Zufällig ausgewählte Zuschauer bilden die Jury. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Poetry Slam: Dichterwettstreit im Theater im Deutschen Haus bietet Humorvolles bis Kurioses

Von einer Stimme im Kopf über Frauenrechte bis hin zu "Regenbogendiebe": die unterschiedlichsten Themen wurden beim Dichterwettstreit-Deluxe im Theater im Deutschen Hau angesprochen. Eine Tübingerin ging als Siegerin hervor.

St. Georgen. Erstmals fand im Theater im Deutschen Haus ein Dichterwettstreit-Deluxe im Rahmen eines Poetry Slams statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Elias Raatz aus Villingen-Schwenningen. Die Gäste bekamen eine bunte Mischung an Texten zu hören, die sich mit realen Ungerechtigkeiten oder auch inneren Kämpfen beschäftigten. Patrick Höll umrahmte den Abend musikalisch, mit kuriosen Liedern wie "Mrs. Schwerkraft" oder "Zombies auf Rädern".

Raatz führte gut gelaunt durch den Abend und erklärte das Prozedere des Wettbewerbs, mit sieben zufällig bestimmten Jurymitgliedern aus dem Publikum. Die Teilnehmer traten in zwei Gruppen an aus denen jeweils die Sieger, samt des Drittplatzierten noch mal gegeneinander antraten.

Lisa Heubach aus Stuttgart las unter dem Titel "An dich" Zeilen wie "du bist im Krieg mit dir selbst" oder "warum sich bemühen, immer allen anderen zu gefallen". Es zeigte sich, dass der Text vom Zwiegespräch mit dem Spiegelbild handelte.

Marina Sigl aus Konstanz berichtete, sie wolle Lehrerin werden. Sie verlas ein Motivationsschreiben, in dem sie darüber philosophierte, Schüler vor Weihnachten mit Walnüssen zu bewerfen. Kendra Löwer aus Tübingen kritisierte in ihrem Text abfällige Bemerkungen über psychisch Kranke und den Kampf, überhaupt morgens aufzustehen.

Recht harmlos klang anfangs der Text von Joachim Weiß über "Regenbogendiebe". Das änderte sich, als er davon sprach, dass man die Diebe der eigenen Träume nicht beschuldige, den Dozent der schillernde Träume mit einem Federstrich zerstöre oder diejenigen, die das Mittelmeer zum Massengrab machten.

Im zweiten Teil sprach Lena Stockoff aus Tübingen über die Angst des Partners, dass der andere auf dem Meer wegtreibe oder dass Wasser und Salz nur ein Zeichen dafür seien, dass Liebe nicht immer süß schmecke.

Trockenen Humor bewies Juston Buße aus Frankfurt am Main, der von konservativen Nachbarn in Berlin erzählte, die er mit dem Rauchen von Joints oder einer Spray-Metal-Party ärgerte. Er plädierte aber auch für mehr Mitgefühl: "Gemeinsam sind wir alle ein Stück stärker und weniger einsam."

Lena Huss aus Königsfeld las eine Geschichte aus Sicht zweier elfjähriger Mädchen vor. Sie hatten die gleichen Erlebnissen, die sich aber aufgrund der jeweiligen Wahrnehmung dramatisch unterschieden, sodass eine voll Selbstbewusstsein war, die andere voll Angst.

Ins Finale schafften es Joachim Weiß, Lena Stockoff und Lena Huss. Letztere erzählte von "Tagen, in denen man suchend durch die Gänge seiner Gedanken rennt" oder "das Bild eines Kindes, das all seinen Besitz in seiner Hand hält". Stockoff hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für Frauenrechte, und erzählte vom Frust, über Dinge sprechen zu müssen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Sehr humorvoll war der Beitrag von Weiß. Er sprach von der Stimme im Kopf, die beim Einschlafen zu sprechen anfängt und an den Ohrwurm erinnert, den man zuvor im Radio gehört hat.

Den Wettstreit gewann schließlich Lena Stockoff, Joachim Weiß wurde Zweiter, Lena Huss Dritte.