Das Lorenzhaus im August-Springer-Weg ist in der Nacht zu Montag zum Ziel von Einbrechern geworden. Foto: Käfer

Unbekannte durchwühlen Büros. Besondere juristische Lage wegen Corona.

St. Georgen - Es ist kurz vor 5 Uhr, als am Montag bei Florije Sula, Geschäftsführerin der Evangelischen Altenhilfe, das Telefon klingelt. Eine Pflegefachkraft des Lorenzhauses, die an diesem Morgen Frühschicht hat, hat eine beim Empfang aufgebrochene Tür entdeckt. "Und ich dachte erst, es hat mit Corona zu tun", erzählt Sula im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

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Gauner, das zeigen nicht nur zahlreiche Trickbetrüger-Meldungen in den vergangenen Wochen, haben auch in Corona-Tagen Hochzeit. Während die Senioren bundesweit so gut es geht abgeschirmt werden, wurde nun das St. Georgener Altersheim zum Ziel von Einbrechern.

"Es war in der Tat so, dass der gesamte Verwaltungstrakt betroffen ist", erzählt Sula. "Es waren alle Türen aufgebrochen, man hat in den Schränken herumgewühlt." Etwa 800 Euro erbeuteten die Unbekannten. Hinzu kommen laut Polizeibericht etwa 10.000 Euro Sachschaden. "Es ist schade, ich weiß auch nicht, wer in diesen Zeiten, so etwas macht."

Die gute Nachricht: Zum einen wurden keine Bewohner oder Mitarbeiter in Gefahr gebracht, zum anderen wurden viele Wertgegenstände wie Laptops, PCs oder auch Ordner mit sensiblen Daten von den Einbrechern vernachlässigt.

Nicht der erste Einbruch

Für die Evangelische Altenhilfe ist es nicht der erste Einbruch. Laut Sula ist das Lorenzhaus in den vergangenen fünf Jahren bereits zum dritten Mal zum Ziel von Kriminellen geworden.

Entsprechend viel los war am Montagmorgen im August-Springer-Weg. Die Polizei sei mit sieben Beamten vor Ort gewesen, am Mittag folgte zudem die Spurensicherung. Nach ersten Ermittlungen hebelten die Einbrecher laut Polizeisprecherin Sandra Kratzer ein Fenster im Erdgeschoss auf und verschafften sich so Zutritt zum Gebäude. Das Polizeirevier St. Georgen, Telefon 07724/9 49 50, sucht nun nach Zeugen.

Dass von den Bewohnern und den Mitarbeitern offenbar niemand etwas bemerkt hat, könnte laut Sula am Aufbau des Gebäudes liegen. Das Erdgeschoss ist der Verwaltung vorbehalten, in den zwei oberen Stockwerken sind die Bewohner untergebracht, um die sich drei Nachtwachen kümmern. Das Erdgeschoss verließ die letzte Mitarbeiterin um 21 Uhr, bis am nächsten Morgen stand es leer.

Angesichts der derzeitigen Corona-Krise erhält der Einbruch eine gewisse Brisanz. Doch Sula kann Entwarnung geben: Man sei in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, die Hygienevorschriften würden eingehalten. Und selbst bei den Untersuchungen ließen die Beamten besondere Vorsicht walten.

Dass Einbrecher ausgerechnet zu Corona-Zeiten ein Altersheim zum Ziel wählen, dessen Betreten per se verboten ist, macht den Fall auch juristisch interessant. Wie Johannes-Georg Roth, Leiter der Staatsanwaltschaft Konstanz erklärt, müsse man hierbei zwischen Ordnungswidrigkeit und Straftat differenzieren. In erstere Kategorie falle das bloße Betreten des Gebäudes in Corona-Zeiten, in zweitere der Einbruch.

"Das ist derzeit für uns eher das kleinere Problem"

"Beim Zusammentreffen einer Straftat mit einer Ordnungswidrigkeit, die durch ein und dieselbe Handlung verwirklicht werden, tritt die Ordnungswidrigkeit hinter die Straftat zurück", so Roth. "Möglich ist aber eine Berücksichtigung des Tatunrechts im Rahmen der Strafzumessung." Soll heißen: Sollten die Täter gefasst werden, werden sie zwar lediglich wegen des Einbruchs vor Gericht gestellt – das Strafmaß könnte aber angesichts der besonderen Lage gleichwohl höher ausfallen als bei einem einfachen Wohnungseinbruch.

Für die Evangelische Altenhilfe zählt derweil erst einmal nur die Beseitigung des Chaos. Schließlich muss man derzeit an ganz anderen Fronten kämpfen. Und deshalb fasst es Sula den Umständen entsprechend gelassen zusammen: "Es ist zwar Geld weg, ein paar Türen sind beschädigt worden, aber das ist derzeit für uns eher das kleinere Problem."