Vortrag: Etablierte Firmen haben meist viele Hierarchien

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Über Startups und was wir von ihnen lernen können" sprach Johannes Ellenberg, Geschäftsführer der Accelerate Stuttgart GmbH, bei ebm-Papst. Nicht alle seine Thesen fanden uneingeschränkten Zuspruch. Eingeladen zu diesem Abend hatte der Wirtschaftsrat Deutschland, Sektion Villingen- Schwenningen/Donaueschingen.

Unternehmensgründungen seien der Wachstumsmotor einer Volkswirtschaft, so Wolfgang Beyer, Sektionsleiter bei ebm-Papst. Die Innovation von Startups fördere und sichere kommende Generationen. Startups seien nicht die kleine Version eines großen Unternehmens, so Hauptredner Johannes Ellenberg. Merkmale seien extreme Unsicherheit und eine temporäre Organisationsform auf der Suche nach Geschäftsmodellen. Der Suchmodus unterscheide sich vom Planmodus mit der Reduktion des Risikos und langfristiger Planung, wie sie in etablierten Unternehmen üblich seien. Probleme etablierter Unternehmen seien falsche Anreizsysteme und Karrieremodelle, dass Organisationseinheiten gegenüber der Führung zu viel Macht gewännen und dass eine funktionsorientierte Organisationsstruktur die Produktstrategie zementiere.

Shareholder-getriebene Eignermodelle setzten den Fokus auf Profitmaximierung anstatt Kundenbedürfnisse. Je größer das Unternehmen, desto mehr Hierarchien habe es und desto weiter entferne es sich vom Kunden und desto schwieriger sei es, auf dessen Bedürfnisse einzugehen. Ellenberg sprach von einer Demokratisierung von Produktionsformen. Fast jeder könne heute weltweit unternehmerisch tätig sein.

Dem widersprach Dirk Schallock, ehemaliger Geschäftsführer von ebm-Papst St. Georgen. Es passiere viel disruptiv im Internet, aber kaum in der klassischen Produktion. Ellenberg widmete sich auch der Frage, was man von Startups lernen könne. Etablierte Unternehmen sollten diese als Managementmodell und Führungskultur verstehen. Eine der Regeln sei, Kunden und Mitarbeiter zu fragen, wo Probleme liegen. Es brauche viel mehr Schnittstellen, um von außen zu lernen. Bei Startups verlaufe der Weg zur Innovation nicht linear und sei nicht planbar "Umsetzung schlägt Planung", so Ellenberg. Alles werde immer wieder in Frage gestellt. Fehler seien als Chance zu betrachten. "Unsere Fehlerkultur scheitert."

Wichtig sei, so Schallock, sich mit sämtlichen Möglichkeiten zu beschäftigen. Und es zähle vor allem eines: Ein Unternehmen müsse sich immer wieder neu erfinden, so sein Resümee.