Martina Schwarz (links) und Ute Scholz mit in der zeit der Gewaltherrschaft geächteten Werken sowie Flyern, die für die Gedenk-Aktionen werben. Von TSG-Schülerin Sinja Wiedle stammt die bildliche Umsetzung "Bücher aus dem Feuer". Foto: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekttage mit vielen Beteiligten erinnern an Ereignis vor 80 Jahren

Von Harald Mittelstaedt St. Georgen. Am 10. Mai jährt sich zum 80. Mal der Tag, an dem in zahlreichen Städten auf öffentlichen Plätzen Bücher von politisch sowie rassisch unerwünschten Schriftstellern und Wissenschaftlern auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Selbst in St. Georgen soll das passiert sein.

Unter "Die Bergstadt erinnert" wird das ernste Thema von 2. bis 13. Mai aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Veranstaltungen aufgearbeitet. Die Projekttage sollen dazu dienen, das heute fast unvorstellbare Ereignis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Dass ausgerechnet das "Theater im Deutschen Haus" im Mittelpunkt der Projekttage steht, liegt laut Ute Scholz, Vorstandsmitglied im Verein Puppen- und Theaterbühne St. Georgen an dem Kabarettisten und Autor Claus von Wagner. Dieser beteiligt sich in München schon seit Jahren an der bundesweiten Aktion "Wir lesen gegen das Vergessen" und war bei seinem Auftritt vor fast genau einem Jahr der Meinung, dass sich das Theater auch für die Umsetzung von ernsten Themen eigne. Nach intensiven Gesprächen innerhalb des Vorstands und mit Martina Schwarz von der Buchhandlung Haas, habe man den 80. Jahrestag der Bücherverbrennung zum Anlass genommen, das Gesamtprojekt anzugehen.

Immense Zustimmung von vielen Seiten

Die immense Zustimmung vieler Vereine, der Schulen, der Stadtbibliothek, der Jugendmusikschule, der Stadtverwaltung und zahlreicher Privatpersonen habe sie sehr überrascht und gleichzeitig beflügelt, gestehen Martina Schwarz und Ute Scholz. Dies war die Voraussetzung für ein umfang- und abwechslungsreiches Programm.

Zum Auftakt wird am 2. Mai im Foyer der Tourist Information im Rathaus die von der Freien Schule Brigach geschaffene Skulptur " Bücherfeuer" aufgestellt. Gleichzeitig werden Plakate der Klasse 9b des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums (TSG) unter dem Titel "Verbrannte Dichter" präsentiert. In Eigenregie führt die Theater-AG der Oberstufe des TSG an drei Abenden das passende Theaterstück "Die Welle" im Theater im Deutschen Haus auf. Die Vorstellungen am Freitag, 3. und Samstag, 4. Mai, beginnen jeweils um 20 Uhr, die am Sonntag, 5. Mai schon um 19 Uhr. Eintritt acht Euro, Schüler zahlen vier Euro. Bei allen anderen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

Fortgesetzt werden die Projekttage mit einer Buchbesprechung des Literaturzirkels im Ökumenischen Zentrum. Besprochen wird "Sansibar oder der letzte Grund" des als zeitkritisch geltenden Autors Alfred Andersch.

Besonders erfreut sind die Organisatoren über den musikalischen Beitrag am Samstag, 11. Mai. Um 20 Uhr gibt in Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen das Bläserquintett "paesaggio sonoro" mit Julia Obergfell ein Konzert. Am Sonntag, 12. Mai referieren Renate Bökenkamp sowie Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins im Theater über "Bücher brennen auch in St. Georgen – ein Blick in die Vergangenheit".

Mit einem „Lesemarathon“ auf dem Marktplatz enden am Montag, 13. Mai, die Projekttage. Von 9 bis 21 Uhr lesen Bürger aus der fast endlos langen Reihe der geschmähten Autoren gegen das Vergessen an. Die Vorlesezeiten betragen laut Ute Scholz und Martina Schwarz in der Regel minimal 15 Minuten. Die Robert-Gerwig-Schüler beteiligen sich mit ihrem ausführlichen Thema allerdings im fünf-Minuten-Takt. Wer sich vorab schon über die vielen geschmähten Autoren und ihre Werke informieren will, kann das in der Buchhandlung Haas in der Bahnhofstraße sowie in der Stadtbibliothek. Hier sind entsprechende Büchertische aufgestellt.

Weitere Informationen: www.Puthe.de