EBM-Papst hat in St. Georgen zwei Werke: Eines davon befindet sich im Gewergebiet Hagenmoos/Engele. Foto: Käfer

Bilanz: Angestellte müssen sich gedulden / Gruppengeschäftsführung bekennt sich zum Standort St. Georgen

In seiner Jahrespressekonferenz zog der Ventilatorenhersteller EBM-Papst Bilanz. Im Fokus stand das Geschäftsjahr 2019/2020. Am Standort St. Georgen lässt das Unternehmen weiterhin Vorsicht walten.

S t. Georgen. "Auf Sicht fahren", "flexibel reagieren", "Aktivitäten breit aufstellen" – es sind generelle Formulierungen, zurückhaltende Aussagen, die im Rahmen der Jahrespressekonferenz von EBM-Papst fallen. Sie zeigen: In der heutigen Zeit ist nichts mehr wirklich sicher, Corona stürzt die Wirtschaft in eine Krise. "Wir stehen vor der größten weltweiten Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg", betont Chief Financial Officer (CFO) Hans Peter Fuchs.

Gestecktes Ziel verfehlt

Dass der Standort St. Georgen, zu dem auch ein Werk in Herbolzheim sowie Lauf an der Pegnitz gehören, mitunter ein Sorgenkind ist, zeigte sich bereits im Jahr 2018, als aufgrund von Problemen im Automotive-Bereich rund 100 Mitarbeiter ihre Schreibtische räumen mussten.

Wie Gruppengeschäftsführer Stefan Brandl erklärt, habe man auch im Halbjahr 2019 Auswirkungen in der Automobilindustrie zu spüren bekommen. Er spricht in diesem Zusammenhang von "deutlichen Bremsspuren", die schlussendlich auch dazu beitrugen, dass man nicht ganz die gewünschten Gesamtergebnisse erzielte. Allein am deutschen Markt habe man, ausgelöst durch die Automobilbranche, einen Rückgang von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.

"Das Ziel, das wir uns gesteckt haben, 2,2 Milliarden Euro Umsatz, war aufgrund der Coronaphase nicht mehr erreichbar." Die gute Nachricht: Immerhin fielen die Umsätze nicht unter das Vorjahresniveau. Mit rund 2,19 Milliarden Euro schloss das Unternehmen mit einem minimalen Wachstum von 0,2 Prozent ab.

Doch das war vor Corona. Denn Brandl räumt ein, dass die gesamte Gruppe seit dem Ausbruch des Virus mit "erheblichen Rückgängen" gegenüber dem Vorjahr leben muss. "Wir sehen aber jetzt im Juni bereits deutlich bessere Tendenzen", beschwichtigt er. Die Aufträge würden wieder steigen. "Natürlich weiß keiner, ob es eine zweite Welle gibt und welche Auswirkung sie haben würde."

Keine Kündigungen geplant

Muss man in St. Georgen also um seinen Job fürchten? Dieser Frage erteilt die Gruppengeschäftsführung ein klares Nein. Bis auf den Standort Landshut, an dem derzeit Restrukturierungsprozesse vonstatten gehen, seien "keine betriebsbedingten Kündigungen geplant", so Brandl.

"Natürlich stellt sich die Frage, wie es weitergeht mit der Automobil-Industrie", räumt er ein. Doch es helfe, dass man den Standort St. Georgen, in dem auch die Antriebstechnik beheimatet ist, in der Vergangenheit bereits einer Restrukturierung unterzogen habe.

Den Umsatz habe man am gesamten Standort um knapp fünf Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2018/19 steigern können. Von den hier rund 1650 Beschäftigten arbeiten 828 in St. Georgen. Man müsse nun, so Brandl, in der Bergstadt und den zugehörigen Werken Investitionen "deutlich vorsichtiger und mit Disziplin" tätigen.

Dass man sich am Hauptsitz in Mulfingen mit der Rückkehr zur Normalität noch schwer tut, zeigt auch der Umstand, dass die Kurzarbeit in St. Georgen, Herbolzheim und Lauf an der Pegnitz weiterhin bestehen bleibt, während sie in Mulfingen und Landshut ab Juli kein Thema mehr sein wird. "Wir fahren weiterhin auf Sicht und bewerten die Lage kontinuierlich neu", kommentiert Pressesprecher Hauke Hannig diesen Umstand.

Momentan liege die durchschnittliche Kurzarbeitsquote bei 20 bis 30 Prozent. "Diese betrifft weiterhin schwerpunktmäßig den Standort Herbolzheim und die Verwaltungsbereiche, hier sind nahezu alle Mitarbeiter noch von Kurzarbeit betroffen, das heißt, sie haben Kurzarbeitstage", so Hannig. Anzahl und Umfang seien "je nach Bereich, Business Unit und Standort sehr unterschiedlich", merkt er an. "Für Juli werden wir die Kurzarbeit weiter reduzieren."

Die schwächelnde Automobilbranche unterziehe sich derzeit einem Wandel, so Brandl. "Wir sind uns alle einig, dass die Transformation in vollem Gange ist", sagt er. Doch aus Sicht von EBM-Papst werde der Verbrennungsmotor noch viele Jahre Bestand haben. Er betont: "St. Georgen ist weiterhin ein wichtiger Ankerpunkt in unserer Strategie."