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Zu wenige Kunden, zu hohe Ausgaben. Vorsitzender des Ortsvereins betont: Betroffene sind versorgt.

St. Georgen - Der DRK-Ortsverein St. Georgen hat seinen Fahrdienst eingestellt. Das Problem: zu wenige Kunden, zu hohe Ausgaben. Während der Verein betont, dass die Kunden weiter versorgt sind, regt sich andernorts angesichts mangelnder Kommunikation Unmut.

Freunde und Bekannte besuchen, einen Einkauf erledigen, die Grippeimpfung hinter sich bringen – für Menschen, die sich nur eingeschränkt selbstständig bewegen können, wird Alltägliches oft zur Herausforderung. Der DRK-Ortsverein St. Georgen stand diesen Menschen bislang mit einem Fahrdienst zur Seite. Doch damit ist nun Schluss.

Während Willi Hils, zweiter Vorsitzender des Vereins, im Mai dieses Jahres noch die Verbesserung des Fahrdienstes auf die Agenda geschrieben hatte, wurde das Angebot nun ganz abgeschafft. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Hils, dass sich der Fahrdienst schlichtweg nicht mehr gerechnet habe. Als gemeinnütziger Verein wolle und dürfe man unterm Strich keinen Profit machen, dennoch müsse man zumindest kostendeckend wirtschaften.

"Unter anderem hatten wir einfach zu wenig Patienten", erklärt Hils. Im Mai habe man noch die Hoffnung gehegt, "dass wir mehr Kunden gewinnen". Allerdings fehle auch Personal, um sich so in die Materie einzuarbeiten, dass der Fahrdienst kein Verlustgeschäft bleibt.

"Wir haben kein Licht am Ende des Tunnels gesehen", räumt Hils ein. Künftig wolle man sich daher auf andere Bereiche konzentrieren, allen voran die Sozialarbeit, unter die etwa der Blutspendedienst fällt, soll nach Aussage des zweiten Vorsitzenden weiter ausgebaut werden. "Wir haben einige Ideen, an denen wir arbeiten."

Während das "mobile Angebot" beim DRK weiter geschmälert wird – auch der Schulfahrdienst wurde erst vor Kurzem eingestellt – sind die Kunden "im Prinzip versorgt", wie Hils betont. Zwei Fahrzeuge wurden an das Taxiunternehmen Fischer verkauft, welches auch das Personal übernimmt.

Für Geschäftsführerin Sylvia Fischer ist die Übernahme eine passende Betriebserweiterung. Die erworbenen Wagen sind speziell für Rollstuhlfahrer ausgestattet. "Krankenfahrten sind wir schon immer gefahren, die Rollstuhltransporte sind neu", erklärt sie. Derzeit laufe noch ein Antrag beim Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis für die entsprechende Erweiterung. Sobald die Genehmigung vorliegt, kann es losgehen.

Ob es sich denn angesichts der Erfahrungen des DRK überhaupt für ein Unternehmen lohnt, diese Fahrdienste anzubieten? "Klar, ich muss meine Fahrer zahlen, den Diesel – da bleibt nicht enorm viel hängen. Aber ich verspreche mir schon, dass wir unterm Strich mehr haben", sagt sie über das neue Angebot. Tatsächlich mache der Transport von kranken Menschen den Großteil des Geschäfts aus. "Wir sind überwiegend mit Krankenfahrten zum Klinikum Villingen und wieder zurück beschäftigt", sagt sie.

Bestandskunden des DRK, etwa Dialysepatienten, die regelmäßig ins Klinikum müssen, wurden laut Hils vom Ortsverein über die Neuerungen informiert. Eine offizielle Mitteilung an betroffene Einrichtungen blieb aber offenbar aus. Dass die Fahrdienste nicht mehr angeboten werden, erfuhr beispielsweise die Evangelische Altenhilfe bis heute nicht offiziell.

"Wir haben kein offizielles Schreiben erhalten", erklärt Sonja Heinzmann, Leiterin der Sozialdienst im Elisabethhaus. Vielmehr sei das Angebot "langsam ausgefallen". Während früher eine Zentrale rund um die Uhr besetzt war, wurden die Zeiten irgendwann reduziert. Das sei kein Problem gewesen. Doch seit Neuestem liefen die Telefonate ganz ins Leere.

Die Einrichtung muss nun umdenken. Für innerörtliche Termine wird der eigene Fahrdienst genutzt, Angehörige eingebunden oder Betreuungskräfte abgestellt. Außerhalb der Stadtgrenzen beauftragt man die gemeinnützige GmbH Sozialdienste Triberg. "Je nachdem, wie fit der Bewohner ist, greifen wir auch auf ein Taxiunternehmen zurück", sagt Heinzmann.

Dass nun vermehrt Aufträge in der Wasserfallstadt einlaufen, bestätigt die dortige Geschäftsführerin Manuela Schwenk. Sie sieht es – bislang – noch sehr gelassen: "Prinzipiell können wir das schon stemmen. Momentan ist es noch machbar."

Mit der Einstellung des Fahrdienstes scheint sich also vorerst für Kunden nichts geändert zu haben. Für das DRK im Kreis bedeutet dies allerdings, dass es einen weiteren Ortsverein aus seiner ohnehin schon kurzen Fahrdienst-Liste streichen muss: Lediglich die Vereine in Villingen und Schwenningen halten das Angebot derzeit weiter auf ehrenamtlicher Basis am Leben.