Ein Bild, das noch vor dem Corona-Ausbruch entstand, zeigt, wie der Bauhof arbeitet. Heute gilt mehr Sicherheitsabstand. Foto: Schwarzwälder Bote

Bauhof: Klimaerwärmung setzt neue Schwerpunkte bei der Arbeit / Grünschnitt und Straßenausbesserungen

Die ganze Welt scheint im Ausnahmezustand zu sein. Nicht nur neue Probleme wie das Coronavirus treten in diesen Jahren auf. Auch die Klimaerwärmung ist zunehmend ein Thema. Der Bauhof gibt einen Einblick, wie die Arbeit in schneefreier Zeit abläuft.

St. Georgen. Der Frühling naht, im diesjährigen Winter fiel nur wenig Schnee. Wenn der Bauhof in früheren Jahren noch kräftig mit dem Winterdienst beschäftigt war, setzt die Klimaerwärmung nun neue Schwerpunkte im Arbeitsablauf.

Erhöhter Plastikanteil gefunden

"Man sieht uns", weist Bauhofleiter Hanspeter Boye auf die Präsenz seiner insgesamt 27 Mitarbeiter im Stadtbild hin. Auch wenn es dabei während der schneefreien Winter nicht mehr so sehr ums Räumen und Schneeschippen geht. Die Liste der Arbeiten, die aber auch in einem Winter ohne Schnee erledigt werden können, scheint beinahe endlos.

"Wir haben ganz viel anderes zu tun", so Boye. Als Beispiel nennen er und Bauamtsleiter Alexander Tröndle das Aufbringen von Humus auf der Spielfläche beim Kinder- und Familienzentrum Weidenbächle. Dort wurde im Erdreich ein erhöhter Plastikanteil gefunden, erklärt Tröndle. In Absprache mit dem Landratsamt sei die Lösung erarbeitet worden, eine Humusschicht in einer Dicke von rund 15 Zentimetern aufzubringen. Deshalb habe man auf den verschiedenen Baustellen der Stadt im vergangenen Jahr Humus gesammelt. Dieser könne nun aufgebracht werden. Die Humusdecke werde dann, je nach Witterung im März oder April eingesät, in der Hoffnung, dass die Kinder ab Juni auf der bis dahin gewachsenen Wiese spielen können.

Ein weiterer Schwerpunkt in der kalten Jahreszeit ist der Grünschnitt, der während der Brutzeit von Vögeln, also etwa zwischen März und September, nicht erfolgen dürfe, erklärt Tröndle.

Außerdem bessert der Bauhof die derzeit schneefreien Straßen aus. Löcher werden "geflickt", Randsteine in Ordnung gebracht, Schächte angepasst. Und auch in Verbindung mit den Kanälen gibt es einiges zu tun. Tröndle erwähnt die Anpassung von Regenüberlaufbecken. Mit neuen Berechnungsmöglichkeiten sei besser bestimmbar, wie groß oder hoch die Überlaufbecken sein müssten, um für stärkeren Regen gewappnet zu sein. Bei den Nachbesserungen gehe es dann meist um die Erhöhung von Becken um einige Zentimeter.

Die Arbeitsliste ist noch lange nicht zu Ende: Die Gerätschaften des Bauhofs müssten gewartet werden. So sei die Material- und Bestandspflege ebenfalls ein sinnvoller Zeitvertreib. Während der Wintermonate würden außerdem Teile für die vielen Ruhebänke St. Georgens vorbereitet. Diese Teile würden dann im Mai verwendet, um die Bänke auf Vordermann zu bringen.

Dann gibt es noch die Spielplätze. "Wir können da vieles selber machen, da ist vieles aus Holz", verweist Tröndle auf die Instandsetzung von Spielgeräten durch den Bauhof. Reparaturarbeiten werden auch bei den eingewinterten Tretbooten des Klosterweihers vorgenommen.

Das ganze Jahr über eine wichtige Tätigkeit: die Müllentsorgung. Eine Vollzeitkraft sei mittlerweile das ganze Jahr über damit ausgelastet, die öffentlichen Müllbehälter zu leeren, aber auch illegalen Müll zu sammeln und zu entsorgen.

Im Winter zur Not Überstunden abbauen

Über die Wintermonate häufen sich außerdem diverse Veranstaltungen, weist Tröndle auf Konzerte, den Neujahrsempfang, Fastnachtsbälle und anderes mehr hin. Sofern Corona nicht wie dieses Jahr dazwischenfunkt, sei der Bauhof eingebunden, wenn es etwa darum gehe, Tische und Stühle zu transportieren.

Der Winterdienst falle nicht gänzlich aus, merkt Tröndle an. Auch ohne Schnee bestehe des Öfteren Gefahr von Glatteis und überfrierender Nässe. Auch deshalb sei der Winterdienst gelegentlich im Einsatz.

Angesichts von Überstunden, die das ganze Jahr angesammelt werden, ist der Bauhof auch dankbar, wenn Mitarbeiter an Wintertagen ohne Räumdienst frei nehmen und Überstunden abbauen.

Wenn im Winter die Temperaturen deutlich über null Grad steigen und die Sonne fast schon frühlingsmäßig am Himmel steht, könnte man doch mit den Bauarbeiten im Außenbereich fortfahren. Aber das ist nicht so einfach, merkt St. Georgens Bauamtsleiter Alexander Tröndle an. "Die Baustellen sind alle eingewintert." Tröndle kennt auch die Gründe der Baufirmen. Schließlich könne der Winter doch noch kommen, dann müsste eine Baustelle gleich wieder geschlossen werden. Außerdem hätten die Baufirmen im vergangenen Jahr Hochkonjunktur gehabt und ihre Mitarbeiter viele Überstunden angesammelt. Da werde die Winterzeit genutzt, um verstärkt Überstunden abzubauen.

Die Klimaveränderungen sind für Tröndle deutlich wahrnehmbar. Die Einwinterung der Baustellen erfolge mittlerweile später, im Dezember. früher sei das bereits im November geschehen. Der Winter verlagere sich immer mehr nach hinten. Dafür falle das Frühjahr kürzer aus und es komme gleich der Sommer.