Antonia Musacchio-Torzilli und Elisabeth Renkert (Zweite und Dritte von links) informieren bei der Kolpingfamilie über die Integrationsarbeit in St. Georgen. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Mitglieder der Kolpingfamilie informieren sich über die Flüchtlingssituation in der Bergstadt

Zu einem Vortrag über die Flüchtlingssituation in St. Georgen und die Möglichkeiten der Integration hatte die Kolpingfamilie eingeladen. Dabei wurde auch mit so manchem Vorurteil aufgeräumt.

St. Georgen. Knapp 20 Mitglieder der Kolpingfamilie nutzten das Angebot zur Information über die Integrationsarbeit in der Bergstadt. Referentinnen waren Antonia Musacchio-Torzilli, Integrationsbeauftragte der Stadt St. Georgen, und ihre Kollegin aus dem Landkreis, Elisabeth Renkert vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes.

Seit nunmehr 26 Jahren sei sie für den DRK-Kreisverband im Auftrag des Landkreises für Flüchtlinge tätig, erzählte Renkert. In der Bergstadt ist sie zuständig für die beiden Gemeinschaftsunterkünfte in der Bahnhofstraße und in der Weidenbächlestraße. 70 Plätze gibt es hier, es seien aber nie mehr als 60 davon besetzt gewesen. Nachdem sich die Situation in den vergangenen 15 Monaten spürbar entspannt habe, seien es derzeit 28 Menschen, in jedem der beiden Häuser 14, die noch in Gemeinschaftsunterkünften lebten. Insgesamt 230 Bewohner belegen derzeit im Landkreis Gemeinschaftsunterkünfte.

Wenn ein Flüchtling nach Deutschland komme, werde er zunächst registriert und nach Karlsruhe geschickt, wo er seinen Asylantrag stellen kann. Danach komme er in eine Erstaufnahmestelle. In Villingen sei diese bereits geschlossen, auch in Donaueschingen seien nur noch wenige Menschen untergebracht.

Nach mehreren Wochen kommen die Asylbewerber in eine Gemeinschaftsunterkunft. Hier stünden ihnen 4,5 Quadratmeter zu. In der Gemeinschaftsunterkunft bleibe der Flüchtling, bis der Asylantrag bearbeitet sei. Normalerweise sollte dies nicht länger als 24 Monate dauern, im Durchschnitt seien es derzeit 15 Monate. Danach erfolge die Ausweisung oder die Anschlussunterbringung.

Die ersten Asylsuchenden in der Bergstadt waren 2012 Tamilen, derzeit seien es ausschließlich syrische Familien, hieß es auf Nachfrage aus dem Kreis der Besucher. Insgesamt seien derzeit in St. Georgen etwa 200 Menschen mit Aufenthaltsgestattung, darunter etwa 70 Kinder.

Da die Sprachvermittlung an erster Stelle stehe, wäre es derzeit nicht allen möglich, sich um Arbeit zu kümmern. Jedoch seien einige bereits schon in der Lage, eine Tätigkeit ausüben zu können. Es sei wichtig, diesen Menschen einen Arbeitsplatz zu vermitteln – schon, um ihnen das Gefühl der Abhängigkeit zu nehmen. "Zwei Jahre Nichtstun sind auch für die Psyche nicht unbedingt gut", so Antonia Musacchio-Torzilli.

Die Ehrenamtlichen hätten sich teilweise wieder zurückgezogen, daher suche sie immer wieder Menschen, die helfen wollen. "Gerade in der Sprachvermittlung fehlen uns die", betonte sie. Auch Fahrdienste könne man anbieten.

Nebenbei räumten die beiden Frauen auch mit der Idee auf, dass die Gäste "gesundheitsmäßig alles bekommen". Den Flüchtlingen stehe eine sogenannte Krankenhilfe zu. Die Unterstützung aus Kirchenkreisen sei ausgezeichnet, erklärte die Rednerin auf Nachfragen. Essensgewohnheiten stellten kein Problem dar, da schon in der Gemeinschaftsunterkunft auf Selbstversorgung gesetzt werde.

Eine Verlockung, die aber fast immer am Geld scheitere, sei das große Angebot an Waren. Und die Smartphones? Die würden nicht bezahlt, stellten aber für die Flüchtlinge zumeist die einzige Verbindung zur Familie dar.