Sie arbeiten Hand in Hand für das Projekt Kompass: Jörg Westermann (hinten, von links), Schulleiter der Robert-Gerwig-Schule, Sozialpädagogin Petra Kroh, Andreas Meßmer vom Bildungsbüro Schwarzwald-Baar-Kreis, Klaus Idler (vorne, von links), Einrichtungsleiter der switch-Gesellschaft für lösungsorientierte Pädagogik, Silke Zube, Amtsleiterin des Kreisjugendamts, Volker Schmidt von Mutpol und Sonderpädagoge Tobias Heggenberger. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder-Bote

Pädagogik: Robert-Gerwig-Schule bietet mit Projekt "Kompass" Anlaufstelle für Schüler mit Problemen

Seit September bündelt das Projekt Kompass an der Robert-Gerwig-Schule die Kompetenzen von Fachleuten aus Schule und Jugendhilfe. Ziel ist es, Schülern mit ihren Problemen zu helfen – und dabei so früh wie möglich einzugreifen.

St. Georgen. Ein Erstklässler kommt ständig zu spät zur Schule, mal vergisst er sein Schwimmzeug, mal sein Vesper. Sein Lehrer verurteilt dieses Verhalten – bis er herausfindet, dass die Mutter des Kindes alkoholkrank ist. Der Sechsjährige muss sich vor der Schule bereits um seine jüngeren Geschwister kümmern, seine Verlässlichkeit in der Schule leidet darunter.

Das Beispiel des Erstklässlers ist nur eines von vielen, mit denen Schulen alltäglich umgehen müssen. An der Robert-Gerwig-Schule in St. Georgen wurde für die Problembewältigung und die Unterstützung der Schüler im Alltag nun das Projekt Kompass ins Leben gerufen, bei dem Fachleute aus Schulen und Jugendhilfe gezielt kooperieren.

"Das Konzept hat zwei Ebenen", erklärt Klaus Idler von "Switch". Einerseits werden Einzelfälle betrachtet und einem aus Sonder- und Sozialpädagogen bestehenden Fallteam vorgetragen. Sowohl Lehrer, Schüler, als auch Eltern können sich an das Fallteam wenden, das sich einmal in der Woche trifft. Die Situationen werden dann analysiert und Vorschläge eingebracht. "Wir machen aber nur das Angebot, der andere muss das wollen", betont Jörg Westermann, Leiter der Robert-Gerwig-Schule. Die Hilfe laufe anonym, kostenlos und unverbindlich ab.

"Wir möchten mehr Qualität in die Bildung bringen"

Die zweite Ebene des Projektes sieht wiederum die allgemeine Verbesserung der Schulsituation vor. In der Robert-Gerwig-Schule etwa gibt es laut Idler unter anderem Verbesserungspotenzial bei der Ganztagesbetreuung. Heterogene Gruppen führen demnach zu Problemen, die man durch ein überarbeitetes Konzept lösen wolle. "Wir möchten mehr Qualität in die Bildung bringen", fasst Idler zusammen.

Das besondere am Projekt Kompass sei, dass verschiedene Institutionen Hand in Hand arbeiten. Kommunikationswege werden dadurch verkürzt, die Erfolgschancen gleichermaßen erhöht. Denn – wie Schulleiter Westermann betont – früher geltende Richtlinien in der Pädagogik seien mittlerweile längst überholt: "Früher war der Unterrichtsausschluss die Lösung des Problems. Aber was bringt das für den Schüler?"

Neben der Robert-Gerwig-Schule beteiligen sich an dem Projekt unter anderem auch die Sonderpädagogische Bildungs- und Betreuungszentren des Schulnetzwerks sowie die Gotthilf-Vollert-Schule aus Tuttlingen.

Das Projekt ist für drei Jahre angesetzt. Im zweiten Jahr soll der Einzugsbereich auf ganz St. Georgen erweitert werden, im dritten Jahr auf die gesamte Region. "Wir müssen gucken, dass wir Kompetenzen an einen Tisch bekommen", sagt Idler. "Denn wir wollen Lösungen finden – zum Wohle des Kindes."

Weitere Informationen: Schüler, Eltern und Lehrer können sich bei Problemen an Petra Kroh, E-Mail p.kroh @switch-vs, Telefon 0176/ 52 16 13 83 (mittwochs, 7.30 bis 9 Uhr, freitags 11 bis 12.30 Uhr), oder an die Robert-Gerwig-Schule, Telefon 07724/91 60 99 12, wenden.