Eine Selbsthilfegruppe ist ein gutes Plenum in einem geschützten Raum", versichert Stefan Plaaß. "Das Verständnis der Familie ist sehr wichtig. Es ist von unschätzbarem Wert, wenn einem diese von anderen Sorgen entlastet und Freiraum ermöglicht. Dann kann sich der Betroffene besser um sich und seine Krankheit kümmern", stellte er bei sich fest.

"Niemand kann einen aus der Depression reißen. Man kann nur sinnvoll begleiten", weiß Stefan Weis. Es ist immer der selbe Kreislauf. Die Betroffenen bräuchten Hilfe, können aber gar nicht raus. Unterm Strich ist immer eine fachliche Hilfe erforderlich. Jeder sollte die Chance ergreifen, sein Leben wieder reicher zu machen. Dazu gehört auch das Verständnis für die Krankheit.

"Durch das Gespräch lernst du immer ein Stück dazu, wenn du erfährst, wie andere mit der Krankheit umgehen. In der Klinik triffst du auf lauter Gleichgesinnte. Draußen musst du funktionieren. Deshalb ist das Verständnis der Arbeitgeber ganz wichtig, auch bei der Wiedereingliederung nach längerer Abwesenheit durch Krankheit", unterstreicht Stefan Plaaß.

Es wird keine Suche nach der Schuld der Gesellschaft. Dies ist auch nicht heilungsfördernd, sind die beiden Stefans überzeugt. Vielmehr ist es ein Lernen, mit sich sorgsam umzugehen. Wichtig ist es, dem Leben wieder eine Struktur zu geben.

Depressionen – ein Abend von Betroffenen für Betroffene und Angehörige beginnt am Donnerstag, 25. April, um 19 Uhr im kleinen Sitzungszimmer des Rathauses in St. Georgen. Stefan Weis und Stefan Plaaß gehören dem Arbeitskreis "psychische Gesundheit" an.

Weitere Informationen gibt es bei der Wirkstatt, Bahnhofstraße 27, Telefon 07724/918305. Dort finden regelmäßig dienstags ab 18 Uhr Treffs einer Selbsthilfegruppe statt. Die nächsten Termine sind am 23. April, 21. Mai und 18. Juni.

Weitere Informationen: www.internet-gid.de