In Hilde Neiningers farbenprächtigem Garten summt und brummt es. Die Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereines setzt auf Artenvielfalt.Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder Bote

Zeigt her eure Pflanzen: Hobbygärtner können sich beweisen / Verein feiert kleines Jubiläum

St. Georgen. Auf dem Tisch vor Hilde Neininger liegt ein dünnes Büchlein. Zehnter Blumenschmuckwettbewerb ist darauf zu lesen. Es ist eine Publikation, die die damalige Vorsitzende Gisela Blum im Jahr 2000 zusammengestellt hat: ein Grußwort des Bürgermeisters, die Geschichte des Wettbewerbs samt Rückblick, alte Zeitungsausschnitte.

44 Anmeldungen gab es damals im Jubiläumsjahr, sogar knapp 60 waren es 1997 gewesen. Eine Zahl, von der der Obst- und Gartenbauverein heute nur noch träumen kann. "So viel Bewerber haben wir schon lange nicht mehr", sagt Neininger und winkt ab.

Die Vereinsvorsitzende hat schon viele Prämierungen miterlebt. Seit 1990 ist sie Mitglied im Verein, 1995 war sie das erste Mal Teil der Jury. "Früher waren wir ja drei oder vier Nachmittage unterwegs", erzählt sie. Die Bewertungen seien um einiges zeitaufwendiger gewesen. Nicht nur wegen der hohen Anzahl an Teilnehmern, sondern auch aufgrund der vielen Details, die einzeln geprüft wurden. "Kübel, Ampel, Trog, Balkon, Fenster...", zählt Neininger nur einige davon auf.

20 Jahre später ist alles anders. Aus dem Blumenschmuckwettbewerb ist längst die Blumen- und Gartenschau geworden. Statt im jährlichen Rhythmus findet sie nur noch alle zwei Jahre statt. Auch die großen Prämierungsveranstaltungen, die früher in der Unterkirche stattfanden, gehören der Vergangenheit an. Die Teilnehmerzahl sank seit 1997 stetig, ehe sie sie sich laut Neininger bei 20 bis 30 Teilnehmern einpendelte.

Trotz der rückläufigen Resonanz hält der Obst- und Gartenbauverein an seiner Aktion fest. "Wenn wir nichts mehr machen, dann sterben wir schon dieses Jahr – und wir wollen ja 100 werden", sagt sie mit Blick auf das bevorstehende Vereinsjubiläum 2021. Die Aussage zeigt nicht zuletzt, wie sehr die Vereinsmitglieder für Blumen und Gärten brennen.

In puncto Pflanzenliebe geht die Vorsitzende mit gutem Beispiel voran. Beim kurzen Rundgang durch den heimischen Garten summt und brummt es in der Luft. "Ich bin für Artenvielfalt", erzählt sie, während es den kleinen Abhang in Richtung der großen Blumenfelder mit Klatschmohn und Spitzwegerich heruntergeht.

Ein Garten spiegle oft die Persönlichkeit der Besitzer wieder, meint Neininger. "Es gibt ordentliche Gärtner, die schneiden die Hecke ganz akkurat, andere lassen auch mal die Brennnesseln stehen und es sieht etwas wilder aus", stellt sie ihre Erfahrungen dar.

Im Hinblick auf das Natur- und Umweltbewusstsein hat sich auch in dem St. Georgener Verein im Vergleich zu früher einiges geändert. In der heutigen Zeit, in der Insekten um ihren Lebensraum bangen und Steingärten der Kampf angesagt wird, sind beim Obst- und Gartenbauverein auch naturnahe Grünflächen in. "Statt Rasen und Rosen ist auch eine Blumenwiese gern gesehen", meint Neininger. "Wir sind für alles und jeden offen."

Wie kreativ mitunter die Ideen sind, zeigen die früheren Zeitungsausschnitte in der alten Jubiläumsschrift: Mal wird ein Boot bepflanzt, mal ein paar ausgediente Schuhe. Letztere fanden sich in einem Garten in Peterzell, erinnert sich Neininger. "Die Ortsteile waren schon immer stärker vertreten als die Kernstadt", sagt sie.

Dabei läuft das der ursprünglichen Idee zuwider. Als Gisela Blum 1991 dem Projekt, das bereits in den 60er-Jahren kurzfristig umgesetzt worden war, wieder neues Leben einhauchte, setzte man sich eigentlich die Verschönerung der Kernstadt zum Ziel. Bunte Blumen statt blasser Beton lautete die Devise. "Das macht halt was her", sagt Neininger über die Farbenpracht im Garten, am Balkon oder der Hausfassade.

Und genau aus diesem Grund hofft der Obst- und Gartenbauverein auch in diesem Jahr wieder auf viele Teilnehmer. Derzeit sind nur 13 Personen angemeldet. Neiningers Hoffnung: Dass man im 20. Jahr wenigstens die 20er-Marke knackt.

Info: Noch bis Mittwoch, 15. Juli, können sich Interessierte bei Ruth Epting, Telefon 07724/ 65 75, zur Blumen- und Gartenschau anmelden. Es zählt der Gesamteindruck. Die Gärten, die von der Straße einzusehen sein sollten, werden im Juli unangekündigt bewertet. Im Oktober findet dann die Prämierung statt. Jeder Teilnehmer erhält ein Präsent.