Freizeit: Menschen suchen Kiesel und legen neue aus / Ein neuer Trend findet den Weg in die Bergstadt
Steine auslegen, Steine finden. Diese Idee verfolgen "Blackforeststones". Auch in der Bergstadt sind die Bewohner schon über jene Kiesel und Gesteinsbrocken gestolpert. Jeder kann an der Aktion mitmachen.
St. Georgen. Es ist schon fast so, als würde man in eine längst vergangene Zeit zurückreisen. Eine Art Entdecker-Stimmung macht sich breit – auch in der Bergstadt und der Umgebung. Wer einen der bunten Steine findet, am Wegesrand oder auf einer Sitzbank, kann sich über diesen Fund sehr freuen.
Ein Glückstreffer für Monja Armbruster und den achtjährigen Sohn
Einen solchen Stein zu finden, dieses Glück hatte die Familie Armbruster aus St. Georgen. Selbst gerade erst in die Bergstadt zugezogen, war dieser Fund für Monja Armbruster und ihren achtjährigen Sohn ein Glückstreffer.
Die Schulen schlossen im März. Zu diesem Zeitpunkt war die Familie Armbruster gerade erst eine Woche nach St. Georgen zugezogen. Für Sohn Paul bedeutete das: zu Hause bleiben, auch die neuen Spielkameraden blieben außer Reichweite. Ein Stein mit dem Motiv einer Osterglocke, den die Familie fand, kam da gerade zur rechten Zeit. Für die Familie der Beginn einer Liebe zu diesen Steinen. Fortan konnte Paul die Zeit zu Hause nutzen und sie ganz seinen Steinen widmen – neben den Schulaufgaben versteht sich.
Monja Armbruster machte sich im Internet über den gefundenen Stein schlau. Die Idee hinter den Steinen ist einfach und simpel: Jemand bemalt einen Stein und legt ihn an einem freigewählten Ort aus. Eine andere Person findet das kleine Kunstwerk und freut sich darüber. Für die meisten Menschen steckt nicht mehr hinter der Idee, als anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Im Idealfall, wenn der Finder gefallen an der Aktion hat, bemalt er einen oder mehrere Steine selbst und legt diese wieder aus. So war es bei der Familie Armbruster. Ein paar schön geschliffene Steine aus einem nahen Bachwald bemalte die Familie und versah diese auch mit Botschaften: "Alles wird gut", steht auf einem der Armbruster-Steine. Ganz getreu dem Motto: in Corona-Zeiten Hoffnung schenken.
Und dann, wie es der Zufall so will, findet auch der Verfasser dieses Artikels einen Stein. Ohne danach aktiv zu suchen, bei einem Spaziergang in der Mittagspause und in der Nähe des Elisabethauses.
"Nun könnte ich diesen Stein in Facebook posten", denkt sich der Autor und Finder. "Das wäre sicherlich im Sinne des Steins und des Künstlers." Denn der steinerne Fund möchte offenbar eine Botschaft überbringen. Auf dem Stein steht: "Er ist auferstanden." Auf einer weiteren Fläche steht: "Lebendig". Wer will, kann seinen Fund in der Facebook-Gruppe Blackforeststones posten, die Chance, dass die Botschaft dadurch gehört wird, wird noch größer.
In der Facebook-Gruppe zu den Schwarzwaldsteinen finden sich gefundene Granite, Sandsteine und weitere Gesteine aus der ganzen Region. Gleich mehrere Funde im April sind dort für die Stadt St. Georgen dokumentiert.
Auch wurden Steine gepostet, die in der Bergstadt ausgelegt wurden. In Königsfeld ist noch kein Fund dokumentiert. Aber alles hat bekanntlich einen Anfang. Jeder kann an der Initiative teilnehmen, Regeln gibt es fast keine, Spaß und Freude stehen bei der Aktion im Vordergrund. Ein Post ist kein Muss.
Tamara Witte, die Gründerin der Initative Blackforeststones, gibt dem Schwarzwälder Boten einen Einblick in ihr Werk: Im September 2019 habe sie die Facebook-Gruppe mit einer Freundin ins Leben gerufen. Gleichzeitig legten sie und die Mitgründerin mehrere Hundert der Schwarzwald-Steine selbst aus. Etwa zehn Prozent davon, schätzt Witte, finden den Weg digital zu ihr zurück und werden gepostet.
Die Gruppe hat aktuell rund 890 Mitglieder. Allein in den letzten 14 Tagen seien circa 200 neue Mitglieder dazu gekommen. Tamara Witte vermutet, dass speziell in dieser ereignis- und veranstaltungsarmen Zeit das Steineauslegen und -finden vielen Menschen besondere Freude bereitet.