Pianist an Bongos: Frank Dupree beweist hier Temperament und Talent und wird gekonnt von Mini Schulz (Kontrabass) und Obi Jenne (Schlagzeug) begleitet. Foto: Schwarzwälder Bote

Bergstadtsommer: Auftakt in der Stadthalle bietet unter anderem einfühlsame Passagen mit sattem Klang

Traditionell findet am Ende der Sommerferien der Bergstadtsommer statt. Auch das Corona-Virus konnte die Initiatoren nicht aufhalten, an diesem Zeitplan festzuhalten. In der Stadthalle wurde das einwöchige Festival nun eingeläutet.

St. Georgen. Der Bergstadtsommer wurde am Wochenende eindrucksvoll in der Stadthalle eröffnet. Das Programm beglückte Freunde der Klassik und Romantik genauso wie Jazzfans.

Der erste Abend stand ganz im Zeichen des Pianisten Frank Dupree, ohne die Leistung der anderen Beteiligten schmälern zu wollen. Er erwies sich als gereifter Pianist, als versierter Drummer und als einfallsreicher Arrangeur. Er ging im Jazz auf und ergründete verschiedene Facetten Beethovenscher Ausstrahlung.

Das klingt wie in alten Zeiten, doch die Umstände dank Corona waren anders: Hygienemaßnahmen betrafen Akteure wie das reduzierte Publikum, die Sitze waren weit verteilt und die Bühne fand man gegenüber der angestammten. Alles wurde durch qualitätsvolle Musik und eine glänzende Atmosphäre wett gemacht mit einem Programm, das lauter "Gassenhauer" bot.

Sprichwörtlich tauchte einer mit Beethovens Opus 11 auf, ein dreisätziges Werk, das mit Esprit, Eleganz, Kantabilität und großer Musizierfreude bei passender Dynamik und Empfindsamkeit durch Frank Dupree (Klavier), Gesa Jenne-Dönneweg (Violine) und Karsten Dönneweg (Violoncello) interpretiert wurde.

Frisch erklang der Kopfsatz, romantisch-feinsinnige Wärme verbreitete das Adagio und spritzig wurde das Finale wiedergegeben – ein Anti-Corona-Satz.

Expressivität, perfekte Technik und Wendungen

Große Bekanntheit hat auch Felix Mendelssohn Bartholdys d-Moll-Klaviertrio Nummer 1, das mit Jubel bedacht wurde. Insgesamt wurde bei aufmerksamem Zusammenwirken die Herausstellung der Themen sowie leidenschaftlich-stürmische Momente, Tranquilloempfindungen und tänzerischer Drang genauso bedient, wie zarte Empfindungen oder heitere Munterkeit und Sommernachtsgedanken. Die Streicher boten einfühlsame Passagen mit sattem Klang und der Pianist sorgte für kernig-motorische Statik.

Altbekanntes und gleichsam Neues bot der zweite Programmteil, in dem Frank Dupree (Piano), Mini Schulz (Kontrabass) und Obi Jenne (Schlagzeug) auf den Plan gerufen wurden. Es war die Stunde der genialen Bearbeitungen durch den Pianisten und das Gespür des Trios für eingängigen, harmonischen und emotionalen Jazz. Musikalischer Witz war nicht ausgeklammert und man wusste nicht, was man mehr bewundern sollte – die Expressivität, die variationsreichen Wendungen oder die perfekte Technik.

Die neuen Gewänder von Beethovens "verlorenen Groschen", einem Bagatellen-Presto und dem zweiten Satz der Klaviersonate Nummer 32 verblüfften und begeisterten. Effektvoll war auch die Gestaltung des Mini-Musicals "Westside Story" von Leonard Bernstein, eingebaut in den Prolog "Jet Song" bis zum Publikums-Mitmacher "Mambo".

Dupree durchfurchte die Tastatur, brillierte mit hämmernden Anschlag, glänzte mit Riffs und Jazz-Trillern und legte eine Trommelparade mit Congas hin. Von dunkel-mystischem Klang bis hohen Flageoletts war der gestrichene und gezupfte Kontrabass des Mini Schulz zu hören und als Könner bediente Obi Jenne mit Schlägeln, Stöcken und Besen eine dynamische Klangpalette am Drumset.

Auf die Schwierigkeiten in Coronazeiten wies Karsten Dönneweg bei seiner Begrüßung hin, war aber erfreut, dass unter anderen Vorzeichen der Bergstadtsommer 2020 stattfinden kann. Musikerpflicht sei, vor zwei oder 2000 Leuten zu spielen, so der Initiator. Besonders erfreut war der Veranstalter, dass die Sponsoren die Auftritte ermöglichten. Eine nette Geste war die Bewirtung in der Pause, für die man sich mit einem Austritts-Obolus bedanken konnte.