Nicht allen Weiherhexen ist es wohl auf dem schwankenden Untergrund, doch nachdem man schon mal dem Weiher entstiegen ist, ist das der Weg hinaus. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Die Weiherhexen mischen in St. Georgen künftig kräftig mit / Vom Grund des Teichs aufgestiegen

Die St. Georgener Fasnet ist um eine Figur reicher: Erstmals sind die Weiherhexen mit von der Partie. Ihre Entstehungsgeschichte – wie der Name schon verrät – ist eng mit dem Klosterweiher verbunden.

St. Georgen. Auch im ehemaligen Klosterstädtchen St. Georgen hat jüngst die fünfte Jahreszeit begonnen. In diesem Jahre gesellen sich erstmals die Weiherhexen, die sich auf das einstige Kloster berufen, unters närrische Volk.

Schaurige Geschichten ranken sich um die Entstehungslegende

Wie es zur frei erfundenen Entstehungslegende heißt, soll das einstige Kloster einst für mehr als 200 Mönche und rund 150 Nonnen Heimat gewesen sein. Eines Tages habe eine junge Frau Einlass begehrt – sie wurde aufgenommen. Allerdings war sie zu dieser Zeit bereits schwanger.

Das Kind wurde von den Mönchen einem der Klosterweiher-Fischer übergeben, der es in seiner Familie aufzog. Die Nonnen aber bekamen mit, dass die Mutter dem Kind einen Brief zukommen lassen wollte. Damit hatte sie nicht nur ihre Zugehörigkeit zum Kloster verwirkt, sondern auch ihr Leben – man ertränkte sie im Klosterweiher, ihre Leiche wurde nie gefunden.

Seltsame Dinge tragen sich plötzlich bei den Mönchen zu

Eines Tages aber sei ein junges Mädchen vor dem Tor des Klosters aufgetaucht und man habe sie aufgenommen. Daraufhin seien seltsame Dinge im Kloster geschehen: Die Fischernetze blieben leer, Tiere verschwanden und die Bewohner des Klosters erkrankten und starben. Um der Krankheit Herr zu werden, versenkte man die vielen Leichen im Klosterweiher.

Nach diesen Geschehnissen wird bis heute behauptet, dieses Mädchen habe das Kloster und den Klosterweiher mit einem Fluch belegt. Nachdem das mysteriöse Mädchen weiterzog, erholte sich der Weiher wieder. Auch die Fische kehrten allmählich zurück in den Weiher. Nur das Kloster blieb bis zu seiner Zerstörung unbewohnt und leer, aber selbst dadurch konnte der Fluch nicht gebrochen werden.

"Die Seelen des Klostervolks liegen bis heute am Grund des Klosterweihers. Jedoch wird es ihnen ermöglicht, mit dem ersten Vollmond des Jahres das Gewässer zu verlassen. Sie steigen vom Grund des Weihers hinauf und treiben ihr Unwesen an Land", schildert die Hexenchefin Jaqueline Brütsch die Entstehung. "Sie mischen sich unauffällig unter die Bewohner von der Bergstadt und jagen diesen Angst und Schrecken ein, bis sie am Aschermittwoch wieder in den Tiefen des Klosterweihers verschwinden. Am Grund des Weihers verharren sie ein weiteres Jahr, bis die Zeit gekommen ist, an dem sie wieder hinaufsteigen und das Ganze von vorne beginnt."

Ehemalige der Narrenzunft führen die Gruppe an

Und weiter: "Gesehen wurden die Seelen und Gestalten des Klosterweihers noch nie, doch unter dem Volk von St. Georgen bezeichnet man sie mit großer Ehrfurcht als Weiherhexen."

Rechtzeitig zum Fasnetsbeginn 2019 traten sie mit derzeit 41 Hästrägern und 19 Passiv-Mitgliedern an und zeigten sich öffentlich, zunächst in Fluorn-Winzeln und in der Bergstadt beim Wecken des Engelegoaschts in Peterzell.

Geführt wird die Gruppe von ehemaligen Mitgliedern der Narrenzunft St. Georgen: Zunftmeisterin ist Jaqueline Brütsch, Stellvertreterin Sophia Eisele, als Schriftführerin ist Maike Heß gewählt, Matthias Bösinger führt die Kasse. Dazu gibt es drei Beisitzer, den Häswart, den Jugendwart. Das jüngste Mitglied ist gerade mal ein Jahr alt, das älteste immerhin 68.

"Mit zehn Leuten haben wir angefangen, wir hätten nie gedacht, dass es so großen Anklang findet. Unser Häs ist mit seiner blau-schwarzen Farbe an den Klosterweiher angelehnt, auch die Fische und das Netz deuten das an. Unsere Augenbrauen auf der Maske sind grün von den Algen, dazu passt das graugrün der Hautfarbe. Auf den Wangen sieht man Steine der Klostermauern", erzählt die Vorsitzende.

Häs, Maske und Logo seien im Laufe der ersten Sitzungen von den Gründungsmitgliedern entworfen worden. "Wir freuen uns auf die Fasnet besonders in St. Georgen, wir werden möglichst alle hiesigen Termine wahrnehmen. In der Narrengemeinschaft hat man uns freundlich aufgenommen", sagten die Mitglieder des Vorstandes.