Verhandlungen über Entlassungen beginnen am Dienstag. Arbeitnehmer und Arbeitgeber ringen um 130 Stellen.
St. Georgen - Der Betriebsbetreuer von J.G. Weisser, Thomas Bleile, äußert sich zu den angekündigten Entlassungen. Viele Szenarien sind denkbar. Dass 130 Mitarbeiter gehen müssen, ist laut ihm noch nicht gesagt.
Vergangene Woche kündigte das Unternehmen J.G. Weisser an, voraussichtlich 130 Arbeitsplätze abzubauen. Jetzt, am heutigen Dienstag, beginnen die Verhandlungen zu den Entlassungen. Das bedeutet im Klartext: Noch ist nichts entschieden.
Viele Szenarien sind denkbar
Einen direkten Weg zu gehen und den Beschäftigten des Maschinenbauers zu kündigen, dies sei möglich, sagt Thomas Bleile, Geschäftsführer der IG Metall Villingen-Schwenningen. Dazu müsste J.G. Weisser einen Sozialplan erarbeiten und mit dem Betriebsrat vereinbaren, so die gesetzlichen Bestimmungen. Dieser Weg ist allerdings unwahrscheinlich, denn: Noch wird verhandelt und die IG Metall sitzt mit am Tisch.
"Im Moment ist alles denkbar, von einer Insolvenz in zwei Wochen bis zu einem Fünf-Jahres-Plan aus der Krise", sagt Bleile und bleibt vage. Schließlich habe er und die Verhandlungskommission noch nicht einmal richtig in die Geschäftsbücher des Maschinenbauers geschaut. Dies steht am heutigen Dienstag allerdings auf dem Plan.
Fällt der Blick in Bilanz und Gewinn-und-Verlust-Rechnung derart schlecht aus, wie von der Geschäftsleitung angekündigt, läuft das Szenario. "Wir müssen was tun", sagt Bleile. Dann könnte es darum gehen, Zugeständnisse zu machen. Beispielsweise auf Urlaubsgeld und Einmalzahlungen zu verzichten. Auf diesem Wege, so der Gewerkschafter, könnten Entlassungen möglicherweise "ganz verhindert" oder zumindest "abgemildert" werden.
Blick in die Bücher entscheidet
Das "Ziehen und Zerren", wie es Bleile nennt, hat begonnen. Wenn sich J.G. Weisser und seine Belegschaft aufeinander zu bewegen, könnte das Änderungen in den Tarifverträgen herbeiführen. Dort könnten dann Neuerungen, zum Beispiel Stundungen von Urlaubsgeldern, ausgehandelt werden.
Bis dies soweit ist, müsse man sich allerdings erst mit den Gewerkschaftsmitgliedern der Firma einigen. Diese liegen anzahlmäßig im "dreistelligen Bereich", so Bleile. Eine genau Zahl will der Arbeitnehmervertreter im Gespräch nicht nennen. Schließlich wolle man sich nicht der eigenen Verhandlungsposition berauben.
Wie lange das Tauziehen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern andauern könnte, ist derzeit nicht abzusehen. "Mehrere Monate, wie bei den Verhandlungen von EBM-Papst" seien denkbar, sagt Bleile.
Es gehe jetzt darum "gemeinsame Lösungen" zu finden, möglichst auch mit Weitblick, so der Gewerkschafter. So werden bei den Verhandlungen auch strategische Fragen eine Rolle spielen, etwa: Wo soll das Unternehmen in zwei Jahren stehen? Und, welche Investitionen plant J.G. Weisser für seine neuen Geschäftsbereiche? In der Zwischenzeit wartet die Belegschaft auf die Zukunftspläne des Unternehmens.