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Nager vermehren sich prächtig / Mit seinem Arbeitspensum hält "Meister Bockert" den Bauhof auf Trab

St. Georgen - Der eine heißt Justin Bieber und singt, der andere heißt nur Biber, knabbert gerne und vermehrt sich prächtig in St. Georgen. Nicht nur am Klosterweiher ist eine Biberfamilie heimisch geworden, auch beim Sägewerk Burgbacher und nahe der Mühlwiesenstraße in Peterzell haben sich die scheuen Nager niedergelassen. Am Klosterweiher musste der städtische Bauhof eine etwa 80 Zentimeter starke Weide fällen, die von der Biberfamilie kräftig angenagt worden war. "Hätten wir den Baum nicht gefällt, wäre er irgendwann ins Wasser gefallen, und jetzt, wo der Baum liegt, gehen die Tiere an die Äste der Krone", berichtet der stellvertretende Bauhofleiter Hanspeter Boye. Seit 2010 etwa beobachtet er Biber am Klosterweiher und hat die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere auch schon tagsüber gesehen. Zwar hält Meister Bockert, wie er in der Fabelwelt und Jägersprache genannt wird, den Bauhof hin und wieder auf Trab, ein Problem, so Boye, stellt der momentane Bestand jedoch noch nicht dar.

Enormes Arbeitspensum

Die Biberfamilie am Klosterweiher legt ein enormes Arbeitspensum an den Tag. Boye vermutet, dass dies mit der Absenkung des Weihers auf Winter-Niveau zu tun hat. Die Biber versuchen, ihren Eingang zur Burg unter Wasser zu halten und stauen das Wasser deshalb an. "Sie holen sich im Bereich des Biotops derzeit alles, was sie bekommen können", beschreibt der Bauhof-Mitarbeiter. Damit sie es mit dem Nagen nicht zu bunt treiben und große Bäume gefährden, markiert der Bauhof die Stämme mit einer Spezialfarbe, die den Tieren alles andere als mundet.

Vier Dämme haben die Nager in Peterzell entlang der Brigach errichtet und auch schon einige Bäume stark angeknabbert. Hanspeter Boye vermutet, dass die Biber in Peterzell aus der Familie am Klosterweiher stammen.

Dämme dürfen nicht entfernt werden

Die Dämme dürfen nicht entfernt werden, schließlich steht der Biber unter strengem Artenschutz. Der Bauhof musste auf Höhe des Sägewerkes Burgbacher Kanalschächte erhöhen, eine Vorsichtsmaßnahme, damit kein Fremdwasser in die Kanalisation fließt. Im Falle eines Hochwassers, so vermutet Boye, würden die Biberdämme weggespült.

Mit Fernglas auf Suche nach neuem Nachbarn

Mit einem Fernglas ausgestattet, versuchen die Anwohner in der Mühlwiesenstraße in Peterzell ihren neuen Nachbarn zu unterschiedlichen Tageszeiten bei der Arbeit zu erwischen. "Ich hab ihn leider noch nicht entdeckt", berichtet ein Anwohner. Doch die Spuren der Nager sind im Umfeld des kleinen Weihers deutlich zu sehen.

u Der Biber ist das größte Nagetier in Europa und wurde durch Bejagung in weiten Teilen Europas ausgerottet. Durch konsequenten Schutz haben sich die Bestände erholt. Er wiegt im Schnitt etwa 18 Kilogramm und kann bis zu 1,20 Meter lang werden. Sein Lebensraum sind fließende und stehende Gewässer sowie deren Uferbereiche. Der Körper ist dem Leben im und am Wasser ausgezeichnet angepasst. Er kann bis zu 20 Minuten lang tauchen.

u Das Revier einer Biberfamilie, umfasst ein bis drei Kilometer Fließgewässerstrecke. Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er bevorzugt Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen und Laubbäume. Von den von ihm gefällten Bäumen verzehrt er Zweige, Rinde und Blätter. Eigentlich ist er jedoch ein pflanzlicher Allesfresser, er ernährt sich auch von Gräsern und Schilf.

u Biber halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Deshalb muss auch im Winter für Nahrung gesorgt werden. Der Biber verwendet beim Abholzen eine "Sanduhrtechnik": Das Holz wird in Form einer Sanduhr benagt, bis der Baum fällt. Je nach Härte des Holzes kann ein Biber in einer Nacht einen bis zu 50 Zentimeter dicken Baum fällen.