Werner Kammerer sitzt vor seinem mit Einlegearbeiten gefertigten Schrank. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Werner Kammerer hält sich täglich geistig und körperlich fit

St. Georgen. Beim Betreten des Hauses von Werner Kammerer fallen sofort die selbst gefertigten Möbel mit kunstvollen Einlegearbeiten auf. Er sei immer ein Macher gewesen, bestätigt er. Mit den Naturfreunden war er viel unterwegs. Bis vor einigen Jahren ist er wöchentlich im Hallenbad zum Schwimmen gewesen. Ein Heimtrainer steht im Wohnzimmer und wird regelmäßig benutzt.

Kammerers Eltern wohnten erst in der Westendstraße und danach in der Sommerauer Straße. Dort ist er am 18. Juli 1929 auf die Welt gekommen. Am heutigen Donnerstag feiert er seinen 90. Geburtstag mit der Familie.

Acht Jahre besuchte er die Robert-Gerwig-Schule und machte oft einen Besuch bei seinem Großvater. Der wohnte nebenan im nun verschwundenen "Torwartshäusle". Er war Uhrmacher, hatte im Erdgeschoss sein Geschäft.

Kammerer erzählt, dass er und 24 Jugendliche aus St. Georgen der Hitlerjugend angehörten. In Bühl mussten sie Gräben ausheben, die Schaufeln waren oft schwerer und größer als sie selbst. Die Vorgesetzten waren kaum älter als sie.

Im Frühjahr 1944 begann Kammerer seine Lehre als Feinmechaniker bei "Tobias Baeuerle & Söhne". Seine Mutter arbeitete dort halbtags, wurde aber dann ganztags verpflichtet, damit die Firma ihr Soll für die Rüstung erfüllen konnte. Kammerer wurde zum Schlüsselkind. Sein 1905 geborener Vater musste am Sommerauer Tunnel mit der Werkschar Panzersperren ausheben. Drei Jahre war er danach noch in französischer Gefangenschaft.

Der Jubilar musste im ersten Lehrjahr die von den Besatzern beschlagnahmten Maschinen putzen, was ihm nicht gefiel. Vier Monate arbeitete er darauf als Hirtenjunge bei einem Bauer, ehe er seine Lehre fortsetzte.

1960 wechselte er zu Kienzle Apparate nach Villingen als Elektromechaniker. Ein Job, der ihn für die Gerätewartung bis nach Schweden brachte. Per Fernlehrgang bildete er sich in zwei Jahren zum Techniker weiter. Bis Weihnachten 1990 war er dort beschäftigt, seither genießt er den Ruhestand.

Im Jahr 1954 heiratete er Lore Schwarzwälder, die auf dem Roßberg wohnte. Die Eltern erzählten, dass die beiden schon als Kinder miteinander getanzt hätten. Das Ehepaar wohnte zunächst bei den Eltern der Frau. Kammerer plante bereits den Bau des Hauses im Kühlbrunnenweg. Da er handwerklich geschickt ist, hat er viel selbst gemacht. Schon nach einem Jahr Bauzeit zogen sie ein.

1960 erblickte die Tochter Doris das Licht der Welt. Sie ist in St. Georgen verheiratet und hat zwei Töchter. Wehmütig erzählt der Jubilar, dass seine Frau im Jahr 2013 verstorben ist. Sie ist einige Jahre von ihm gepflegt worden. Von einem Schlaganfall hat sie sich nicht mehr erholt und ist mit 83 Jahren verstorben. Sie führten 59 Jahre lang eine gute Ehe, deswegen schmerzt ihn der Verlust besonders.

Kammerer kocht sich jeden Tag sein Essen, montags geht es zum Stammtisch, und der letzte Freitag im Monat gehört den Jahrgängern.

Mit der Herstellung von Möbeln für die Wohnung hat er derweil aufgehört, ist aber immer noch stolz auf die gefertigten. Die verschönern das Wohn- und Esszimmer. Etliche Schränkchen mit Intarsien, mit Schnitzereien verzierte indirekte Beleuchtungen und selbst die Stühle sind Handarbeit. Auf die Frage, ob er ab und zu verreise, antwortet Kammerer: "Ich bin mit meinem tollen Haus so zufrieden, dass ich nicht weg will."