Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Gabor Richter kauft das Anwesen der Petrusgemeinde im Engeleweg / Auf Bibelkreise folgt digitales Labor

Von Tatsiana Zelenjuk

Das Gemeindehaus in Peterzell ist verkauft, das Pfarramt ist in die Räume der alten Volksbank umgezogen. Das Haus im Engeleweg füllen nun Fotokünstler Gabor Richter und seine Familie mit neuem Leben: Eine spannende Zukunft entsteht auf 300 Quadratmetern.

St. Georgen-Peterzell. Ein Tisch, ein Bürostuhl, ein großer Monitor. Gabor Richter sagt, viel mehr braucht er eigentlich nicht zum Arbeiten. Sein Büro hat der Digital Artist im ehemaligen Gemeindehaus in Peterzell bereits eingerichtet. Alles andere kommt nach und nach. Und man darf gespannt sein.

Richter hat das Gemeindehaus der Petrusgemeinde im Herbst gekauft. Vor ziemlich genau drei Wochen ist er mit seiner Frau und den beiden Söhnen aus Donaueschingen-Wolterdingen nach Peterzell umgezogen.

"Wir sind hier herzlich willkommen und fühlen uns wahnsinnig wohl. Die Nachbarn sind sehr freundlich, und die Kinder können rumtoben", fasst Richter die Eindrücke der ersten Wochen zusammen.

Er sagt, er habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, ein Haus zu kaufen. Dass es ausgerechnet das Gemeindehaus in Peterzell ist, habe sich zufällig so ergeben, räumt Richter ein. Er hat die Anzeige im Internet entdeckt, sich schnell in Verbindung mit Pfarrer Roland Scharfenberg gesetzt und das Haus besichtigt. "Meine Frau war hin und weg. Und für mich ist es das Wichtigste, dass sich meine Familie hier wohlfühlt", hebt Richter hervor.

Inzwischen haben sie sich in Peterzell eingelebt. "Ich mag das Ländliche, das Ruhige. Das Haus ist alt, es ist schön, ich würde gerne das meiste so übernehmen, wie es jetzt ist", sagt der Familienvater. Aber auch etwas frischen Wind wird es geben: "Ich will hier etwas reinbringen, was man in der Gegend noch nicht kennt."

Richter meint damit seine Workshops, die er nun in Peterzell anbieten will. "Es kommen dann Menschen zu mir, die das lernen wollen, was ich mache", erklärt er. Grundlagen von Photoshop, digitale Bildbearbeitung und Fotomontagen gehören zu seinen Themengebieten.

Für die Workshops richtet er derzeit einen speziellen Raum mit zwölf Rechnern ein. Aber auch vieles andere ist geplant: Ein Fotoatelier, Räumlichkeiten für Video-Produktion und Bildausstellungen sollen auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindehauses entstehen.

Erfahrungen im Bereich der digitalen Kunst hat Richter jahrelang gesammelt. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter bei einer Werbeagentur in Rottweil durfte er dem Starfotografen und Photoshop-Profi Calvin Hollywood in Mannheim assistieren. In dieser Zeit hat Richter auch für Fachmagazine geschrieben und Lehrvideos aufgenommen, Workshops gegeben und natürlich Tausende von Fotos bearbeitet.

Mit der Familiengründung ging es für den gebürtigen Villinger zurück in den Schwarzwald. Seit vier Jahren ist er als Digital Artist selbstständig. Als Bildretuscheur und Fotograf arbeitet er für Werbeagenturen und Magazine deutschlandweit – aber auch große Konzerne und Global Players zählen zu seinen Kunden.

Bei Großprojekten arbeitet Richter meistens mit anderen Fotografen, Visagisten und Filmern zusammen. "Die digitale Bildbearbeitung mache ich aber komplett alleine", hebt er hervor. Und damit kann er praktisch Unmögliches möglich machen.

"Ich bekomme manchmal bis zu Hundert Bilder, die ich so zu einem einzigen Bild montiere, dass es wie ein Foto aussieht", erklärt er. Die andere Schiene sei das Surreale. Im Cinematic-Style, bei dem die Bilder einem Kinoplakat gleichen, oder auch im Comic-Style, den Richter selbst stark mitgeprägt hat, kann er sich künstlerisch ausleben. "Produktfotografie ist nicht meine Welt. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten", gibt Richter zu.

Er sagt, er lässt sich gerne Zeit beim Bearbeiten – damit die Bilder am Ende perfekt aussehen, damit jedes kleine Detail stimmt. Um 18 Uhr ist trotzdem jeden Tag Feierabend. Dann ist Zeit für Familie. Das gleiche gilt fürs Wochenende – bis auf ganz wenige Ausnahmen. "Nur wenn es ein richtig cooles Projekt ist und ich es unbedingt machen will", räumt Richter ein.

Seine Aufträge bekommt der Fotokünstler am liebsten per Whatsapp. Das gehört zu Richters Arbeitsphilosophie: Die Kommunikation und die Abwicklung sollten möglichst einfach und unkompliziert sein.

Um die Bilder zu schießen, hat er je nach Auftrag mal zwei Tage, mal auch nur knappe 30 Minuten Zeit. "Das ist dann sportlich", sagt er schmunzelnd. So wie beim jüngsten Shooting für den Großkunden Europa-Park. Richter und sein Team mussten eine neu gestaltete Attraktion gleich für drei Werbekampagnen fotografieren und hatten dafür eine halbe Stunde Zeit. "Da musste jeder Schuss sitzen", sagt Richter.

Ein weiteres spannendes Projekt steht im April an. Im Rahmen eines großen Events bekommt Richter dann um 20 Uhr die Daten – und um 7 Uhr morgens müssen 25 großformatige Werbeplakate fertig sein. "Ich kann mir keine Pausen erlauben", weiß er. Deshalb ist jeder Handgriff, jedes Detail bereits jetzt geplant, die Vorarbeit leisten für ihn mehrere Retuscheure.

Um nach solchen aufregenden Aufträgen etwas abzuschalten, arbeitet Richter gern in einem anderen Bereich kreativ: Aktuell schreibt er zum Beispiel an einem Buch. Es wird eine Art "Kochbuch für kreative Bilder" sein, sagt er.