Rainer Duda erläutert die Grafik einer Potenzialanalyse. Die von jedem Unternehmen erhobenen Daten sind bares Geld wert, wenn man weiß, wie man die Daten optimal einsetzt. Das SDSC unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen bei der Analyse.Foto: Sprich Foto: Schwarzwälder Bote

Rainer Duda stellt die Arbeit der "Smart Data Solution Center"-Außenstelle vor / Was auf den ersten Blick sperrig klingt, bietet allen voran kleinen und mittelständischen Unternehmeninteressante Möglichkeiten

Während große Unternehmen erkannt haben, wie wichtig die Analyse und Nutzung von Daten ist, hinken kleinere Firmen in diesem Bereich der Entwicklung nach. Ein kostenloses Angebot in St. Georgen soll Abhilfe schaffen.

St. Georgen. Daten sind heutzutage Gold wert. Wir geben auf unserem Facebookprofil unsere Lieblingsbands an und wie durch Zauberhand werden uns passende Festivals vorgeschlagen, bei denen diese auftreten. Wir googeln eine bestimmte Balkonpflanze oder ein Urlaubsziel und am nächsten Tag fliegen maßgeschneiderte Anzeigen ins Bild, wenn man gerade im Internet surft.

Grundsätzliche Prozesse finden sich überall

Was Großkonzerne wie Google oder Facebook schon seit Langem im großen Stil betreiben – Daten zu analysieren und daraus einen Nutzen zu ziehen – ist bei kleinen und mittelständischen Unternehmen bislang eher weniger verbreitet.

Ein Umstand, den man in der Bergstadt gezielt ändern möchte. Seit 2019 gibt es im St. Georgener Technologiezentrum eine Außenstelle des sogenannten Smart Data Solution Center Baden-Württemberg. Neben der Hauptstelle in Stuttgart ist es das einzige seiner Art. Smart Data Solution Center, kurz SDSC – das klingt sperrig und abstrakt. Doch was genau wird dort gemacht?

Laut Martin Friedrich, Vorsitzender der PE-Stiftung, können sich Unternehmen hinsichtlich der Auswertung und Nutzung von Daten beraten und darüber hinaus kostenlos analysieren lassen, wo verstecke Potenziale schlummern. Das Angebot richtet sich vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen. Dabei geht es in erster Linie nicht um persönliche Nutzerdaten, wie es in den anfangs genannten Beispielen der Fall ist, sondern vielmehr um unternehmensinterne Daten.

Hier kommt Rainer Duda ins Spiel, der vor Ort für interessierte Unternehmen der Ansprechpartner ist. "Daten sind das neue Öl", so sein Tenor. Während sich das Vorkommen von Letzterem auf einige Länder der Welt beschränkt, kommen im Vergleich dazu Daten nahezu überall vor.

Friedrich fasst die Situation wie folgt zusammen: "Alle Firmen haben Daten, egal, ob das ein Bäcker ist, oder ein stahlverarbeitendes Unternehmen." Einige grundsätzliche Prozesse wie den Einkauf, die Qualitätssicherung oder den Vertrieb finde man überall. "Da unterscheidet sich das kleine Unternehmen erstmal grundsätzlich nicht vom größeren", betont Friedrich.

Holzverarbeitung unter die Lupe genommen

Doch während große Firmen das Geld und die Ressourcen haben, um ihre Prozesse zu analysieren, fehlt diese Möglichkeit zur Optimierung meist den kleineren Unternehmen. Das scheint auch das Land Baden-Württemberg erkannt zu haben, weshalb die Analysen, die in der SDSC-Außenstelle umgesetzt werden, dank Förderungen kostenfrei sind.

Den Ablauf und das Ziel einer solchen Analyse illustriert Duda am Beispiel eines holzverarbeitenden Betriebes. Zu Beginn findet ein Vorgespräch statt, das klären soll, was sich das Unternehmen wünscht: Sollen Kosten gesenkt werden? Möchte man Prozesse optimieren? Oder will man neue Märkte finden?

Die "Rohdaten", wie Duda sie nennt, werden dann unter Berücksichtigung strenger Datenschutzrichtlinien geprüft. Im Falle des holzverarbeitenden Betriebes wurde beispielsweise anhand der vorliegenden Informationen der Abfall untersucht, der beim Sägen eines Stammes anfällt. Wie kann dieser möglichst gering gehalten werden? Kann aus dem Abfallprodukt noch etwas anderes hergestellt werden? Und wie lange halten in etwa die Maschinen, bis sie ausgetauscht werden müssen?

Fragen wie diese konnte die Datenanalyse beantworten. Den Unternehmen konnten wiederum entsprechende Empfehlungen und Maßnahmen an die Hand gegeben werden. Duda vergleicht das Vorgehen mit dem Blick in eine Kiste voller Werkzeug. Welches davon man am besten für was nutzt oder ob man vielleicht sogar ein neues Werkzeug braucht für das, was man erreichen will – darum geht es bei der Analyse.

PE-Stiftung bringt sich in das Projekt ein

Dabei arbeitet Duda nicht allein, sondern mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen. Mehrere Datenspezialisten aus verschiedenen Gebieten analysieren den vorliegenden Fall und stehen dabei auch regelmäßig in Kontakt mit der jeweiligen Firma. Nach vier bis sechs Wochen können die Ergebnisse präsentiert werden.

Kostenlose Beratung, eine professionelle Analyse, wo ist da der Haken? Laut Duda gibt es keinen. "Diese Potenzialanalyse hilft grundsätzlich jedem, das ist der Kern", betont er. Der Erfolg hänge aber immer ein Stück weit davon ab, wie sich das Unternehmen auf die Analyse einlasse.

Dass es überhaupt so ein Angebot in St. Georgen gibt, ist laut Duda dem Vorsitzenden der PE-Stiftung, Martin Friedrich, zu verdanken. "Er war der treibende Motor", so Duda. Friedrich habe sich dafür eingesetzt, das im Rahmen der Initiative Digital Mountains die Außenstelle in der Bergstadt geschaffen wird. Die Finanzierung teilen sich zur Hälfte das Wirtschaftsministerium des Landes und die PE-Stiftung.

Ziel von Letzterer ist es bekanntermaßen, an den ehemaligen Dual-Standorten Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Eben das erhofft man sich, indem man Firmen vor Ort beim Thema Datenanalyse unter die Arme greift. Denn klar ist auch: Die Welt vernetzt sich immer mehr, vor dem Fortschritt kann man sich nicht verschließen. Sonst verliert man den Anschluss. Aus diesem Grund, so Duda, helfe man auch Unternehmen, die mit der Datensammlung an sich noch Probleme haben.

"In St. Georgen sind wir jetzt ein Jahr vor Ort und die Resonanz ist sehr gut", sagt Duda. Man führe "innige Gespräche" mit Firmen aus ganz Baden-Württemberg, 21 Projekte seien erfolgreich abgeschlossen, drei weitere liefen derzeit. "Und wir haben eine Hand voll Projekte, die in der Aufbauphase sind."

Duda und Friedrich hoffen, dass das kostenfreie Angebot noch mehr Anklang findet – vor allem am Wirtschaftsstandort Schwarzwald-Baar-Heuberg. "Man schreibt dieser Region ja auch einen großen Erfindergeist zu", meint Duda. "Das sollten wir auch kontinuierlich beibehalten."

Personelle Kapazitäten für die Datenanalyse vorzuhalten, ist für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig. Zudem gibt es oft keine geeigneten Kandidaten. Dies war für das KIT der Anstoß, mit dem "Fachkraft Data Analyst (IHK)" ein dreimonatiges Aus- und Weiterbildungsangebot zu schaffen, das sich vor allem an Mitarbeiter aus der IT sowie des Controllings richtet. Das über die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg organisierte Aus- und Weiterbildungsangebot beginnt am 9. Oktober und kann bei der IHK-Akademie Schwarzwald-Baar-Heuberg im Online-Katalog gebucht werden.