Auch die Zuhörer, wie hier Jutta Haas, geben ihre Meinungen kund.   Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Aussagekräftiges Podium zum Weltfrauentag / Ehrliche Antworten überzeugen

St. Georgen. "Beruf, Familie, Ehrenamt – Frauen im Spannungsfeld unserer Gesellschaft" war das Thema einer Podiumsdiskussion im Theater im Deutschen Haus. Auffallend bei der rund zweistündigen Veranstaltung war die Ehrlichkeit der Teilnehmer, die gerne mitgemacht haben. Die Moderatorin Sandra Tenschert war bestens vorbereitet – wohl auch durch den St. Georgener Arbeitskreis Frauen, bestehend aus Vertreterinnen von Diakonie, Wirkstatt und Theater im Deutschen Haus.

Bewusste Entscheidung

Tenschert klärte zunächst darüber auf, was es mit "Cappuccinomüttern" auf sich hat. Das sind Mütter, die sich bewusst dafür entschieden haben, für ihren Nachwuchs zu Hause zu bleiben. Oft werden Frauen, die neben der Kindererziehung arbeiten, als Rabenmütter bezeichnet.

Die Teilnehmerinnen wussten so manches darüber zu berichten. So ist Helen Rollinger (Sozialarbeiterin in der Flüchtlingshilfe) auch schon gefragt worden, weshalb sie als Studierte ihre Kinder nicht betreuen lässt und weiter arbeiten geht. Sie hat sich anders entschieden und steht dazu. Die selbstständige Steuerberaterin Sandra Rieger-Tränkle hat zehn Mitarbeiterinnen. Sie hat sich für ihre Berufstätigkeit entschieden. Sie arbeitet oft nachts, wenn die Kinder im Bett sind.

Als alleinerziehende Mutter und voll berufstätig war Tanja Neipp auf die Hilfe ihrer Angehörigen angewiesen. Annette Banholzer (Gleichstellungsbeauftragte beim Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis) ist es wichtig, dass die Frauen dazu stehen, wofür sie sich entschieden haben. Das Umfeld sollte da nicht abfällig darüber hinwegsehen. Rieger-Tränkle meinte: "Es gibt keine optimale Lösung, jeder sollte es so machen, dass er glücklich damit ist."

Wie Ruheständler Erwin Müller als Gründer der Firma "M & M-Software" damit umgegangen ist, ließ er die Besucher wissen. Nach seiner Meinung müssen sich beide Elternteile anpassen, möglich ist das mit Job- oder Time-Sharing. Informatiker seien sehr gefragt. Bei Müller herrscht eine familienfreundliche Unternehmenskultur. Die Kernzeit sei abgeschafft. Die Individualverträge der Mitarbeiter seien an die Lebensmodelle angepasst. Von zehn bis zu 40 Stunden pro Woche ist laut ihm alles möglich.

Keine Zukunftssorgen

Florije Sula ist Personalleiterin bei der evangelischen Altenhilfe. Sie schwärmte davon, dass es hier keine beruflichen Zukunftssorgen gebe. Allerdings herrsche Fachkräftemangel. Werbung für diesen Beruf sei notwendig. So werden junge Menschen in Bosnien und im Kosovo angeworben.

Oft schrecken Interessenten vor den Arbeitszeiten zurück und sind dann überrascht, dass es 39 Stunden sind. Von den 250 Mitarbeitern arbeiten 70 Prozent Teilzeit, darunter sind viele Mütter. Diverse Arbeitszeitmodelle machen dies möglich. Die Moderatorin war sich mit dem Diskussionsteilnehmern einig darüber, dass die Frauen ihren Erfolg wollen müssen. Es ist wichtig, bei sich selbst anzufangen und sich für sein Tun über die Rollenverteilung nicht rechtfertigen zu wollen.

Aus den Besucherreihen meldete sich Manfred Scherer. Sein Fazit: "Mit der Breitbandversorgung tut die Stadt sehr viel, damit von zu Hause aus gearbeitet werden kann." Kritisch merkte er an, dass bei Wahlen Frauen nicht mehrheitlich ihresgleichen wählen.

Besucherin Jutta Haas war der Ansicht, dass Abstriche zu machen sind und die Entscheidung getroffen werden muss, sich ausschließlich um die Kinder zu kümmern. Der Bumerang komme, wenn eine Ehe in die Brüche geht und die Frauen mit finanziellen Nachteilen zu kämpfen haben.