Podiumsdiskussion: Jugendgemeinderat diskutiert konträr mit Politikern
St. Georgen (hü). Kontroverse Meinungen gab’s bei einer vom Jugendgemeinderat organisierten Podiumsdiskussion mit Vertretern von CDU, FDP, Grüne, Linke und SPD.
Die Moderatoren Lara Rosenfelder und Patrick Dietz fragten zu Beginn nach Erinnerungen an die Schule. Alle berichteten Gutes: Andrea Kanhold (FDP) von einer interessanten Zeit beim USA-Schüleraustausch, Karl Rombach (CDU) von einer Klasse mit nur vier Schülern. Henning Keune (SPD) war auf einer Gesamtschule und lobte das gemeinsame Lernen.
Mehr Augenmaß und Kontakt
Zum Thema Flüchtlinge meinte Kanhold, man müsse genau prüfen, wen man aufnehme. Martina Braun (Grüne) hegt Gedanken, Flüchtlinge auf ihrem Bauernhof wohnen zu lassen. "Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als das zu schaffen", so Keune mit Hinweis auf UN-Menschenrechtskonvention und Grundgesetz. Er plädierte für mehr Augenmaß und Kontakt mit Flüchtlingen. Die Politik sei gefordert, Gesetze direkt und klar umzusetzen, immer unter Berücksichtigung der Humanität, so Rombach.
Laut Braun wurden Länder wie Italien lange mit dem Problem alleingelassen. Die Politik müsse Ehrenamtliche entlasten, die EU-Außengrenzen schützen, so Kanhold. Sie plädierte für einen temporären Aufenthalt unter humanitärem Schutz und die Möglichkeit, schnell zu arbeiten statt einem sofortigen Asylantrag. Keune bemängelte den dann ungesicherten Aufenthaltsstatus. Braun forderte mehr Personal in Behörden, um den Antragsstau aufzuarbeiten.
In Sachen Schulpolitik plädierte Keune für vielfältige Wahlmöglichkeiten der Schüler. Gymnasien seien weiter ein wesentlicher Baustein.
Das Gymnasium stehe nicht zur Disposition, so Braun, die aber Gemeinschaftsschulen für eine tolle Form gerade für den ländlichen Raum hielt. Laut Keune könne sie eine Antwort auf den dortigen Schülerrückgang sein. Laut Rombach gibt es mit der CDU keinen weiteren Ausbau der Gemeinschaftsschule. Kanhold plädierte für Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Viele Schüler seien mit G 9 zufrieden. Man könne nicht mit Gewalt einen Schultyp überstülpen. Die meisten Länder Europas hätten 13 Jahre. Nach Meinung von Braun ist die Schullandschaft breit genug aufgestellt, damit jeder den richtigen Weg findet. Nicht überzeugt von G 8 war Martin Wiegand (Linke). Er sprach von unglaublichem Leistungsdruck. Es gebe dabei kaum noch Zeit für anderes.
Auf die Landtagswahlen angesprochen hofften Keune und Kanhold auf mehr als nur einen Vertreter des Kreises, um die Interessen besser vertreten zu können.
Kein gutes Haar ließen die Gäste an der AfD bei der Frage, ob sie sich zu einer Diskussion mit der Partei bereit fänden. Rombach wäre bereit zum Meinungsaustausch. Braun sprach von abscheulichen, frauenfeindlichen Aussagen im Internet, Kanhold von hohlen Phrasen, Keune von Parolen und nicht konstruktiver Kritik, Wiegand von rechtspopulistischen, rassistischen Parolen. Dagegen wehrte sich ein Schüler und bezeichnete die AfD als nur rechtskonservativ. Man solle nicht AfD mit Pegida oder NPD vergleichen. Die Linke vergleiche man ja auch nicht mit der RAF, so der Schüler.
Als einziger gegen die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften sprach sich Rombach aus. Alle anderen Gäste waren für die Gleichberechtigung.
Kontroverse Meinungen gab es zum Thema Cannabis. Das ist nach Ansicht von Braun nicht schädlicher als Alkohol. Eine Freigabe bedürfe einer medizinischen Abwägung. Klar dagegen sprach sich Kanhold aus, die auf mögliche Hirnschädigungen verwies, insbesondere auf kürzliche Versuche in Frankreich mit tragischem Ausgang. Laut einem Schüler wurde kein Cannabis verwendet. Kanhold erklärte, dass dabei die selben Rezeptoren wie bei Cannabis angesprochen wurden.